Spitzenhockey beim BHC - ohne den BHC: Und der Berliner HC schaut nur zu
Am Wochenende spielt die Hockey-Nationalmannschaft auf der Anlage des Berliner HC. Spielerinnen des Klubs gehören nicht zum deutschen Kader. Neu ist das nicht.
Berlin - Götz Faude freut sich auf das Viernationenturnier beim Berliner HC. Er freut sich darauf, „dass wir zeigen können, was für eine schöne Anlage wir haben“. Auch Natascha Keller freut sich. Sie findet es schön, „mal wieder Länderspiele auf der eigenen Anlage zu sehen“ und die wenigen verbliebenen Nationalspielerinnen aus ihrer aktiven Zeit zu treffen. Spielerinnen vom Berliner HC zählen leider nicht dazu. Der Klub stellt den Platz für den Four Nations Cup mit Spielen der Nationalmannschaft gegen Irland (Donnerstag, 19 Uhr), Südkorea (Freitag, 19 Uhr) und China (Sonntag, 14 Uhr) zur Verfügung; Mieketine Hayn, die als Back-up dem Kader angehört, stammt aus dem BHC-Nachwuchs, und der Großvater von Nationalspielerin Nike Lorenz (Mannheimer HC) war mal Präsident des Klubs – darüber hinaus aber ist der Berliner HC bei der Veranstaltung nicht weiter vertreten.
Eine Ausnahme ist das inzwischen nicht mehr. Vom BHC war „lange keine Spielerin mehr bei einem Weltturnier dabei“, sagt Bundestrainer Jamilon Mülders.
Götz Faude, der Präsident des Klubs, hält das für eine Phase, die vorübergeht. „Es wird auch wieder Nationalspielerinnen vom BHC geben“, sagt er. Pahila Arnold, 22, zählt zumindest zum erweiterten Kader. Die jüngere Schwester des frühere Nationalspielers Pilt Arnold hat vor zwei Monaten bei zwei Testspielen gegen Belgien ihr Debüt für die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) gefeiert und sogar ein Tor erzielt. Bundestrainer Mülders hält Arnold für eine „spannende Spielerin“, die schon mal ihre Visitenkarte hinterlassen habe.
Bundestrainer Mülders hat die Nachwuchsarbeit kritisiert
Für Natascha Keller, die mit ihrem Bruder Florian die BHC-Frauen trainiert, war Arnolds Nominierung „die Konsequenz aus ihren Leistungen in der Bundesliga“. Von den Länderspielen sei sie ganz begeistert wiedergekommen – und zusätzlich motiviert. Dass der Klub wieder eine Nationalspielerin habe, sei auch „schön für uns“, sagt Keller. „Das zieht alle anderen mit.“ Zu ihrer aktiven Zeit gab es nie Zweifel, dass der BHC in der Nationalmannschaft vertreten ist – schon wegen Natascha Keller. Mit 425 Länderspielen ist sie Deutschlands Rekordnationalspielerin. Und zu Lehrgängen oder Länderspielen ist sie selten allein aus Berlin angereist. Doch das hat sich geändert. Zufall sei das nicht, hat Bundestrainer Mülders vor zweieinhalb Jahren gesagt. „Der BHC hat keine gute Jugendarbeit gemacht. Er hat sich ausgeruht auf der Vergangenheit. Es gibt große Löcher und wenig Talente.“
In der Bundesliga gehört der BHC längst nicht mehr zur Spitze. Sowohl die Männer als auch die Frauen haben die Saison auf Platz acht (von zwölf Teams) abgeschlossen. Bei den Männern gehören immerhin noch Martin Häner, 28, und Martin Zwicker, 30, dem A-Kader an. Trotzdem sagt Frauen-Bundestrainer Mülders: „Im männlichen Bereich hinkt der BHC echt hinterher.“ Natürlich hat das auch etwas mit der finanziellen Ausstattung des Klubs zu tun. Oder besser: dem finanziellen Mangel. Die Top-Teams der Liga sind dem BHC in dieser Hinsicht inzwischen weit voraus. Sie zahlen ihren Spielern vergleichsweise auskömmliche Honorare, während die Berliner weiterhin reine Amateure sind.
Der neue Präsident sucht neue Sponsoren
„Es macht uns extrem stolz, dass bei uns keiner einen Pfennig bekommt“, hat der frühere BHC-Präsident Michael Stiebitz vor vier Jahren gesagt. Sein Nachfolger Faude glaubt, dass sich der Klub von dieser Vorstellung verabschieden müsse – „oder wir riskieren unsere Stellung in der Bundesliga“. Faude ist vor zwei Monaten angetreten, um die Einnahmensituation durch die Akquise neuer Sponsoren deutlich zu verbessern. „Ich weiß, dass es schwierig ist“, sagt er. Trotzdem sei er eher optimistisch, als verzweifelt.
Bundestrainer Mülders rät dem BHC, im nationalen Rahmen das zu werden, was der DHB im Welthockey sei. Die Nationalmannschaften können finanziell auch nicht mit Holland, England oder Australien konkurrieren, trotzdem behaupten sie sich seit Jahrzehnten in der Weltspitze. „Der BHC muss sich seiner eigenen Qualität bewusst sein“, sagt Mülders. Sich auf seine Stärken konzentrieren und kreativer sein als die finanziell besser ausgestattete Konkurrenz aus Köln, Hamburg oder Mannheim. Mülders klingt, zumindest mit Blick auf die Frauen des BHC, längst nicht mehr so desillusioniert wie noch vor zweieinhalb Jahren. „Keller & Keller machen das super“, sagt er. „Die Entwicklung zeigt eindeutig nach oben.“
An diesem Vorbild orientiert sich der BHC auch für sein Männerteam. Der Klub befindet sich laut Präsident Faude gerade in konkreten Verhandlungen mit einem neuen Trainer. Wenn das so klappe, wie sie sich das vorstellten, „werden wir einen echten Schritt nach vorne machen“.
Stefan Hermanns