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Abschiednehmen. Neben Trainer André Hofschneider (rechts) verlässt auch Toni Leistner den Verein.
© Maurizio Gambarini/dpa

Sportliche Führung wird ausgewechselt: Aufräumarbeiten beim 1. FC Union Berlin

Schlechter statt besser: Zweitligist 1. FC Union entbindet Trainer André Hofschneider und Sportdirektor Helmut Schulte von ihren Aufgaben.

André Hofschneider wusste sicherlich schon, wie es für ihn beim 1. FC Union nach dieser enttäuschenden Saison weitergeht. Einer Frage nach seiner Zukunft wich er nach dem 1:0-Sieg bei Dynamo Dresden am letzten Spieltag der Zweiten Liga dennoch aus. „Heute Abend ist für mich das wichtigste Problem, wie ich die Sonne aus dem Gesicht bekomme“, sagte Hofschneider am Sonntag. Keine 24 Stunden später war klar: In der neuen Saison wird Hofschneider mehr Zeit haben, die Sonne zu genießen. Profitrainer der Berliner ist er dann nicht mehr. „Das ist kein schöner Tag“, sagte Präsident Dirk Zingler. „Es ist immer schwer, Entscheidungen über Menschen zu treffen, mit denen man jahrelang zusammengearbeitet hat.“

Nachdem die Verantwortlichen monatelang abgetaucht waren und es außer von Hofschneider sowie den Spielern keine Kommentare zur schwierigen sportlichen Situation gegeben hatte, drückt Union nach dem Saisonende mächtig aufs Tempo. Ein Schnellschuss war die Degradierung Hofschneiders laut Zingler aber nicht. „Das ist keine Entscheidung, die auf der Busfahrt gefallen ist, sie ist über Wochen gereift.“

Hofschneider kam als Jugendspieler vor fast 40 Jahren zu Union und war später jahrelang Co- sowie Nachwuchstrainer. Im Dezember übernahm er das Amt des Chefcoaches vom überraschend entlassenen Jens Keller.

Zu diesem Zeitpunkt stand Union auf Rang vier, rutschte später aber in den Abstiegskampf ab. Durch zwei Siege am Saisonende wurden die Berliner noch Achter. Für die gewachsenen Ansprüche des Klubs war das zu wenig. „Wir stehen zu der Entscheidung des Trainerwechsels, der erwünschte Effekt ist aber nicht eingetroffen“, sagte Zingler. „Wir wollten besser werden und sind schlechter geworden.“ Hofschneider soll dem Verein allerdings erhalten bleiben. In welcher Funktion steht noch nicht fest.

Platz acht war für die Ansprüche des Klubs zu wenig

Der Cheftrainerposten, über dessen zukünftige Besetzung noch nicht entschieden sein soll, ist jedoch nicht die einzige Maßnahme, die der Verein am Montag verkündete. Auch innerhalb der sportlichen Leitung wird sich einiges ändern. „Fehler sind in der Summe auch systembedingt“, sagte Zingler. „Die Strukturen der letzten Jahre haben uns nicht besser, sondern langsamer gemacht.“

Lutz Munack, bisher Geschäftsführer Sport, ist zukünftig für den Nachwuchs-, Amateur- und Frauenbereich zuständig und nicht mehr für die Profiabteilung. Helmut Schulte, seit zwei Jahren als Leiter der Lizenzspielerabteilung vor allem mit der Kaderplanung beschäftigt, verlässt den Verein. Sein Posten fällt im Zuge der Umstrukturierung weg. Munack und Schulte waren in dieser Saison ebenfalls in die Kritik geraten. Der bisherige Sportchef gab den Impuls zur Keller-Entlassung und machte auch öffentlich eine unglückliche Figur. Gegen Schulte sprachen die Neuverpflichtungen des Vereins, die die Erwartungen nicht erfüllt haben. Zudem soll das Verhältnis von Schulte und Munack nicht das allerbeste gewesen sein.

Anstelle der Zweiteilung der Verantwortlichkeit im Profibereich wird es künftig einen ausschließlich dafür zuständigen Geschäftsführer Profifußball geben. Am Dienstag um 13 Uhr soll dieser bei einer Pressekonferenz vorgestellt werden.

„In der Profiabteilung waren Veränderungen notwendig und es ist konsequent und sinnvoll, hier einen komplett neuen Impuls zu setzen“, sagte Zingler. Die erste Aufgabe des neuen Sportchefs wird die Suche nach einem Cheftrainer sein. Dabei gehe laut Zingler Sorgfalt vor Schnelligkeit. Eines dürfte aber auch klar sein: Allzu viel Zeit wird sich der neue Geschäftsführer Sport auf der Suche nicht lassen können.

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