1:2 beim VfL Wolfsburg: Auch Hertha BSC bekommt Bas Dost nicht in den Griff
Hertha BSC zeigt sich beim VfL Wolfsburg formverbessert, muss jedoch zwei Tore durch den Wolfsburger Torjäger Bas Dost hinnehmen.
Für gewöhnlich zählen im Fußball die nackten Resultate, die in dieser Spielzeit in hoher Hartnäckigkeit gegen Berlins Bundesligisten sprechen. Und so war es auch am Sonntagabend in Wolfsburg, wo Hertha BSC erwartbar beim VfL Wolfsburg mit 1:2 (1:1) vor 27 683 Zuschauern verlor. Hertha bleibt das auswärtsschwächste Team der Liga und mithin auf einem Abstiegsplatz stecken. Doch wenn die Ergebnisse schon nicht stimmen, sollte man sich an die weichen Faktoren halten. Zumindest die stimmten, wie Kampfgeist und Laufbereitschaft. Dass es für einen Abstiegskandidaten schwer werden würde beim derzeit überragenden Champions-League-Anwärter vom Mittellandkanal, war klar. Dennoch kann das Spiel etwas Hoffnung geben für die nächsten Aufgaben. In Wolfsburg, bei der aufregendsten Offensive der Liga um Topstürmer Bas Dost, sahen schon ganz andere Mannschaften schlechter aus.
„Der liebe Gott hat heute nicht gewollt, dass wir hier einen Punkt mitnehmen“, sagte Pal Dardai hinterher. Vorher hatte er im Vergleich Trauerspiel vor einer Woche gegen Freiburg zwei Veränderungen vorgenommen. Für Ronny kehrte Kapitän Fabian Lustenberger zurück in die Startelf. Darüber hinaus ersetzte Marcel Ndjeng den erkrankten Marvin Plattenhardt. Doch die eigentliche Überraschung war weniger, dass Herthas Trainer in Valentin Stocker neben Salomon Kalou mit zwei Stürmern spielen ließ, sondern dass er zunächst in Julian Schieber einen klassischen Mittelstürmer ins linke Mittelfeld bestellte. Schieber sollte flexibel wechseln mit Stocker, sagte Dardai hinterher. Doch das taten sie viel zu spät. Nämlich nachdem die Berliner in Rückstand gerieten.
Vieirinha hatte sich auf der Seite Schiebers durchgesetzt, und über Andrè Schürrle landete der Ball schließlich bei Bas Dost, was derzeit selten Gutes für den Gegner bedeutet. Und so erzielte er zu einfach das 1:0. Es war das zehnte Saisontor für den 25-jährigen Niederländer, oder der siebente Treffer in einer Woche, wenn man nach den vier Toren gegen Leverkusen die zwei gegen Sporting Lissabon in der Europa League hinzuzählt. Da waren gerade mal zehn Minuten gespielt. Der Tabellenzweite startete furios, er war dominant und spielbestimmend. Hertha hatte bis dahin nicht viel zu melden. Erst nach zwanzig Minuten kam nach einer Stocker-Flanke Kalou im Sturmzentrum an den Ball, bekam aber keinen richtigen Druck in seinen Schuss.
Hertha-Trainer Pal Dardai stellte um - und die Maßnahme zahlte sich aus
Inzwischen war Schieber in die Spitze gerückt und Stocker auf den Flügel gewichen. Das tat Herthas Performance gut. Der Schweizer setzte sich schön am linken Flügel durch und seine Flanke, die im Strafraum der Wolfsburger einmal aufsetzte, verwertete der heranfliegende Schieber per Flugkopfball zum 1:1-Ausgleich. Es war ein wunderschönes Tor, und der siebente Saisontreffer für Schieber.
Plötzlich waren die Berliner energischer im Spiel, sie hatten sich gefangen. Die Ordnung stimmte und auch Kalou war viel präsenter als zuletzt. Die Berliner merkten, dass sie zwar spielerisch unterlegen, aber eben kämpferisch auf der Höhe waren. Zehn Minuten nach dem Wiederbeginn parierte Torwart Thomas Kraft einen Schuss vom überragenden Ballverteiler Kevin de Bruyne. Allerdings konnten die Berliner zu selten für Entlastung sorgen, sodass sich das Spiel immer tiefer in die Berliner Hälfte verlagerte.
Wieder einmal wurde deutlich, wie groß der Mangel im eigenen Spielaufbau ist, da fehlt es an Kreativität und an einem Gestalter, der das Spiel trägt sowie am Selbstvertrauen für einen steilen Pass in die Tiefe. Zu oft wird der zum eigenen Torwart gespielt, der dann nur mit langen weiten Bällen operiert, die auf dem direkten Weg sofort den nächsten Angriff des Gegners einleiten.
Nach gut einer Stunde holte sich dann Stocker etwas unmotiviert seine fünfte Gelbe Karte ist, weshalb er für das Heimspiel gegen Augsburg gesperrt ist. Aber Hertha kämpfte um den Punkt, der greifbar schien. Und weil beim VfL nicht mehr so viel zusammenlief, zog Luiz Gustavo mal aus der Distanz ab. Der Ball knallte gegen den Pfosten und prallte dahin zurück, wo sich für gewöhnlich Mittelstürmer aufhalten, erst recht ein Bas Dost. Er staubte cool ab zum 2:1. So sehr sich die Berliner in den Schlussminuten noch mühten, das Ausgleichstor wollte nicht mehr fallen. Sehr bald muss ihnen das aber gelingen, denn am Ende bleiben es die Resultate, die im Fußball zählen.
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