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Vermummungsverbot. Für seinen Jubel erhielt Pierre-Emerick Aubameyang die Gelbe Karte – es war seine dritte in dieser Saison.
© REUTERS/Wolfgang Rattay
Update

Masken-Jubel bei Borussia Dortmund: Pierre-Emerick Aubameyang: Die maskierte Litfaßsäule

Dortmunds Stürmerstar wirbt beim Jubel im Derby gegen Schalke 04 für seinen persönlichen Sponsor – und das nicht zum ersten Mal. Der BVB ist verärgert.

Pierre-Emerick Aubameyang gehört zu der Kategorie Fußballprofi, bei der die Profile in den sozialen Medien oft mehr aussagen als ihre Interviews vor laufenden Kameras. Viele Fans und wohl auch die Dortmunder Verantwortlichen rätselten nach dem Torjubel des Gabuners im Revierderby am Samstag, was für eine Maske sich Aubameyang diesmal übergezogen hatte: War es ein wenig bekannter Superheld? Ein mexikanischer Wrestler? Oder doch etwas ganz anderes?

Die Antwort hatte der BVB-Torjäger auf seinem Instagram-Account schon vor vier Wochen gepostet – in Form eines wenige Sekunden langen Videos seines Sponsors Nike. Als „the masked finisher“ ist Aubameyang darin mit eben jener schwarz-roten Maske zu sehen. Dabei ließ es der US-Sportartikelhersteller aber nicht bewenden. Nach dem Jubel auf größtmöglicher Bühne ziert der maskierte Aubameyang nun auch die Internetseite von Nike. Ein Derbytor eignet sich schließlich perfekt, um einen neuen Schuh zu promoten.

Borussia Dortmund reagierte nach dem 1:1 gegen Schalke 04 gar nicht erfreut, und das hatte nur am Rande mit dem verpassten Sieg und dem Verlust von Platz drei zu tun. Denn Ausrüster des BVB ist Puma, ein direkter Konkurrent von Aubameyangs Sponsor. „Das ist selten dumm“, sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, als bekannt wurde, dass es sich um eine Werbeaktion handelte. „Darüber werden wir noch mal reden. Dann wird es etwas schwieriger für ihn.“

Aubameyang jubelte auch schon als Spiderman

Anfang März hatte Aubameyang schon einmal Ärger beim BVB verursacht. Nach einem Werbetermin in London kehrte der Torjäger mit einer neuen Frisur zurück und lief beim 6:2 gegen Leverkusen mit einem einrasierten Nike-Logo auf. Damals beließen es die Dortmunder Verantwortlichen bei einer Ermahnung, das wird dieses Mal nicht ausreichen. Eine geeignete Strafe zu finden, wird für den BVB aber nicht einfach. Eine Geldbuße tut Aubameyang kaum weh, zumal diese vermutlich von Nike übernommen würde. Suspendiert ihn der Verein, schadet er sich in der entscheidenden Phase der Saison vor allem selbst.

Thomas Tuchel nahm seinen wichtigsten Spieler in Schutz. „Gönnen wir es ihm und erfreuen wir uns daran. Es ist ein Spiel und da gehört manchmal ein besonderer Jubel dazu“, sagte der BVB-Trainer – da wusste er allerdings noch nicht, was wirklich hinter der Aktion steckte.

Aubameyangs Vorliebe für Masken ist bekannt. Beim AS Saint Etienne feierte er seine Tore bereits als Spiderman. Beim BVB gemeinsam mit Marco Reus als Batman und Robin. Schon damals waren sie in Dortmund nicht glücklich über den extravaganten Jubel Aubameyangs – zumal er dafür die Gelbe Karte sah. Nun handelt es sich aber nicht um ein Späßchen eines Comic-Fans, sondern um eine lange geplante Werbemaßnahme für den Konkurrenten eines der wichtigsten Sponsoren.

Aubameyang: "Das ist meine Art zu leben"

Puma ist seit 2014 auch strategischer Partner des BVB und zahlt dem Verein jedes Jahr viele Millionen Euro. Zwar haben die Spieler das Recht, Schuhe ihres persönlichen Ausrüsters zu tragen. Darüber hinaus sind Werbeaktionen für vereinsfremde Partner jedoch nicht gerne gesehen. Ärger gibt es deshalb immer wieder. Gerade unter den großen Sportartikelherstellern herrscht derart große Konkurrenz, dass mit allen Mitteln versucht wird, die eigene Marke zu inszenieren. Beim FC Bayern mussten Mario Götze und Jerome Boateng für plumpe Nike-Werbung Geldstrafen zahlen, der Leichtathlet Linford Christie warb bei den Olympischen Spielen 1996 gar mit Kontaktlinsen, auf denen das Logo seines Sponsors Puma abgebildet war.

Aubameyang antwortete den Kritikern, die ihm wegen seines Jubels auch Arroganz unterstellten – wie sollte es anders sein – in den sozialen Netzwerken. „Ich und arrogant? Das ist meine Art zu leben. Ich bin wie ein Kind, das es genießt, Fußball zu spielen.“ Ein Kind mit millionenschweren Sponsoring-Verträgen und einer ausgeklügelten Werbestrategie.

Julian Graeber

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