Eishockey-Nationaltrainer: Sturm: "Der Abschied fällt mir nicht leicht"
Bei einer Pressekonferenz in Krefeld erklärt Marco Sturm, wie er in die NHL abgeworben wurde. Nun will muss DEB einen Ersatz für den Erfolgstrainer finden.
Marco Sturm weiß, woran es gelegen hat: Die Olympischen Spiele in Pyeongchang, bei denen er im Februar mit der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft sensationell Silber gewann, haben ihn als Coach in die National Hockey League (NHL) katapultiert. "Olympia hat einiges verändert, Olympia verfolgt die ganze Welt, auch die NHL", sagte der 40-Jährige am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Krefeld, wo am Donnerstag der Deutschland Cup beginnt. Es ist Sturms letztes Turnier als Eishockey-Bundestrainer, schon am Montag fliegt er nach Los Angeles und heuert dort bei den Kings als Assistent des neuen Coaches Willie Desjardins an.
Den Kanadier kennt er, wie er sagte, nur flüchtig aus Pyeongchang, dort war der 61-jährige Trainer des Team Kanada. Die Entscheidung, Sturm zu verpflichten, fällte die Klubleitung der L.A. Kings, die mit Sturm, der in der NHL als Spieler mehr als 1000 Partien absolvierte, offenbar längerfristig plant. Jedenfalls erhielt er einen Vertrag bis 2021. "Sonst hätte ich es auch nicht gemacht, der Abschied fällt mir nicht leicht", sagte Sturm. Seine Familie bleibt zunächst in Landshut und wird Weihnachten auch nach Kalifornien reisen.
Das Amt des Bundestrainers hatte Sturm im Sommer 2015 übernommen, ohne jegliche Erfahrung als Trainer im Profibereich. Franz Reindl, der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), muss nun einen Nachfolger finden. Er hatte damals die Idee gehabt, Sturm ins Amt zu befördern. "Mit Marco, das war ein Glücksfall. Und man kann nicht erwarten, zweimal das gleiche Glück zu haben. Man kann es nicht ausschließen, aber es ist schwer." Am Wochenende sollen in den diversen DEB-Gremien Gespräche stattfinden, in denen das Profil des neuen Trainers umrissen werden soll. Klar ist bisher nur, dass es wieder ein deutschsprachiger Coach sein soll. "Wir sind mit der Nationalmannschaft auf einem ganz guten Weg, jetzt wechselt der Lokführer. Und wir müssen einen neuen installieren", sagte Reindl. "Die Reputation des deutschen Eishockeys ist eine andere geworden", erklärte er weiter – und spielte dabei auf Olympia an. Dadurch gebe es eine größere Auswahl an Trainern als in anderen Zeiten. Er erhalte viele Anrufe von Interessenten – Reindl: "Man braucht jemanden, der Charisma hat."
Es gibt zwei Modelle, die Reindl für möglich hält: Entweder der DEB verpflichtet einen Trainer, der wie Sturm General Manager und Bundestrainer in Personalunion ist. Oder man splittet das Amt und besetzt es mit zwei Personen. Ein möglicher Kandidat für den Posten eines General Manager könnte der im Frühjahr zurückgetretene Ex-NHL-Star Christian Ehrhoff (36) sein, der in Krefeld wohnt und am Donnerstag den Puck zum Eröffnungsbully einwerfen wird. Einen festen Zeitplan für die Trainersuche hat Reindl nicht. "Das kann man nicht übers Knie brechen. Wir starten am Wochenende und machen nächste Woche intensiv weiter."
Ein besonderes Abschiedsgeschenk für Marco Sturm wird es nicht geben. "Mit den Jungs zusammen zu sein", sagte Sturm, "den Deutschland Cup zu spielen, das ist für mich das schönste Geschenk." Die DEB-Auswahl trifft am Donnerstag im Königpalast auf Russland (19 Uhr), am Samstag auf die Schweiz (13.30 Uhr) und Sonntag auf die Slowakei (14.30 Uhr). Sturm strich am Mittwoch den Kölner Stürmer Felix Schütz aus dem Kader, da Nordamerika-Rückkehrer und Neu-Münchner Yasin Ehliz zum Team stößt. Der Münchner Yannik Seidenberg sagte ab. Von den Eisbären ist Marcel Noebels dabei.
Christiane Mitatselis