Historischer Erfolg des 1. FC Saarbrücken: Oh, wie schön ist der DFB-Pokal
Anders als in Spanien, England oder Italien werden die Erstligisten im DFB-Pokal nicht bevorzugt. Nur deshalb gibt es noch solche Sensationen. Ein Kommentar.
Der deutsche Fußball schaut immer ein bisschen neidisch ins Ausland. Früher nach Italien, wegen Platini, Maradona, Ronaldo (Luis Nazario de Lima, nicht Cristiano). Heute eher nach England, wegen der enormen TV-Einnahmen und der vielen Stars. Oder nach Spanien, wegen der regelmäßigen Europapokalerfolge. Hin und wieder schauen aber auch die anderen großen Ligen etwas neidisch nach Deutschland.
Wenn es um die Stimmung in den Stadien geht, die Fankultur – oder wie in dieser Woche: den DFB-Pokal. Diesen ebenso einfachen wie wundervollen Wettbewerb, in dem Feierabendfußballer auch mal mit Nationalspielern auf dem Platz stehen, und dieses Duell alle Jubeljahre sogar gewinnen.
Vom „Märchen des Daniel Batz“ schreibt die italienische „Gazzetta dello Sport“ und die spanische „Marca“ findet: „Saarbrückens Torwart verdient sich eine Statue.“ Denn Sensationen wie die des Regionalligisten, der sich am Dienstag in einem Elfmeterkrimi gegen Fortuna Düsseldorf als erster Viertligist überhaupt für das Halbfinale qualifiziert hat, gibt es in diesen Ländern kaum noch.
Natürlich passiert es auch in Spanien mal, dass Real Madrid und der FC Barcelona wie in dieser Saison im Viertelfinale ausscheiden, das klassische Duell David gegen Goliath gibt es dort aber nur noch in absoluten Ausnahmefällen.
In Spanien, Italien und England sind die Pokalwettbewerbe voll auf den möglichst einfachen Erfolg der Topklubs ausgelegt. In der Copa del Rey steigen die Champions-League-Teilnehmer erst in der vierten Runde ein, in der Coppa Italia die Top acht der Serie A sogar noch später, nämlich erst im Achtelfinale. Und selbst im ältesten Pokalwettbewerb der Welt, dem FA Cup, sind die großen Klubs erst ab der dritten Hauptrunde gefordert – und können sich selbst an einem schwachen Tag oft mit einem Unentschieden ins Wiederholungsspiel retten. Da reicht meist auch eine bessere B-Elf.
Bisher blieben die Reformideen für den Pokal ohne Ergebnis
Auch in Deutschland gab es immer wieder Diskussionen über Veränderungen des Modus. Wäre ja auch sehr bequem für die Topklubs, wenn sie sich die ersten Runden auf hoppeligen Dorfplätzen sparen könnten. Zum Glück scheiterten bisher alle größeren Reformversuche – zuletzt vor drei Jahren. Denn mit Freifahrtscheinen für Bayern oder BVB könnte man den DFB-Pokal auch gleich abschaffen, den Reiz zieht der Wettbewerb schließlich aus dieser klitzekleinen Hoffnung, dass der große Favorit irgendwo in der Provinz stolpert.
Eine andere Änderung würde dem Pokal allerdings wirklich gut tun. Wenn nicht nur die sogenannten Amateure wie der 1. FC Saarbrücken Heimrecht hätten, sondern grundsätzlich alle klassenniedrigeren Klubs. Dann verdienen sich vielleicht noch mehr Außenseiter eine Statue.