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Wirt Larry Heer im "Alois S.". Er sagt: "Aus gastronomischer Sicht sind Montagsspiele natürlich ein Glücksfall."
© Mike Wolff

Erstes Bundesligaspiel am Wochenanfang: Hertha-Fans protestieren gegen Montagsspiele

Im Olympiastadion hing ein Plakat im leeren Stadion, in Prenzlauer Berg sind die Fans unentschieden. Auch der Wirt hat eine klare Meinung. Und Sie?

Es gibt kaum ein Thema in den deutschen Fankurven dieser Tage, das umstrittener als dieses: Montagsspiele in Bundesliga. "Was hältst du davon?" Die einen freuen sich über freie Wochenende mit der Familie, die anderen halten am traditionellen Sonnabend fest ("Als Nächstes spielen wir dann Samstag zum Frühstück, oder wie?").

Stiller Protest im leeren Olympiastadion

Am Montagabend fand nun das erste Spiel statt, prompt gab es auch Protest in Berlin. Im Olympiastadion hatten Fans von Hertha BSC ein Plakat aufgehängt in einer ganz leeren Fankurve. Darunter hing das Plakat: "´Montags im Stadion - ohne uns!" Das Foto kursiert seit Stunden bei Facebook; auf die Anzeigetafel wurde der Slogan "So sollte ein Stadion am Montagabend aussehen" geschrieben.

"Montags im Stadion - ohne uns!" Dieses Foto aus dem leeren Olympiastadion von Montagabend macht die Runde bei Facebook.
"Montags im Stadion - ohne uns!" Dieses Foto aus dem leeren Olympiastadion von Montagabend macht die Runde bei Facebook.
© Tsp

Nun fand am ersten Montagspiel der Ersten Liga ein mehr als packendes Spiel statt. Kneipen, die montags "Ruhetag" haben und es sich nicht leisten wollen oder können, auch noch am siebten Tag in der Woche Fußball zu zeigen, werden es bereut haben. Werder spielte gegen Stuttgart, es war ein packender, fulminanter Fußballabend.

200 Fans von Werder Bremen feiern in Prenzlauer Berg

Senefelderstraße, Prenzlauer Berg. Ursprungsorts des Lärms war hier die Werderkneipe Alois S., in die sich 200 Werder-Fans zwängten. Ein Gast, Nico Blume, sagt: Wenn Werder spiele, müsse man das Team einfach unterstützen - auch an einem Montag findet er. Trotzdem gefällt ihm die neue Anstoßzeit eigentlich nicht. "Montagsspiele gehören der 2. Liga, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen." Deutlich drastischer drückt sich Hartmud Basan aus: "Montagsspiele sind total beschissen", ärgert sich Basan, der seit zwölf Jahren ins Alois pilgert. Er sei mit den Sonnabend-Spielen groß geworden und findet vor allem die Spannung bei gleichzeitigen Spielen attraktiv. Den neuen Termin lehnt er kategorisch ab: "Ich würde niemals ein Montagsspiel im Stadion besuchen."

Montagabend in Prenzlauer Berg. Die Kneipe der Werder-Fans.
Montagabend in Prenzlauer Berg. Die Kneipe der Werder-Fans.
© Felix Hackenbruch

Und was sagt das Personal? Arin Arsenidis sieht das entspannt: "Ich bin Barkeeper, da ist Montag mein Sonntag, deswegen würde ich auch auf Auswärtsspiele fahren", erklärt der Bremer, der für ein paar Tage nach Berlin gekommen ist.

Mehrkosten für die TV-Ausstrahlung?

Auch Willy Weiland, Präsident des Berliner Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) und langjähriger Generaldirektor des Intercontinental Hotels, sieht die neuen Montagsspiele gelassen: "Das ist ein interessantes Experiment und Berlin ist eine kreative Stadt, in der die Gastronomen sicherlich Lösungen finden werden." Allerdings befürchtet er durch einen neuen Fernsehvertrag mit Montagsspielen auch Mehrkosten für Ausstrahlungsrechte. "Wir haben da schon fast eine Monopolisierung. Gerade Profisport ist ein wichtiger Faktor der Integration und die wird durch viel zu hohe Gebühren unterbrochen", sagt er bedauernd. Zwar sei DEHOGA in Berlin und bundesweit mit Anbietern und der GEMA in Verhandlungen, aber man komme einfach nicht weiter, beklagt Weiland.
Lothar Heer, dem die Kneipe im Prenzlauer Berg seit 15 Jahren gehört, teilt die Sorgen des DEHOGA-Präsidenten. 1000 Euro bezahle er schon jetzt monatlich für die Fußballübertragungsrechte, Tendenz steigend. "Ich glaube, man versucht die Kneipenguckerei zu beenden, damit die Fans in ein privates Abo gedrängt werden", ist er überzeugt. Trotzdem kann der Wirt, der von seinen Gästen nur Larry gerufen wird, den Montagsspielen auch etwas Positives abgewinnen: "Aus gastronomischer Sicht sind Montagsspiele natürlich ein Glücksfall", sagt der ursprüngliche Bayern-Fan. Ruhetage habe er schließlich eh keine. Dann muss er wieder Bier zapfen. Vom Spiel bekommt er nichts mit, dafür stimmen die Bremer-Fans nach dem 6:2 wieder Gesänge an. "Oh wie ist das schön. So was hat man lange nicht gesehen", schallt es durch den Kiez.
 

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