Hertha BSC vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt: Salomon Kalou und Vedad Ibisevic: Geteilte Spitze
Hertha BSC steht auch deshalb so weit oben, weil die beiden Stürmer Vedad Ibisevic und Salomon Kalou eine treffliche Symbiose eingegangen sind.
Es gehört zu den vielleicht größeren Verdiensten Pal Dardais, zwei Fußballprofis reanimiert bekommen zu haben, die längst auf die Zielgeraden ihrer Karrieren eingebogen waren. Vedad Ibisevic, 31, war in Stuttgart mehr oder minder aussortiert worden, Salomon Kalou, 30, der zwei Jahre lang mit Lille durch die französische Liga trudelte und bei Hertha BSC ein Jahr lang nicht wirklich auf die Strümpfe kam. Erst als im vorigen Sommer Dardais Wunsch erhört wurde und er Ibisevic dazu bekam, fand er die ideale Ergänzung zu Kalou und Hertha damit einen schlagkräftigen Sturm.
„Sie profitieren voneinander und helfen so der Mannschaft“, sagt Dardai vor dem Heimspiel von Hertha BSC am Mittwoch gegen Eintracht Frankfurt (20 Uhr/Sky). Was sich einfach anhört, basiert auf einer kühnen Überzeugung, eine, die von heute aus betrachtet, sich genial anfühlt. Pal Dardai setzte die beiden alternden Angreifer nicht in direkte Konkurrenz um einen zu vergebenen Platz, sondern nur in indirekte Konkurrenz. Die beiden spielen immer, weil sie sich gegenseitig helfen, anstacheln und ergänzen. Neben der soliden Abwehr ist das Torjäger-Duo das Prunkstück des Tabellendritten. Kalou (11) und Ibisevic (7) haben zusammen 18 Tore erzielt und damit mehr als die Hälfte aller 31 Saisontreffer Herthas.
So verlässlich diese beiden Spieler treffen, so unzuverlässig treffen die anderen. Vladimir Darida, der nach seiner Gelbsperre wieder ins Team zurückkehrt, hat immerhin vier Tore erzielt. Der liebe Rest aber der Abteilung Attacke verbreitet weder Angst noch Schrecken in den Strafräumen. Allen voran Genki Haraguchi, der es in 22 Einsätzen auf einen Treffer gebracht hat. „Die anderen dürfen gern mehr machen“, sagt Dardai knapp.
Frankfurts bester Torschütze Alex Meier fällt aus
Wenn seine Mannschaft gegen Frankfurt gewinnen würde, „haben wir einen Traumstart in die Rückrunde“, sagt Herthas Trainer, den gestern die Nachricht erreichte, wonach in Alexander Meier Frankfurts gefährlichster Angreifer (12 Tore) ausfallen wird.
Pal Dardai sieht sich derweil bestätigt in seinen Bemühungen im Sommer. „Es war das einzige, was ich unbedingt wollte: dass Vedad zu uns kommt“, erzählt Dardai. Ein idealer Ergänzungsspieler zu Kalou, dem in seinem ersten Berliner Jahr ein Partner in der Offensive fehlte. Er habe zu Ibisevic gesagt: „Wenn alles gut läuft und wir keine Verletzen zu beklagen haben, können wir mit diesem Kader auf Platz sieben oder acht landen.“
So gesehen liegen die Berliner über Plan, was wiederum daran liegt, dass ihr Sturmduo aufgeblüht ist. „Beide sind sie erfahrene Profis, die mit Druck umgehen können“, sagt Dardai. Wenn er sich allein Ibisevics Siegtor in Köln anschaue, gerate er regelrecht ins Schwärmen. „Solche Tore kann man nicht lernen, dafür muss man geboren sein.“ Das sei allein vom Bewegungsablauf her einfach Weltklasse.
„Für drei Punkte braucht man Tore. Einer muss also knipsen“, sagt Herthas Trainer. Vor dem jüngsten Spiel in Köln hatte er deshalb Vedad Ibisevic beiseite genommen und mit ihm eine kleine Unterredung geführt. „Ich habe ihm vorher gesagt, dass wir ein Siegtor von ihm brauchen. Sein Tor war also vorbestellt.“ Natürlich erzählt das der Ungar mit einem Zwinkern im Auge. Alles andere wäre auch vermessen, wenngleich: „Vedad liegt unsere Art zu spielen. Und durch ihn ist Kalou besser geworden. Das habe ich immer gesagt.“
Manch Herthafan fühlt sich an ein anderes erfolgreiches Sturmduo erinnert, das die Berliners einst wacker im Rennen um die Meisterschaft beziehungsweise Champions-League-Plätze hielt. Die Sportsfreunde Marko Pantelic und Andrej Woronin hatten in der Spielzeit 2008/09 zusammen 18 Tore erzielt. Diese Marke haben Kalou/Ibisevic bereits nach 23 Spieltagen erreicht. Damals landete Hertha unter Trainer Lucien Favre am Ende auf Platz vier.
Vedad Ibisevic und Salomon Kalou zählen ganz sicher nicht zu den schnellsten ihrer Art. Aber sie führen Qualitäten mit sich, die rar sind, die vor allem in der Kombination wertvoll sind. „Vedad ist noch eine echte Nummer neun, er hat im Strafraum das Näschen. Er ist ein sogenannter Ein-Kontakt-Stürmer, der seine Qualitäten im Abschluss hat“, sagt Michael Preetz. Herthas Manager darf sich dieses Urteil erlauben, er war früher selbst ein torgefährlicher Stürmer und ist mithin Rekordschütze des Vereins. Vor allem treffe Ibisevic auf dem Rasen intuitiv seine Entscheidungen – eine Gabe, die nicht erlernbar ist, wie Preetz findet. Kalou hält er für spielerisch begabter und daher für einen, „der es mag, unterwegs zu sein, der dafür aber nicht gern mit den Rücken zu den Verteidigern steht“. Was der eine nicht habe, bringe der andere mit – für Herthas Manager eine geradezu ideale, vor allem alterslose Symbiose.
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