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Im Dezember 2017 Seite an Seite: Philipp Lahm (links) und der damalige Präsident Reinhard Grindel beim DFB-Bundestag.
© imago images / Jan Huebner

Wer folgt Reinhard Grindel nach?: Namen von Philipp Lahm bis Silvia Neid sind im Gespräch

Der DFB braucht einen echten Reformer an der Spitze. Oder sogar eine Reformerin? Ein Überblick über mögliche Kandidaten auf die Nachfolge von Reinhard Grindel.

Es ist sicherlich nicht der einfachste Job. Wer Reinhard Grindel im Amt des Präsidenten beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) nachfolgt, muss beweisen, dass der Verband nicht aus einem Haufen Funktionären besteht, die im Zweifel bestechlich sind. Er oder sie muss viele Reformen bewältigen wie die Neustrukturierung der Regionalligen, muss auch die kleinen Amateurklubs erreichen, muss intern aufräumen und nach außen hin mehr Transparenz schaffen.

Noch ist etwas Zeit für mögliche Kandidaten, sich in Stellung zu bringen. Auf dem DFB-Bundestag am 27. September soll über die Nachfolge von Grindel entschieden werden. Aus dem Umfeld des DFB ist zu hören, dass man durchaus offen sei für eine unkonventionelle Lösung, das heißt, für jemanden, der noch keine Verbandskarriere hingelegt hat.

„Unser Ziel ist es, einen gemeinsamen Kandidaten außerhalb des Präsidiums zu finden, der die Anliegen des Amateurfußballs ebenso im Blick hat wie den Spitzenfußball“, sagte Rainer Koch, der das Präsidentenamt zunächst kommissarisch zusammen mit Ligaboss Reinhard Rauball übernommen hat.

Eine Auswahl möglicher Kandidaten, die für diesen schwierigen Posten in Frage kommen.

Philipp Lahm

Philipp Lahm galt als Favorit, will den Job aber offenbar nicht machen.
Philipp Lahm galt als Favorit, will den Job aber offenbar nicht machen.
© dpa

Der 35 Jahre alte Philipp Lahm wäre aus vielerlei Gründen eine logische, vielleicht sogar die beste Wahl. Der frühere Kapitän der Weltmeistermannschaft von 2014 und langjährige Kapitän des FC Bayern München war schon im vergangenen Jahr das Gesicht der erfolgreichen deutschen Bewerbung für die Austragung der EM 2024. Seit Beendigung seiner Spielerkarriere 2017 ist er zudem als Unternehmer tätig, er ist Miteigentümer verschiedener Unternehmen und Start-ups.

Den vakanten Posten des Sportdirektors beim FC Bayern schlug er bereits aus. Er befürchtete unter dem allmächtigen Uli Hoeneß zu wenig Gestaltungsspielraum. Den würde er beim DFB sicherlich erhalten, doch Lahm hat bereits vor wenigen Tagen abgewunken, als er auf eine mögliche Nachfolge Grindels angesprochen wurde. Lahm deswegen aber keine Ambitionen zu unterstellen, wäre töricht.

Christoph Metzelder

Der ehemalige Fußballspieler Christoph Metzelder wird von vielen als möglicher Nachfolger gehandelt.
Der ehemalige Fußballspieler Christoph Metzelder wird von vielen als möglicher Nachfolger gehandelt.
© dpa

Der frühere Fußballprofi Christoph Metzelder ist im Moment gleich für mehrere Posten im Gespräch. Angeblich soll er ein potenzieller Kandidat für den frei werdenden Sportdirektorenjob bei Bundesligist Schalke 04 sein. Doch erstaunlich viele Experten halten ihn offenbar auch für einen geeigneten Kandidaten für das oberste Amt beim DFB.

Was sie an dem 38 Jahre alten Metzelder schätzen, ist sein Auftreten nach dem Karriereende. Er äußert im Fernsehen dezidiert seine Meinung und präsentiert sich souverän. Ein Nachteil ist sicherlich, dass er bislang keinerlei Erfahrung mit Verbandsarbeit hat. Inzwischen ist er jedoch Vorsitzender des Oberligisten TuS Haltern und kennt damit die Interessen, Sorgen und Nöte von Amateurvereinen – eine wichtige Voraussetzung für einen künftigen DFB-Präsidenten. Außerdem könnte sich der Nachteil schnell in einen Vorteil wenden, denn dem DFB würden unverbrauchte Gesichter guttun.

Silvia Neid

Nach so vielen Krisenjahren unter der Männerherrschaft wäre es an der Zeit für eine Frau an der Spitze des größten Einzelsportverbandes. Logisch, dass sie auch die nötige Kompetenz mitbringen muss. Zuzutrauen wäre das Silvia Neid. Die ehemalige Spielerin und Rekord-Bundestrainerin leitet seit 2016 die Scoutingabteilung für Frauen- und Mädchenfußball beim DFB. Die 54-Jährige kennt also die Verbandsstrukturen, steht aber nicht im Verdacht, sich an irgendeiner Klüngelei zu beteiligen.

Sowieso ist Neid eine Frau der klaren Worte und der klaren Kante. Mit ihrer Wahl würde der DFB beweisen, dass es ihm ernst ist mit den nötigen Veränderungen. Dass es soweit kommt, ist jedoch eher unwahrscheinlich – nicht nur, aber auch weil sie eine Frau ist und der Verband immer noch viel zu pa­t­ri­ar­chisch daherkommt.

Sylvia Schenk

Noch eine Frau, aber aus einer ganz anderen Richtung. Sylvia Schenk bringt sehr viel Erfahrung aus der Sportwelt mit. Sie war erfolgreiche Leichtathletin und Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer. Vor allem aber hat die 66-Jährige Ahnung auf einem Gebiet, bei dem der DFB dringend etwas ändern muss: Transparenz.

Seit 2006 arbeitet Schenk bei Transparency International, seit fünf Jahren leitet sie dort die Arbeitsgruppe Sport. Schenk wäre eine Kandidaten von außen. Aber auch ihre Nominierung wäre eine echte Überraschung, und damit ist der DFB ja bisher eher nicht aufgefallen, jedenfalls nicht im positiven Sinne.

Matthias Sammer

Silvia Neid ist Rekord-Bundestrainerin und könnte die erste Frau im Amt werden.
Silvia Neid ist Rekord-Bundestrainerin und könnte die erste Frau im Amt werden.
© dpa

Der 51 Jahre alte Sachse wäre der mit Abstand meinungsstärkste aller Kandidaten. Sein Fachwissen und seine Führungsstärke stehen außer Frage. Allerdings wäre der frühere Europameister und Europas Fußballer des Jahres (1996) sicherlich auch der unbequemste.

Die Liste seiner Erfolge ist lang, selbst als Trainer und Manager feierte er zahlreiche Meisterschaften. Zudem war er zwischen 2006 und 2012 beim DFB als Sportdirektor tätig. Anschließend war Sammer für vier Jahre als Sportvorstand beim FC Bayern tätig, es gilt bis heute als die erfolgreichste Zeit, in die auch das Titel-Triple aus Champions League, Meisterschaft und DFB-Pokal fällt. Seit März vergangenen Jahres ist er als externer Berater der Klubführung von Borussia Dortmund tätig. Darüber hinaus ist er für den Sender Eurosport als Experte tätig. 

Thomas Hitzlsperger

Sylvia Schenk arbeitet bei Transparency International.
Sylvia Schenk arbeitet bei Transparency International.
© dpa

Eine Kompetenz, die der kommende DFB-Präsident mitbringen muss, hat Thomas Hitzlsperger ganz bestimmt: Er kann sich öffentlich fantastisch präsentieren. Das hat er in seiner Rolle als Experte im Fernsehen nachgewiesen und bei seinen vielen Auftritten bei Shows oder Podiumsdiskussionen. Hitzlsperger, der für seine harten, platzierten Schüsse in Deutschland und England gefeiert wurde und 52 Mal für die deutsche Nationalmannschaft auflief, könnte mit seinen gerade mal 36 Jahren selbst noch auf dem Platz stehen – auf jeden Fall hat er so die gewünschte Nähe zum laufenden Betrieb.

Was gegen ein Engagement im Verband spricht, ist seine Tätigkeit beim VfB Stuttgart, wo er seit Februar als Sportvorstand arbeitet. Allerdings hat er auch schon einen Draht zum DFB. Dort ist er als Botschafter für Vielfalt tätig. Nicht die schlechteste Voraussetzung für mehr. 

Rudi Völler

Matthias Sammer ist ein Mann der deutlichen Worte - auch als möglicher DFB-Präsident?
Matthias Sammer ist ein Mann der deutlichen Worte - auch als möglicher DFB-Präsident?
© dpa

Es gibt nur ein’ Rudi Völler, war ein beliebter Fan-Singsang der frühen Nuller-Jahre. Der Weltmeister von 1990 hat dem DFB schon einmal geholfen. Nach der verkorksten EM 2000 in Holland und Belgien, als der deutsche Fußball an seinem Tiefpunkt der Neuzeit angelangt war, übernahm Völler kurzfristig den Posten des DFB-Teamchefs. 2002 erreichte das Völler-Team immerhin das WM-Finale in Yokohama.

Bereits im letzten Herbst kündigte er einen Rückzug auf Raten bei Bayer Leverkusen an. Dort war Völler seit 2005 Sportdirektor, im vorigen Sommer wechselte er auf den Posten des Geschäftsführers. Der heute 58-Jährige wäre mit Sicherheit ein Präsident mit den größten Sympathiewerten.

Thomas Hitzlsperger ist bereits Botschafter für Vielfalt beim DFB.
Thomas Hitzlsperger ist bereits Botschafter für Vielfalt beim DFB.
© dpa

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