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Zwei in eins. Marko Grujic erfüllt im Mittelfeld sowohl die defensiven Anforderungen als auch die offensiven – das macht ihn für Hertha so wertvoll.
© O. Behrendt/Imago

Comeback gegen die TSG Hoffenheim?: Warum Hertha BSC Marko Grujic braucht

Hertha BSC hofft für das Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim auf die Rückkehr des serbischen Nationalspielers, der vom FC Liverpool ausgeliehen ist.

Bei der Übung im Training war die angreifende Mannschaft eindeutig im Vorteil, trotzdem muss man diesen Vorteil erst einmal auf diese Weise ausspielen. Pal Dardai, der Trainer von Hertha BSC, ließ in dieser Woche vermehrt Umschaltsituationen üben, weil er im Heimspiel am Samstag gegen die TSG Hoffenheim vermehrt Umschaltsituationen erwartet. Drei Angreifer sahen sich lediglich zwei Verteidigern gegenüber. Der Ball kam von der rechten Seite in die Mitte zu Marko Grujic, der Serbe leitete ihn per Hacke weiter nach links zu Per Skjelbred, und der traf mit einem überlegten Schuss ins lange Eck.

Eine derartige Kombination wird es am Samstag im Olympiastadion aller Wahrscheinlichkeit nicht zu sehen geben, weil Grujic und Skjelbred aller Wahrscheinlichkeit nicht zusammen in Herthas Mittelfeld auflaufen werden. Zumindest nicht in der Startelf. Die Frage, die Trainer Dardai bis zum Anpfiff noch beantworten muss, lautet: Grujic oder Skjelbred? „Beide sind sehr gute Lösungen. Für mich ist egal, wer von beiden spielt“, sagt der Ungar. „Wichtig ist, dass wir am Ende des Spiels drei Punkte haben.“

Wichtig ist aber auch, dass Dardai sich diese Frage überhaupt schon wieder stellen muss. Marko Grujic, 22 Jahre alt, Leihgabe vom Champions-League-Finalisten FC Liverpool, hat seit neun Wochen nicht mehr für die Berliner gespielt, nachdem ihn der Gladbacher Patrick Herrmann mit einer bösen Grätsche am Sprunggelenk erwischt hatte. Dardai würde sein Fehlen natürlich nie für die missliche Phase der Berliner in der Fußball-Bundesliga verantwortlich machen. Aber das muss er auch gar nicht. Dazu reicht schon ein Blick auf die Zahlen. Nach Grujics letztem Spiel belegte Hertha Platz zwei in der Tabelle, zwei Punkte hinter dem Spitzenreiter Bayern und zwei Punkte vor Borussia Dortmund. Zwei Monate später sind die Berliner nur noch Achter – mit elf Punkten Rückstand auf den Tabellenführer Dortmund. Mit Grujic holte Hertha in den ersten vier Spielen zehn Punkte (2,5 im Schnitt), ohne ihn waren es nur noch sechs in sieben Begegnungen (0,85). „Mit ihm haben wir eine andere Spielweise, eine andere Vertikalität“, sagt Dardai. „Er ist ruhig, setzt sich ab, zeigt an: Gebt mir den Ball! Aber das muss er jetzt erst wieder bestätigen. Er war lange verletzt.“

Ohne Grujic ist Duda wieder nur ein Mitläufer

Einen Spieler dieser Kategorie, so Dardai, hatte Hertha bisher nicht – einen, der nach vorne ähnlich stark ist wie nach hinten und mit dem Ball ebenso wertvoll ist wie gegen ihn. „Wenn so einer vor dir steht, versuchst du automatisch, außen rum zu spielen und nicht durch die Mitte“, sagt Herthas Trainer. „Und wenn wir angreifen, ist er vorne in der Box. Er hat diese Gier, Tore zu machen.“ Vom ersten Moment an stach Grujic mit seiner Präsenz aus der Mannschaft heraus – ohne deswegen seine Mitspieler an den Rand zu drängen. Im Gegenteil: Er macht sie besser. Ondrej Duda zum Beispiel, der bei Hertha zwei Jahre lang nur ein Mitläufer war, zu Saisonbeginn als Zehner plötzlich ligaweit Aufsehen erregte und zuletzt wieder eher wie ein Mitläufer wirkte. In den drei Spielen, in denen der Slowake zusammen mit Grujic in der Startelf stand, gelangen ihm vier Tore; in den acht Begegnungen ohne Grujic waren es nur zwei.

„Wir freuen uns, dass er wieder einsatzbereit ist“, sagt Herthas Manager Michael Preetz. Nach zuletzt fünf Spielen ohne Sieg und zwei Niederlagen hintereinander können die Berliner Grujics Fähigkeiten gut brauchen. Aber noch hat Dardai nicht entschieden, ob er den Serben gegen die auswärtsstarken Hoffenheimer wirklich schon von Anfang an bringen soll: „Ich bin noch nicht sicher, ob er 90 Minuten schafft.“ Seit zwei Wochen ist Grujic zurück im Mannschaftstraining, und in der vergangenen Woche stand er beim Test gegen den Zweitligisten Erzgebirge Aue erstmals bei einem Spiel für gut eine Stunde auf dem Fußballplatz. „Ich hatte keine Schmerzen – das war für mich das Wichtigste“, sagte Grujic nach seinem Comeback. Dass ihm, wie Dardai feststellte, noch die Spielpraxis fehlte, ist nach einer derartig langen Pause alles andere als ungewöhnlich.

„Es sieht jetzt ordentlich aus“, sagte Herthas Trainer in dieser Woche über seine Eindrücke aus dem Training. Aber vor der finalen Entscheidung über Grujics Einsatz gegen Hoffenheim soll auch der Fitnesstrainer noch seine Einschätzung abgeben. Dardai will angesichts der Personalsituation nichts überstürzen. „Trotz Trainingssteuerung, trotz Datenbank haben wir ziemlich viele Verletzte“, sagt er. „Bei Marko wollen wir daher kein Eigentor schießen.“

Manager Preetz hofft, dass Grujic länger in Berlin bleibt

Grujic wird bei Hertha noch gebraucht. Mindestens bis zum Saisonende. Und am liebsten sogar noch darüber hinaus. Die Chance, dass es so kommt, ist überschaubar. Der FC Liverpool hat den serbischen WM-Teilnehmer nur für ein Jahr nach Berlin verliehen. Und selbst wenn er im kommenden Sommer keine Verwendung für ihn in seinem Luxuskader sieht, so dürften die Engländer für ihn einen Preis aufrufen, der für Hertha nur schwer zu stemmen wäre. „Dass wir uns freuen würden, wenn er länger hier bleibt, das ist bekannt“, sagt Manager Preetz. „Und natürlich werden wir auf der Strecke auch mal mit den Kollegen aus Liverpool über ein Szenario sprechen, das über den Sommer hinaus geht. Aber ich fürchte: Mit einer schnellen Antwort ist da nicht zu rechnen.“

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