Fußball-WM 2018: Warum Mexikos Kapitän Rafael Marquez US-Sanktionen drohen
Rafael Marquez steht auf der schwarzen Liste des US-Finanzministeriums. Mexikos Verband achtet deshalb peinlich genau auf Sanktionsauflagen. Spieler des Spiels sollte der Kapitän besser nicht werden.
„Dafür stehe ich mit meinem Namen“, gibt Claus Hipp Eltern auf Nahrungssuche seit jeher sein Qualitätsversprechen. Einer, der so schnell nicht mehr mit seinem Namen für irgendetwas stehen wird, ist Mexikos Nationalmannschaftskapitän Rafael Marquez. Zumindest, wenn es dabei auch nur im entferntesten um die Vereinigten Staaten von Amerika geht.
Denn der 39-Jährige steht seit etwa einem Jahr auf der schwarzen Listen des amerikanischen Finanzministeriums. Marquez wird vorgeworfen, Geld für den mexikanischen Drogenbaron Raul Flores Hernandez gewaschen zu haben. Mehrjährige Untersuchungen hätten dies ergeben. Auch wenn er die Vorwürfe bis heute vehement abstreitet, wurde das gesamte US-Vermögen des ehemaligen Spielers der New York Red Bulls eingefroren. Auch seine mexikanischen Vermögenswerte mit Verbindung zum amerikanischen Finanzmarkt sind betroffen. Prämien erhält Marquez in Russland keine. Unternehmen, Privatpersonen und Banken aus den USA ist jeglicher Kontakt zu „El Kaiser“, wie sie den Kultkapitän in Mexiko ehrfürchtig nennen, untersagt.
Und das sorgt bei der Weltmeisterschaft für einige kuriose Komplikationen: Trinkflaschen von Powerade müssen in mühsamer Handarbeit von sämtlichen Etiketten befreit werden. Weil Coca-Cola auf den Aufwärmshirts der Nationalmannschaft wirbt, braucht der routinierte Abwehrspieler gesonderte Trainingsklamotten. Interviews vor einer Sponsorenwand der Fifa sind strengstens untersagt, schließlich prangern dort die Logos von VISA, Coca-Cola, McDonald's und Budweiser. Und zu guter Letzt sollte Rafael Marquez doch bitteschön darauf achten, keine allzu starken Leistungen bei dieser WM zu zeigen. Die Ernennung zum „Mann des Spiels“ wird nämlich ebenfalls von Budweiser gesponsert.
"Die Strafen sind in solchen Fällen drastisch"
So schräg diese Vorgaben mitunter klingen, so ernst werden sie von allen Beteiligten genommen. „Die Strafen sind in solchen Fällen sehr drastisch“, erklärt Rechtsanwalt Oliver Krischik, der sich auf Sanktionen des US-Finanzministeriums spezialisiert hat, der „New York Times“. Jeder unwissentliche Übertritt kostet an die 1,5 Millionen Dollar, jeder wissentliche bis zu zehn Millionen. Beteiligte Personen erwarten bei mutwilliger Missachtung im Maximalfall 30 Jahre Haft. Entsprechend kooperativ gibt sich auch der mexikanische Fußballverband: „Wir haben unseren WM-Aufenthalt darauf ausgerichtet, keine Sanktionsauflagen der USA zu verletzen.“
Bisher zeigen sich die Mexikaner von dem Wirbel um ihren Kapitän, der zum fünften Mal an einer Weltmeisterschaft teilnimmt, allerdings wenig beeindruckt. Zum Auftakt schlug „El Tri“ Weltmeister Deutschland mit 1:0. Marquez wurde in der 74. Minute eingewechselt. Die Zeiten, in denen der Innenverteidiger Mexiko vom Spielfeld aus anführte, sind vorbei.
Trainer Juan Carlos Osorio betont dennoch: „Es gibt keine Diskussion: Außerhalb des Platzes ist er der Spieler, der am meisten Einfluss auf das Team hat.“ Im positiven Sinne, versteht sich. Eine Sache hilft allen Beteiligten: Die USA sind nicht qualifiziert.
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Niklas Levinsohn