So wie Niki Lauda: Sportler und ihre Karrieren nach der Karriere
Einige Weltstars des Sports haben ihrer Laufbahn später ein weiteres, interessantes Kapitel hinzugefügt - als Grillverkäufer, Tänzer oder Politiker.
Noch zu seiner Zeit in der Formel 1 sprach Niki Lauda den schönen Satz: „Ich habe es satt, im Kreis zu fahren!“ Die Welt des Sports war dem am Montag im Alter von 70 Jahren verstorbenen Österreicher zu klein, also machte er danach Karriere als Unternehmer, vor allem in der Luftfahrt. Lauda war nicht der erste und nicht der letzte Athlet auf höchstem Niveau, der eine neue Herausforderung suchte. Ein Überblick:
George Foreman, 70
Die Geschäftsidee, die George Foreman reicher machen sollte als seine Karriere als Profiboxer, interessierte den Mann mit der harten Linksauslage zunächst gar nicht. Ein Anwalt namens Sam Perlmutter zeigte Foreman Mitte der Neunzigerjahre den fett-reduzierenden Grill der Firma Salton Inc. Der war in einer Schräglage designt, sodass das Fett beim Grillen in einen Behälter unter der Platte entrinnen konnte. „Ich habe nur gesagt, dass ich mich nicht für Spielzeuge interessiere“, sagte Foreman jüngst rückblickend zum TV-Sender CNBC.
Ein halbes Jahr später probierte seine Frau den Grill aus und servierte Foreman einen Hamburger, der alles veränderte: „Das Fett verschwand komplett aus dem Fleisch, es war köstlich“, staunte er. Was folgte, ist eine Erfolgsgeschichte sondergleichen: Der „George Foreman Grill“ verkaufte sich ab 1994 bis heute über 100 Millionen Mal. 1999 kaufte ihm die Firma Salton Inc. seine Namensrechte für den Grill für 138 Millionen Dollar ab. Insgesamt soll Foreman, der auch deutsche Schäferhunde züchtet und bereits mehrmals Gast bei der Schäferhund-WM in Meppen war, rund 200 Millionen Dollar dank der Grills verdient haben. Seiner Frau sei Dank.
José Leandro Andrade, 55
Im Nachhinein ist schwer zu sagen, was José Leandro Andrade damals hauptberuflich gemacht hat. Ja, er war der wohl beste Fußballspieler der Zwanziger Jahre, Olympiasieger 1924 und 1928, dazu 1930 Anführer der uruguayischen Mannschaft, die daheim in Montevideo die erste Weltmeisterschaft gewann. Aber wer konnte damals schon vom Fußball leben? Noch dazu als Schwarzer, das war auch im aufgeklärten Uruguay ein nicht so leicht zu kaschierendes Handicap. Mindestens genauso erfolgreich war Andrade als Tänzer, das war auch seinem Spiel anzusehen. Als ihn in Paris mal ein Reporter fragte, wo die Südamerikaner denn die von ihnen virtuos beherrschte Kunst des Dribblings erlernt hätten, verwies Andrade ihn auf eine frühere Karriere als Hühnerdieb: Er sei mit dem Ball am Fuß gern im Zickzackkurs dem flüchtenden Federvieh hinterhergejagt.
Ansonsten vertrieb sich Andrade die Zeit zwischen den Spielen bei Konzerten mit seiner Band, sie nannte sich „Die armen kubanischen Neger“ und trat gemeinsam mit Josephine Baker auf. Einmal wollte ihn ein Mannschaftskollege zum Training abholen und wartete zweifelnden Blickes an der angegebenen Adresse, einer Pariser Villa. „Ah, oui, Monsieur Andrade“, flötete das herbeigeklingelte Dienstmädchen. Kurz darauf erschien Andrade in einem seidenen Kimono, gefolgt von spärlich bekleideten Damen. Eine schöne Geschichte, aber sie fand kein schönes Ende. José Leandro Andrade nahm aus Europa vergänglichen Weltruhm mit nach Hause und eine bleibende Syphilis. Nach seiner Fußballkarriere verfiel er dem Alkohol und starb mit 55 Jahren in einem Armenhaus von Montevideo
Gabriela Sabatini, 49
Noch während sich die Argentinierin Gabriela Sabatini wiederholt an Steffi Graf die Zähne ausbiss, legte sie den Grundstein für ihre Karriere nach der Karriere. 1989 erteilte sie der deutschen Firma Mühlens die Lizenz, eine Reihe von verschiedenen Düften unter ihrem Namen zu produzieren. Im selben Jahr erschien das erste und nach Sabatini selbst benannte Parfum. Es wurde zum Erfolg. Seitdem erschienen 17 weitere Düfte, die sich, so sagte es ihr Agent Patricio Apey dem Online-Medium sportsbusinessdaily.com, jährlich mehrere zehn Millionen Mal verkaufen würden. Deutschland hätte dabei jahrelang den größten Markt gebildet, mittlerweile würden die meisten Flacons aber in Brasilien abgesetzt werden. Als Markenbotschafterin fliegt Sabatini, die im Tennis rund neun Millionen Euro an Preisgeldern einspielte, um die ganze Welt, das Parfum ist heute ihre Haupteinnahmequelle. Außerdem gibt es mittlerweile auch eine spezielle Rosenzüchtung unter ihrem Namen.
Witali Klitschko, 47
Für Witali Klitschko ging es nach seiner erfolgreichen Karriere als Boxer in die Politik. Seit 2014 ist der langjährige Weltmeister im Schwergewicht der Bürgermeister von Kiew. Der Weg dahin war nicht immer leicht. 2006 und 2008 verlor er die Wahlen zum Bürgermeister als Spitzenkandidat des Wahlbündnisses „Block Witali Klitschko“ noch. 2010 wurde er Vorsitzender der Partei Ukrainische demokratische Allianz für Reformen, kurz Udar, mit dem er wiederum zwei Jahre später mit 13,9 Prozent der Wählerstimmen als drittgrößte Kraft ins Parlament einzog.
Mittlerweile ist die Udar Teil des Blocks Poroschenko, zu dessen Vorsitzenden Klitschko ebenfalls ernannt wurde. Kritik an Klitschko gab es während der Euro-Maidan-Proteste, als er sich unter anderem mit der rechtsextremen Swoboda-Partei verbündet hatte. Damit hätte Klitschko laut der Friedrich-Ebert-Stiftung die „Swoboda in den Augen der Öffentlichkeit vom Stigma befreit und sie legitimiert“. Klitschko selbst erklärte, dass sich die Allianz „trotz verschiedener Ideologien“ in einem Aspekt einig gewesen sei: „Wir kämpfen gegen die heutigen Machthaber, und wir wollen europäische Werte in unserem Land.“
Boris Becker, 51
Ob Boris Becker selbst noch genau weiß, an wie vielen Firmen er beteiligt ist oder war? Bei der Boris Becker GmbH dürfte es ihm nicht schwer fallen. Das sieht bei der Völkl Tennis GmbH oder der New Food GmbH schon anders aus. Letztere musste allerdings schon vor ein paar Jahren Insolvenz anmelden. Es war nicht die erste Insolvenz, schon mit dem Internetportal Sportgate war er gescheitert. Insgesamt musste Becker schon über 900 000 Euro Schadenersatz zahlen. Richtig Glück hatte er auch mit den Mercedes-Autohäusern im Nordosten des Landes nicht. 2017 scheiterte er als Miteigentümer und wurde auch als Markenbotschafter des Unternehmens gekündigt.
Michael Jordan, 56
Trotz der sechs NBA-Meisterschaften, die Michael Jordan mit den Chicago Bulls gewann, lassen sich durchaus Argumente dafür finden, dass „His Airness“ ein noch erfolgreicherer Geschäftsmann als Basketballer ist. Während seiner Karriere als Spieler erwirtschaftete Jordan rund 90 Millionen Dollar an Gehalt. Heute verdient er allein durch Lizenzgebühren bei Nike rund 100 Millionen Dollar jährlich. Der Sportartikelhersteller nahm Jordan 1984 unter Vertrag, auf Basis des Erfolgs des Schuhmodells Air Jordan entwickelte sich eine gewinnbringende Partnerschaft.
Heute ist Jordan der Besitzer seiner eigenen Sportartikelmarke, die von Nike produziert wird und jährlich drei Milliarden Dollar umsetzten soll. Hinzu kommen langjährige Werbeverträge mit dem Getränkehersteller Gatorade oder dem Sammelkartenproduzenten Upper Deck. Außerdem besitzt Jordan neben zahlreichen Restaurants auch 90 Prozent der Anteile des NBA-Teams Charlotte Hornets, dessen Wert sich seit Jordans Ankunft um rund 825 Millionen Dollar gesteigert hat. All das macht ihn laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes mit einem Vermögen von rund 1,7 Milliarden Dollar zur reichsten Sportsperson der Welt.