Montagsspiel in der Bundesliga: Wie ein Haufen unbezahlter Rechnungen
Der neue Montags-Spieltag in der Bundesliga löst bei vielen Fußball-Anhängern Protest aus. Als Erstes empfängt Eintracht Frankfurt das Team von RB Leipzig.
Blue Monday, den traurigsten Montag des Jahres, hat die Menschheit schon hinter sich. Er ist alle Jahre wieder auf den dritten Montag im Januar datiert. An diesem 15. Januar kam nach der Tristesseformel des englischen Psychologen Cliff Arnall alles zusammen, was zum Stimmungskiller taugt: schlechtes Wetter, eine Reihe unbezahlter Rechnungen, gebrochene Neujahrsvorsätze und ein Motivationsloch.
Für so manchen deutschen Fußballfan, der einem Fanklub angehört oder sich zur Ultrafraktion rechnet, ist auch der heutige Montag ein trauriges Datum. Auf dem Spielplan steht das erste reguläre Montagsspiel der Bundesliga-Geschichte: Eintracht Frankfurt gegen RB Leipzig. Ihm werden vier weitere Montagsbegegnungen erster Klasse folgen, die nächste in einer Woche zwischen Borussia Dortmund und dem FC Augsburg. Im Fünferpack sind die Montagsspiele bis einschließlich der Saison 2020/21 mit dem Abschluss der seit dieser Saison gültigen neuen Fernsehverträge institutionalisiert worden.
Fünf aus 306 Bundesligaspielen, das sollte verschmerzbar sein – oder? Dem lauten Protest und den zahlreichen Boykottandrohungen, die der weiteren Aufsplitterung des Spielplans gefolgt sind, steht fürs Erste eine Zahl entgegen, die dafür spricht, dass die Mehrheit der Fußballfans den neuen Termin vergleichsweise gelassen in Kauf nimmt: Es werden 46.000 Zuschauer in der Frankfurter Arena erwartet. 3000 weniger als im Durchschnitt die Spiele der Eintracht sehen, und doch keine beunruhigende Zahl.
Die Zweite Liga, in der das Montagsspiel seit dem 18. Oktober 1993 zum Inventar gehört, hat sich nach vielen Protesten über die Jahre mit diesem Abendspiel am ersten Arbeitstag der Woche arrangiert. Wenn es ab sofort um den Monday Night Football der Bundesliga geht, müssen auch die Anhänger aus den Erstliga-Standorten Frankfurt, Leipzig, Dortmund, Augsburg, Bremen und Köln (Werder trifft am 12. März auf den FC) an diesen Abenden zwischen zwei Werktagen Widrigkeiten auf sich nehmen. Es sei denn, sie verzichten zum Zeichen des Protests gleich ganz darauf, ihrem Lieblingsklub zur Seite zu stehen.
Fünf Montagsspiele, dafür eine englische Woche weniger
„Die Einführung der Montagsspiele bedeutet für den deutschen Fußball den Anfang vom Untergang der aktiven Fanszene, das Fass ist übergelaufen, irgendwann wird es einfach zu viel“, sagt Jugo Jugovic, Sprecher der Frankfurter Fanvertretung „Nordwestkurve“. Ähnlich wird die Lage in Dortmund eingeschätzt, wo sich mehr als 300 Fanklubs dem Fanbündnis „Südtribüne Dortmund“ angeschlossen haben, das zum Totalboykott des Montagsspiels gegen Augsburg aufruft. In Frankfurt dagegen wollen die organisierten Anhänger der Eintracht zwar im Stadion dabei sein, verzichten aber auf die Mitnahme von Bannern, Zaunfahnen und anderen Fanutensilien. Ob sie trotzdem die eigene Mannschaft anfeuern werden, ist die spannende Frage an einem Abend, der auch von massiven Unmutsbekundungen begleitet sein dürfte.
Dabei hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) in dieser Saison eine englische Woche weniger als in den Jahren davor angesetzt. Macht zusammen 52 statt wie in der vorigen Saison 55 in der Regel schwächer besuchte Wochentagsspiele. Der Zweiten Liga, die freitags nur noch zwei statt zuvor drei Spiele austrägt und an fünf Montagabenden frei hat, wenn Bundesliga-Partien ausgetragen werden, bleiben gegenüber der vergangenen Spielzeit 30 Wochentagsspiele erspart.
Dass mit dem Montag als weiterem Erstligaspieltag vor allem kommerzielle Überlegungen einhergingen, weist die DFL vehement zurück. „Auf die fünf Montagsbegegnungen entfällt weniger als ein Prozent der Medienerlöse“, heißt es aus der DFL-Zentrale. Der im Juni mit den Stimmen aller 18 Klubs gefasste Beschluss, auch am Sonntagmittag um 13.30 Uhr (fünfmal) und am Montag zu spielen, habe vielmehr damit zu tun, die Ressourcen der donnerstags geforderten Europa-League-Teilnehmer zu schonen. Axel Hellmann, Vorstandsmitglied der Eintracht Frankfurt Fußball AG, sagte dieser Tage: „Wir müssen akzeptieren, dass unsere Fanszene, und zwar nicht nur Ultras, sondern die gesamte organisierte Fanszene, gegen diesen Montag ist.“ Er selbst tendiere dazu, „auf den Sonntag zurückzugehen“. Mag aber auch sein, dass sie sich in Frankfurt und anderswo mit dem Blue Monday arrangiert haben werden. Er steht ja nur fünfmal auf dem Spielplan.