17er-Aufgebot für Tokio-Vorbereitung: Die deutschen Handballer bereiten sich auf Olympia vor
Kaum ist die Saison in der Handball-Bundesliga vorbei, geht es für die Nationalspieler weiter mit der Olympiavorbereitung.
Alfred Gislason strahlte wieder einmal die von ihm gewohnte Ruhe aus – und das, obwohl es bei den Handballern weiter Schlag auf Schlag geht. Gerade einmal drei Tage nach dem Ende der Bundesliga-Saison präsentierte der Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft sein 17er-Aufgebot für die anstehende Olympiavorbereitung.
Dabei dürfte der Nominierung einiges an Kopfzerbrechen vorangegangen sein. Nicht nur, dass der Kader bei den am 23. Juli beginnenden Spielen wie immer sehr klein gehalten werden muss, vor knapp einer Woche sagten zudem der Kieler Abwehrexperte Patrick Wiencek und Berlins Kreativmotor Fabian Wiede ab. Beide fühlten sich nach ihren vorangegangenen Verletzungen noch nicht wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte. Ein „herber Verlust”, wie Gislason zugab, der infolgedessen auf zwei Schlüsselpositionen neu planen musste.
Der erfahrene Trainer hat wie immer einen Weg gefunden und dabei auf große Überraschungen verzichtet. Angeführt von Kapitän Uwe Gensheimer werden die Außen von Timo Kastening, Marcel Schiller und Tobias Reichmann komplettiert. Im Rückraum setzt der Bundestrainer auf Kai Häfner, Julius Kühn, Philipp Weber, Steffen Weinhold, Juri Knorr und Füchse-Spieler Paul Drux, während für den Kreis Johannes Golla, Jannik Kohlbacher und Hendrik Pekeler benannt wurden. Im Tor wurden wie erwartet Johannes Bitter, Silvio Heinevetter und Andreas Wolff aufgestellt. Hinzu kommt Finn Lemke als Abwehrspezialist.
Wer von diesen 17 Sportlern in das Olympische Dorf einziehen wird, soll erst nach dem am Montag beginnenden Trainingslager in Herzogenaurach und den Trainingsspielen gegen Brasilien (9. Juli, 20.15 Uhr) und Ägypten (11. Juli, 15.05 Uhr, jeweils Sport1 live) entschieden werden. Denn nur 14 Namen dürfen in Tokio letztlich auf dem Spielberichtsbogen notiert werden, ein weiterer steht im erweiterten Kader und darf mit der Mannschaft zusammenwohnen – die anderen zwei sind zwar vor Ort, aber leicht außerhalb untergebracht.
Bei Olympia könnten bis zu acht Spiele in nur 15 Tagen anstehen
„Es ist wahrscheinlich das ein Torhüter und ein Außen nicht direkt bei uns sein werden”, sagt Gislason, der aber trotzdem mit allen 17 Spielern trainieren und im Laufe des Turniers entsprechende Wechsel vornehmen darf. Bei acht möglichen Spielen in nur 15 Tagen ist das immerhin ein kleiner Wermutstropfen, um sich für die enorme Belastung besser zu wappnen.
Auch deshalb will sich der Trainer in der Vorbereitung weniger auf die Athletik konzentrieren, sondern taktische Maßnahmen in den Vordergrund stellen. „Es ist schwierig direkt nach der Saison viel Intensität zu erwarten. Man hat am Ende gesehen, dass viele Spieler am Ende ihrer Kräfte waren und jetzt haben die Jungs gerade einmal eine Woche Pause, um zu regenerieren”, sagt Gislason, der ebenso weiß, dass viele der anderen Nationen seit Wochen zusammen trainieren und dadurch einen Vorteil haben. „Da müssen wir jetzt gezielt und konzentriert arbeiten”, sagt der 61-Jährige.Denn bei Olympia, ist dabei sein eben doch nicht alles.
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Natürlich sei eine Medaille das gewünschte Auskommen, wenngleich man sich bewusst ist, dass sich unter den Vorrundengegnern Weltklasse-Mannschaften wie Spanien, Norwegen und Frankreich befinden „Wenn wir unseren Weg konsequent gehen, haben wir die Chance, uns in Tokio große Träume erfüllen zu können”, sagte Axel Kromer, Vorstand Sport des Deutschen Handballbundes (DHB).Das vom DHB bereits vor Jahren ausgelobte Gold wurde als Ziel indes nicht formuliert.
Nach dem frühen Ausscheiden der Handballer bei der letzten Weltmeisterschaft und der ohnehin mageren Medaillenausbeute in den letzten Jahren, ist diese Vorsicht nur zu verstehen. Zumal Gislason niemand ist, der große Töne spuckt. Er bleibt lieber ruhig und besonnen – und vielleicht wird genau das der Schlüssel zum Erfolg.