Aus der Traum vom olympischen Gold: „Nicht verdient“ – deutsche Handballer scheiden gegen Ägypten aus
Die deutschen Handballer verpassen nach einem enttäuschenden 26:31 im Viertelfinale gegen Ägypten ihr großes Ziel.
Es dauerte keine Minute, da musste sich Paul Drux schon dem ersten Trikottest unterziehen. Aus dem Anlauf kommend wurde der Berliner von seinem Gegenspieler heftig auf den Boden befördert. Es war ein erstes „Hallo“ der Ägypter in einem kraftraubenden olympischen Viertelfinalspiel, in dem sich die deutschen Handballer letztlich mit 26:31 (12:16) geschlagen geben mussten und somit den Einzug in das anvisierte Halbfinale verpassten.
Von Beginn an wirkte der Afrikameister fitter, machte mehr Tempo und hatte den besseren Zugriff in der Defensive. Die DHB-Auswahl auf der anderen Seite hatte in allen Belangen Probleme. Dass es im Angriff nicht sonderlich flüssig lief, war dabei keine Überraschung. Schon in den Vorrundenspielen taten sich Deutschen diesbezüglich schwer. Dafür war es dann häufiger die Abwehr, über die sich das Team einen Vorteil verschaffte.
Unter den zwölf bei Olympia teilnehmenden Mannschaften mussten die Deutschen in der Gruppenphase die wenigsten Gegentore hinnehmen. Nicht nur die kompakte 6:0-Formation, die seit der Übernahme des Bundestraineramtes durch Alfred Gislason agiler agiert, zeigte sich überaus effektiv. Auch die offenere Variante, mit Defensivspezialist Hendrik Pekeler auf der Spitze und zwei vorgezogenen Halben, hatte zuletzt den erwünschten Effekt erzielt und die Kontrahenten wiederholt vor Probleme gestellt.
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Hinzu kam die herausragende Leistung von Johannes Bitter, der die Rangliste der Torhüter mit 36 Prozent gehaltener Bälle anführte. Nicht weit hinter ihm stand sein Kompagnon Andreas Wolff mit knapp einem Drittel abgewehrter Würfe. Zusammen stellten sie das beste Duo des Turniers zwischen den Pfosten.
Im Spiel gegen Ägypten nutzten diese Zahlenspiele indes wenig. Weder Wolff noch Bitter konnten ihre Qualitäten anbringen, ebenso stand es um Pekeler und seine Nebenmänner. Bereits in der zehnten Spielminute bildete die Anzeigetafel das Dilemma mehr als deutlich ab: Nach einem denkbar schlechten Start lag die deutsche Mannschaft mit 1:6 zurück.
Während Ägypten ein Tor ums andere erzielte, rieb sich Gislasons Sieben am ägyptischen Schlussmann auf. Erst als Julius Kühn für den schwächelnden Drux in die Partie kam, verbesserte sich die Situation und der Rückstand konnte bis auf zwei Treffer verkürzt werden. Doch die Probleme blieben und Deutschland schaffte es zu keinem Zeitpunkt des Spiels, die Führung zu übernehmen
Augenscheinlich war dabei die bekannte Sollstelle des Mittelmannes, die man im deutschen Team seit langer Zeit zu füllen versucht. Nachdem Philipp Weber sich zuletzt auf dieser Position gesteigert hatte und auch der erst 21 Jahre alte Juri Knorr für Lichtblicke sorgte, blieben beide im Viertelfinale jedoch mehr als blass. Zum einen als Spielgestalter, zum anderen als Torgaranten. Wenig erfolgreich waren auch der schon erwähnte Paul Drux sowie Steffen Weinhold, von denen sich Gislason als Aktivposten wichtige Impulse erhofft hatte.
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„Es wäre heute nicht verdient gewesen, wenn wir weitergekommen wären. Das ist natürlich enttäuschend. Wir haben unser Ziel, eine Medaille mitzunehmen, klar verfehlt”, sagte der gebürtige Isländer nach Abpfiff sichtlich unzufrieden. Nach dem nur zwölften Platz bei der Weltmeisterschaft im Januar ist es die nächste Enttäuschung mit der deutschen Auswahl für den Bundestrainer, der im Februar 2020 vom Verband eigens für die „Olympia-Mission-Gold” eingestellt wurden war. Doch ihm gelang es ebenso wenig wie seinem Vorgänger Christian Prokop Deutschland zur Medaille zu führen.
Zusammen mit den Mannschaften aus Bahrain, Schweden und Norwegen muss Gislason vorzeitig die Heimreise antreten, während Ägypten im Halbfinale auf Frankreich trifft und sich Weltmeister Dänemark und Europameister Spanien miteinander messen.