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Ellbogen ausgefahren. Salomon Kalou hat in den zwölf Pflichtspielen der Saison bislang sieben Treffer erzielt – vier in der Bundesliga und drei im DFB-Pokal.
© imago/Sven Simon

Hertha BSC: Salomon Kalou: Die faulen Jahre sind vorbei

Salomon Kalou hat wieder Spaß am Fußball – weil er bei Hertha eine Rolle bekommen hat, die ihm zusagt. Und weil er endlich Verantwortung übernimmt

Dieses kindliche Lächeln, es ist einfach unverkennbar, jedenfalls innerhalb des Kaders von Hertha BSC. Salomon Kalou hatte es am Dienstagabend wieder aufgesetzt, nach dem Einzug des Fußball-Bundesligisten ins Achtelfinale des DFB-Pokals, und auch beim Auslaufen der Profis am Mittwochmittag bekamen es die zahlreich erschienenen Anhänger der Berliner auf dem Schenckendorffplatz zu sehen. Dabei war nicht viel Fantasie vonnöten, um eine erstaunliche Ähnlichkeit zu einem gewissen Snoop Dogg zu erkennen. Auch der Rapper schaut ja meistens recht freundlich und zufrieden drein, wobei das eher mit berauschenden Kräutern zusammenhängt, da macht er gar kein Geheimnis draus.

Kalous Rauschmittel sind, seinem Berufsstand angemessen, noch immer Tore, und davon hat der 30-Jährige am Dienstagabend im Pokalspiel zwei nicht ganz unerhebliche erzielt, eines per Kopf zum zwischenzeitlichen Ausgleich und das zweite in der Verlängerung vom Elfmeterpunkt. Damit hat Kalou seinem Arbeitgeber einerseits die hübsche Summe von etwa einer halben Million gesichert, die es für das Erreichen des Achtelfinals gibt. Vor allem aber hat er die Berliner vor einem Rückfall in alte Pokaltraditionen bewahrt. Erst zum zweiten Mal in neun Jahren steht Hertha wieder in der Runde der letzten 16 Teams, die am 15./16. Dezember ausgetragen wird. „Ich weiß nicht, ob das eine neue Qualität ist, aber es ist schön, dass die Mannschaft die Ruhe bewahrt hat“, sagte Trainer Pal Dardai am Mittwoch.

Unstrittig ist, dass die Berliner in ihrem Offensivspiel eine neue Qualität erreicht haben. Abgesehen von der Niederlage beim VfL Wolfsburg (0:2) ist ihnen in jedem der zwölf Pflichtspiele ein Treffer gelungen. Darauf darf sich auch Kalou durchaus etwas einbilden. Zum guten Saisonstart in der Bundesliga hat der ivorische Nationalspieler vier Tore beigesteuert, im Pokal sind es derer drei.

„Ich habe ja im Sommer gesagt, dass Salomon davon profitieren wird, wenn wir noch einen Stürmer verpflichten“, sagt Dardai. Tatsächlich wirkt das Spiel seines Teams weit weniger berechenbar, seitdem Vedad Ibisevic aus Stuttgart dazugestoßen ist. „Ich habe auch gesagt, dass Salomon automatisch einen Schritt nach vorn machen wird, wenn er eine richtige Vorbereitung macht“, ergänzte Dardai noch – und dieser Satz beinhaltete eine Wahrheit, die sie in dieser Deutlichkeit bisher nicht ausgesprochen haben bei Hertha: dass nämlich Fleiß nicht gerade zu Kalous größten Tugenden gehörte, jedenfalls nicht im fortgeschrittenen Stadium seiner Karriere, also nach seinem Wechsel vom damaligen Champions-League-Sieger FC Chelsea zum französischen Erstligisten OSC Lille.

In seiner abschließenden Manöverkritik nach dem Trainingslager im österreichischen Schladming hat Dardai im Sommer noch einmal ausdrücklich und ungefragt darauf hingewiesen, „dass Salomon wirklich genug Vertrauen bekommen hat, er muss jetzt die Antwort geben“. Und weiter: „Mit seiner Qualität muss er Dampf machen, da muss mehr passieren.“ Es war seinerzeit eine Art letzter Warnschuss für den vom Namen und seiner Vita her spektakulärsten Zugang des Sommers 2014. Kalou hat den Knall offenbar gerade noch zur rechten Zeit gehört. Zuletzt ist er seinem Trainer sogar durch ausgeprägten Eifer aufgefallen. „Nach dem Training ist er auch mal länger auf dem Platz geblieben“, berichtet Dardai, „das sieht man ihm auch an.“

Es hat den Anschein, dass Kalou gut ein Jahr nach seinem Wechsel richtig angekommen ist in Berlin, dass er seine Rolle gefunden hat, dass ihm aber eben auch eine Rolle zugeteilt worden ist, die er gern ausfüllt. Nach seinem guten Start in der letzten Saison – vier Tage nach der Verpflichtung köpfte Kalou Hertha zum 1:0-Heimsieg gegen den VfL Wolfsburg – tauchte der Angreifer immer häufiger unter, machte hier ein bisschen Ärger mit markigen Sprüchen und sorgte da für Unmut nach einer verspäteten Rückreise vom Nationalteam. Außerdem stellte ihn der damalige Trainer Jos Luhukay Woche für Woche auf einer Position auf, die Kalou zuvor eher selten bekleidet hatte: auf der des klassischen Mittelstürmers.

Mittlerweile darf der 30-Jährige wieder die Position beackern, auf der er sich einen Namen als Ausnahmefußballer gemacht hat, als hängender Angreifer auf dem Flügel. Seitdem diese Umstellung erfolgt ist, ist auch Kalous kindliches Lächeln immer häufiger zu sehen. „Im Pokal war er brillant“, sagte Dardai, kurze Pause, „einfach Weltklasse.“

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