Hertha BSC siegt 2:0 beim FSV Mainz 05: Mit Geschick und Geschenk: Perfekter Einstand für Pal Dardai
Hertha BSC gelingt der Befreiungsschlag. Der neue Trainer Pal Dardai hat offenbar die richtigen Worte und taktischen Maßnahmen gefunden. Doch die Berliner profitieren auch von zwei umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen.
Pal Dardai wäre gern ein wenig länger sitzen geblieben. Aus logistischen Gründen musste der neue Trainer von Hertha BSC sein Mitteilungsbedürfnis am Samstagabend aber bremsen. Damit die Berliner ihren Heimflug erwischten. Doch Dardai fiel es schwer, sich kurz zu fassen. Wie schon bei seiner Vorstellung sprudelten die Sätze nur so aus ihm heraus.
Ungarn, Hertha, Elfmeter, Rote Karten, Ansprache, Taktik – Dardai behandelte so ziemlich jedes mit Fußball in Verbindung stehende Thema. Schließlich fasste der Ungar die persönlichen Folgen dieses Tags so zusammen: „Ich werde heute sehr ruhig schlafen. Das mache ich immer, wenn ich meine Arbeit geleistet habe.“
Bei seiner Premiere als Bundesliga-Trainer durfte sich der 38-Jährige über einen 2:0 (2:0)-Sieg beim FSV Mainz 05 freuen, der seine Mannschaft in der Tabelle nach vorn brachte. Nach dem zweiten Auswärtssieg der Saison und dem ersten Erfolg seit dem 1:0 über Borussia Dortmund Mitte Dezember verlässt Hertha BSC die Abstiegsplätze und belegt nun Rang 14. „Wir haben heute einen starken Gegner geschlagen, das ist gut für den Kopf“, sagte Mittelfeldspieler Per Skjelbred. „Große Laufbereitschaft, große Kampfbereitschaft, Kompliment an meine Spieler“, sagte Dardai, „so stelle ich mir das vor.“
Doppel-Sechs Lustenberger und Skjelbred
Und so hatte sich sein Arbeitstag gestaltet: Während Co-Trainer Rainer Widmayer die Berliner Profis durch das Aufwärmprogramm führte, bereitete sich Dardai in den Katakomben des Mainzer Stadions auf den Moment vor, den auch die Fotografen und Kameraleute erwarteten. Um 15.28 Uhr betrat Dardai, graue Daunenjacke, Hemd, dunkle Jeans, feines Schuhwerk, zum ersten Mal seit dem Karriereende als Spieler die Bühne Bundesliga. Ein Blick in die Runde der Objektive, ein kurzes Nicken. Es konnte losgehen.
So lange wie Dardai zunächst gewartet hatte, so groß waren auch gleich seine Aktivitätswerte an der Seitenlinie. Nach 80 Sekunden und einem Foul von Marvin Plattenhardt in gefährlicher Position erhob sich Dardai zum ersten Mal und vermaß seine Coaching-Zone in Breite und Länge. Er dirigierte und rief sich Spieler heran, vor allem der Augenkontakt mit Fabian Lustenberger schien ihm wichtig. Der Kapitän bildete, gemeinsam mit dem wiedergenesenen Per Skjelbred, die Doppel-Sechs vor der Abwehr – eine Maßnahme, die dem Spiel Sicherheit und Stabilität verleihen sollte.
Insgesamt nahm Dardai im Vergleich zum 0:1 gegen Leverkusen fünf Veränderungen in der Startelf vor: Für den gesperrten Sebastian Langkamp begann John Anthony Brooks im Abwehrzentrum neben Jens Hegeler, auf der linken Verteidigerposition durfte sich zum zweiten Mal in dieser Saison Plattenhardt von Beginn an austoben. Zudem betraute Dardai Nico Schulz mit der Aufgabe, die linke Offensivseite zu beackern, dafür blieb Genki Haraguchi draußen. Auch Valentin Stocker erhielt wieder die Chance, sich von der ersten Minute an zu zeigen.
Hegeler verwandelt souverän
Diese Mannschaft verteidigte von Beginn an gut, ließ abgesehen von zwei Standards kaum gefährliche Situationen zu, vertraute auf Balleroberungen und Konterchancen. Und auf Fehler des Gegners. Der erste größere führte gleich zum Treffer: Nach einem Rückpass versprang dem Mainzer Torhüter Loris Karius der Ball, Valentin Stocker ging dazwischen und wurde von Karius zu Fall gebracht, der dafür die Rote Karte sah. Den Elfmeter als Geschenk verwandelte Hegeler souverän und drehte in die Fankurve ab. Dardai gab da schon die nächsten Anweisungen.
Sechs Minuten und eine Ermahnung für Dardai wegen Reklamierens später war die Partie fast entschieden, und wieder spielte Glück eine Rolle: Nach feiner Vorarbeit von Julian Schieber traf Stocker aus spitzem Winkel den Pfosten, von dort aus sprang der Ball vor die Füße von Roy Beerens, der ins leere Tor traf. 0:2 – auch wenn der Treffer aus Abseitsposition erzielt wurde. Und Dardai? Instruierte Lustenberger.
Der bereits verwarnte Kapitän sorgte kurz nach Wiederanpfiff mit seinem zweiten gelbwürdigen Foul dafür, dass sich die 26 000 Besucher noch einmal einmischten. Abgesehen von der nun numerischen Gleichzahl wirkte sich der Platzverweis jedoch nicht negativ aus – weil Dardai entsprechend reagierte. Mit den Einwechslungen von Hajime Hosogai und Peter Niemeyer verstärkte er die Zentrale. Mainz erspielte sich noch einige halbwegs aussichtsreiche Gelegenheiten. Das änderte aber nichts mehr am erfolgreichen Einstand von Pal Dardai.