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Reinhard Grindel ist als DFB-Präsident zurückgetreten.
© dpa/ Boris Roessler

Rücktritt als DFB-Präsident: Reinhard Grindel macht es sich zu einfach

Mehr Transparenz wollte Reinhard Grindel dem DFB verpassen. Doch nun ist er über den Mangel daran gestürzt. Es war nicht die einzige Verfehlung. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Katrin Schulze

Es sollte alles besser werden. Nach dem Abgang von Wolfgang Niersbach wegen der Affäre um das Sommermärchen 2006, das ganz und gar nicht märchenhaft zustande gekommen war, wurde Reinhard Grindel auserkoren, eine Art Grundreinigung beim größten Einzelsportverband der Welt vorzunehmen. Mehr Anstand, mehr Moral, mehr Transparenz, mehr Nähe zur Basis - das ist es, was der Deutsche Fußball-Bund brauchte. Oder soll man eher sagen:  Was er noch immer mehr denn je braucht?

Zwar hat Grindel tatsächlich neue Richtlinien in Sachen Transparenz verordnet. Doch er hat sich selbst nicht daran gehalten und ist am Ende genau darüber gestürzt. Erst verschwieg er offenbar Nebeneinkünfte. Dann wurde bekannt, dass er eine Luxusuhr von einem mindestens zweifelhaften ukrainischen Funktionär als Geschenk annahm. In seiner Rücktrittserklärung hob der 57-Jährige fast nur darauf ab. Aber damit macht er es sich – wieder einmal – zu einfach.

Denn der jüngste Fehltritt steht nur am Ende einer ganzen Reihe von Missgeschicken und Verfehlungen. Grindel verlängerte den ohnehin noch eine Weile gültigen Vertrag mit Bundestrainer Joachim Löw noch vor der WM, bei der die deutsche Mannschaft dann versagte. Er hielt auch danach anscheinend bedingungslos an Löw fest. Er schwieg lange, als Mesut Özils Foto mit dem türkischen Präsidenten die Runde machte und der Mittelfeldspieler später so öffentlichkeitswirksam seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärte.

Er widersprach sich selbst, als zuletzt Jerome Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller ausgebootet wurden. Und er stand immer im Verdacht, nicht wirklich viel über das Fachgebiet zu wissen, dessen oberster Boss er war.

Selbst viele Kollegen im direkten Umfeld zweifelten gar nicht so heimlich an der Kompetenz des früheren Politikers. Sie dürften froh darüber sein, dass Grindel nun zurückgetreten ist. Doch auch sie sollten es sich nicht so leicht machen – und einfach weitermachen wie bisher. Jetzt braucht es einen echten Reformer an der Spitze – der auch wirklich bis hinunter zu den kleinen Klubs in Sachen Finanzen aufräumt.

Am besten jemanden, der nicht schon etliche Verbandsjahre hinter sich hat, sondern den Mut mitbringt, auch unangenehme Schritte zu vollziehen. Vor allem aber jemand, der tatsächlich glaubwürdig, basisnah und anständig ist.

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