Hertha BSC: "Müssen gegen Augsburg gewinnen. Egal wie."
Gegen den FC Augsburg will Hertha-Trainer Pal Dardai auf Sieg spielen lassen. Stellt er dazu wieder so offensiv auf, wie gegen den SC Freiburg?
In seiner dritten Amtswoche ist Pal Dardai wesentlich vorsichtiger geworden, fast schon zurückhaltend. Am Anfang sprudelten die Worte nur so heraus aus dem Trainer von Hertha BSC Ungefragt sprang er oft von einem Thema zum nächsten. Vor seinem vierten Spiel als verantwortlicher Bundesliga-Trainer hat sich die Sachlage am Donnerstag ganz anders dargestellt. Da sprach Dardai nur zwei, drei kurze Sätze, ehe die Fragerunde beginnen konnte. Zuvor hatte der Ungar in seinen einleitenden Statements gleich so viel Material geliefert, dass es allerhöchstens noch ein paar Nachfragen gab.
Andererseits: Was sollte Herthas Trainer vor dem Spiel gegen den FC Augsburg am Samstag (15.30 Uhr, Olympiastadion) auch sagen, was er nicht schon zu Wochenbeginn klargemacht hatte? „Im Schnitt müssen wir von zwei Spielen eines gewinnen“, sagt Dardai. Weil diese Rechnung zuletzt nicht aufgegangen ist, betonte der Trainer: „Es muss nicht schön aussehen, aber wir müssen gegen Augsburg gewinnen. Egal wie.“ So groß der Wahrheitsgehalt angesichts der Tabellensituation auch sein mag – beim Hertha-Anhang dürfte die Aussage für einige Nervosität sorgen. Einerseits ist sie Ausdruck eines eigenwilligen Berliner Selbstverständnisses: Wie soll es schon ausgehen, wenn der große Hauptstadtklub gegen die vermeintlich kleinen Augsburger antritt?
Hertha-Trainer Dardai kündigt an: "Wir spielen auf Sieg"
Immerhin belegt Hertha im Moment den vorletzten Tabellenplatz, die Augsburger dagegen spielen nach Rang acht in der Saison 2013/14 auch im zweiten Jahr in Folge weit über ihren formalen Möglichkeiten. „Der Verein hat eine tolle Entwicklung genommen. Es kommt nicht von ungefähr, dass sie um die internationalen Plätze mitspielen“, sagt Herthas Manager Michael Preetz über den kommenden Gegner. Taktisch zählen die Augsburger zu den cleversten und unangenehmsten Mannschaften der Liga. Mit zwölf Punkten in der Fremde belegen sie außerdem den siebten Rang in der sogenannten Auswärts-Tabelle. „Sie stehen nach 22 Spieltagen völlig zu Recht unter den besten fünf“, sagt Preetz. Andererseits muss die Frage berechtigt sein, ob Dardai auch unter taktischen Aspekten so vorsichtig vorgehen wird wie zuletzt verbal. Zweifel sind diesbezüglich jedenfalls angebracht. „Die Mannschaft hat gut trainiert, sie war aggressiv, hat Zweikämpfe geführt. Wir spielen auf Sieg“, sagt Dardai.
Das wiederum erinnerte zwangsläufig an die Taten des Trainers im Spiel vor zwei Wochen: Gegen den SC Freiburg, seinerzeit Tabellenvorletzter, bot Dardai eine Woche nach seinem siegreichen Debüt in Mainz die offensivste Variante der jüngeren Hertha-Vergangenheit auf; zum ersten Mal ließ er in Julian Schieber und Salomon Kalou zwei Stürmer von Beginn an spielen, zudem beorderte er Ronny auf die Position im zentralen defensiven Mittelfeld. Es hatte den Anschein, als wollten die Berliner ihren Gegner mit ihrer Hurra-Taktik einfach überrennen. Der Ausgang ist bekannt: Das Spiel ging mit 0:2 verloren, und von den Rängen gab es ein Pfeifkonzert.
„Ich habe nach dem Freiburg-Spiel drei Tage fast gar nicht geschlafen“, berichtete Dardai. Nach dem Auftritt in Wolfsburg am vergangenen Sonntag hat sich das offenbar geändert. „Wir brauchen die Leidenschaft und die Laufbereitschaft, die wir in Wolfsburg gezeigt haben“, sagt Dardai. Etwa 36 000 Zuschauer wollen den Berliner Bundesligisten dabei unterstützen. Die nächsten beiden Spiele, da herrscht Konsens im Verein, können die grobe Richtung für den weiteren Saisonverlauf vorgeben. Dardai fordert vier Punkte aus den Begegnungen gegen Augsburg und beim Tabellenletzten VfB Stuttgart am kommenden Freitag. Nicht mit von der Partie werden Änis Ben-Hatira und Tolga Cigerci sein, die in dieser Woche nach längeren Verletzungspausen erst wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen sind. „Sportwissenschaftlich ist ihr Einsatz unmöglich. Wir wollen keine Verletzung riskieren“, sagt Dardai.