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Vorstellung des neuen Geschäftsführers Profifußball, v. l. Oliver Ruhnert, Stadion- und Pressesprecher Christian Arbeit, Präsident Dirk Zingler (1. FC Union Berlin)
© imago/Matthias Koch
Update

Neuer Sportchef beim Berliner Zweitligisten: Oliver Ruhnert soll den 1. FC Union auf Vordermann bringen

Die Berliner haben einen Geschäftsführer Profifußball. Ganz neu ist Oliver Ruhnert aber nicht. Vor einem Jahr wechselte er als Chefscout von Schalke 04 nach Köpenick.

In der Loge im Stadion An der Alten Försterei wurde am Dienstagmittag ordentlich geflachst. Wer ist wohl schneller, Jogi Löw mit der Nominierung des vorläufigen WM-Kaders oder der 1. FC Union mit seinem neuen Sportchef? Der DFB begann seine Pressekonferenz mit einer halben Stunde Vorsprung, das holte der Berliner Zweitligist aber locker auf. Während sich die Veranstaltung beim DFB mit viel Vorgeplänkel hinzog, kamen Präsident Dirk Zingler und Pressesprecher Christian Arbeit mit dem neuen Geschäftsführer Sport pünktlich um 13 Uhr in den Raum. Auf der Videowand stand der Name Oliver Ruhnert, Geheimnis gelüftet. 1:0 für Union.

„Für uns ist es eine logische Schlussfolgerung, nicht vollkommen neu zu starten, sondern die Kompetenzen, die wir im Verein schon kennengelernt haben, einzubinden“, sagte Zingler zur Vorstellung des neuen Sportchefs. Ganz so neu ist der 46 Jahre alte Ruhnert bei Union nämlich nicht. Im Sommer 2017 kam er als Chefscout nach Berlin, nun übernimmt er den wichtigsten Posten im sportlichen Bereich des Vereins. Er erhält einen Vertrag bis 2020. „Die Aufgabe ist ungemein reizvoll“, sagte Ruhnert. „Jetzt gilt es, schnell die Basis für eine erfolgreiche Saison zu legen.“

Anders als der bisherige Sportchef Lutz Munack, der künftig nur noch für den Nachwuchs- und Amateurbereich zuständig ist, verfügt Ruhnert auch außerhalb des Vereins über langjährige Erfahrung. Von 2008 bis 2017 war er beim FC Schalke 04 als Chefscout, Leiter der sehr erfolgreichen Nachwuchsabteilung und für ein Jahr auch als Trainer der U 23 tätig. „Ich habe bei Schalke viel erlebt und in dieser Zeit sind viele Spieler herausgekommen, die heute in der Nationalmannschaft und in internationalen Topligen einen guten Ruf genießen“, sagte Ruhnert. Aus der Schalker Jugend gingen zuletzt unter anderem Profis wie Leroy Sané, Sead Kolasinac oder Thilo Kehrer hervor.

Ruhnert engagiert sich in Iserlohn in der Lokalpolitik

„Er hat ein hervorragendes Netzwerk und ist in der Lage, große Strukturen zu führen“, sagte Zingler über Ruhnert. Ebenso wichtig seien für den Präsidenten aber auch die charakterlichen Eigenschaften. „Wir konnten uns davon überzeugen, dass es menschlich passt.“ Besonders imponiert habe Zingler dabei, dass Ruhnert „in jedem Gespräch schnell eine eigene Meinung hat und diese auch vertritt“. Das gilt dabei nicht nur für den Sport. Seit 2009 sitzt Ruhnert für die Linke im Stadtrat seiner Heimat Iserlohn. Diese ehrenamtliche Aufgabe will er trotz seiner neuen Stellung bei Union, die einen Umzug nach Berlin erfordert, beibehalten. „Ich bin kein Berufspolitiker, daher schließt sich das nicht gegenseitig aus“, sagte Ruhnert.

Die Beförderung des 46-Jährigen knüpft an die weitreichenden personellen und strukturellen Veränderungen an, die Union am Montag verkündet hat. Neben der Absetzung von Profitrainer André Hofschneider verlor nach zwei Jahren bei Union mit Helmut Schulte auch der Leiter der Lizenzspielerabteilung seinen Job. Die den Profibereich betreffenden Kompetenzen von Munack und Schulte übernimmt Ruhnert. Er ist damit das Bindeglied zwischen Zweitligateam und Präsidium und im speziellen Zingler, der angekündigt hat, in Zukunft wieder näher heranzurücken und ohne dessen Zustimmung bei Union kaum eine Entscheidung getroffen wird. Durch den Wegfall einer Position in der sportlichen Führung sollen die Struktur gestrafft und Entscheidungen schneller werden.

Ruhnerts Aufgabengebiet umfasst vor allem die Kaderplanung, das Scouting sowie die Führung des Trainerteams. Die Suche nach einem neuen Chefcoach ist auch die drängendste Aufgabe für Ruhnert. „Wir werden möglichst bald eine Entscheidung treffen, ich kann aber nicht sagen, wir haben heute, morgen oder nächste Woche einen Trainer“, sagte Ruhnert. Solch eine entscheidende Personalie verlange nach höchster Sorgfalt.

Die Bundesliga bleibt Unions Ziel

Auch bei der Planung des Kaders für die kommende Saison drängt die Zeit. Dabei könne er aber auf ein solides Fundament bauen. „Wir können an die bisherige Arbeit von Helmut Schulte anknüpfen“, sagte Ruhnert. „Wir werden den Kader so ausrichten, dass wir nächstes Jahr wieder erfolgreicher sind.“

Die Bundesliga bleibt dabei das Ziel der Berliner, aber nicht zwangsläufig gleich in der kommenden Saison. „Mit Köln und Hamburg gibt es mindestens zwei Topfavoriten“, sagte Ruhnert. „Es ist aber wichtig, dass man Ziele hat.“ Diese soll Union mit offensivem Fußball erreichen. „Wir wollen die Leute mitnehmen, es muss eine Freude sein, hier ins Stadion zu kommen.“ Denn für Ruhnert sei die Atmosphäre an der Alten Försterei ein wichtiges Argument für den Wechsel nach Berlin gewesen. „Als ich im Frühjahr 2017 das erste Mal im Stadion war, hat mich die Stimmung hier angefixt.“ In der Zukunft wird er diese regelmäßig genießen können.

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