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Lars Windhorst hat mit Hertha BSC große Pläne.
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Update

Investor Windhorst hat große Pläne: Mit Hertha BSC dauerhaft in die Champions League

Der Investor will mehr: Lars Windhorst will Hertha BSC als Spitzenklub in Europa etablieren. Dafür könnte er noch mehr Geld locker machen. Eine Analyse

Fünfzehnter gegen Sechzehnter, zweitschlechtester Angriff gegen den schlechtesten – auf den ersten Blick zählt das heutige Auswärtsspiel von Hertha BSC beim 1. FC Köln nicht gerade zu den Highlights der Fußball-Bundesliga. Aber das stellt für Lars Windhorst offenbar nur eine Momentaufnahme dar. Der Investor, der in zwei Schritten für 225 Millionen Euro 49,9 Prozent der Anteile an Hertha BSC übernommen hat, verfolgt mit dem Berliner Bundesligisten ehrgeizige Pläne. Die hat er nun der „Bild am Sonntag“ in einem ausführlichen Interview erklärt: Windhorst will mit Hertha dauerhaft in die Champions League. „Unser klares Ziel ist es, dass Hertha in den nächsten Jahren in Deutschland und Europa ein Spitzenklub wird.“

Angesichts der aktuellen Situation wirken solche Aussagen ein wenig überambitioniert. Aber schon bei seinem Einstieg Ende Juni hatte Windhorst davon gesprochen, Hertha zum „Big City Club“ machen zu wollen. Auch in seinem jüngsten Interview zieht er Paris St. Germain, den FC Chelsea und Real Madrid als Bezugsgrößen heran: „Berlin ist eine Weltstadt, eine Hauptstadt, eine sehr glaubwürdige Marke. Von dieser Güte gibt es in Europa nur eine Handvoll.“

Solche euphorischen Töne klingen ungewohnt, sind aber nicht untypisch für Menschen aus der Wirtschaft, die ihr Geld in den Fußball stecken, mit dem sie vorher wenig zu tun hatten. Lars Windhorst, 42 Jahre alt, Wirtschaftswunderkind zu Zeiten Helmut Kohls, hat nie von sich behauptet, dass er sich dem Fußball im Allgemeinen oder Hertha BSC im Speziellen besonders verbunden fühlt. 

Er ist nicht aus Leidenschaft für Hertha bei den Berlinern eingestiegen, sondern aus Leidenschaft für Rendite und die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die der Klub ihm zu bieten scheint. „Das ist keine verrückte Idee von mir, sondern es steckt eine bestechende wirtschaftliche Logik dahinter, die sich auf Dauer erheblich auszahlen wird“, sagt Windhorst. Sein Investment sei „aus wirtschaftlicher Sicht absolut verantwortungsvoll und vertretbar“. Ein Börsengang mit Hertha sei „natürlich eine Option“, aktuell aber nicht geplant.

„Es gibt keine Beschränkungen"

Windhorst kann sich sogar vorstellen, Hertha noch mehr Geld zur Verfügung zu stellen: „Wir haben uns dafür keine Beschränkungen auferlegt." Das Investment ist laut Windhorst auf mindestens zehn Jahre angelegt, vielleicht sogar zwanzig: „Ich habe kein Enddatum im Kopf“, sagt er. „Unser Engagement wird extrem langfristig und nachhaltig.“ 

In einem ersten Schritt hatte Windhorst für 125 Millionen Euro 37,5 Prozent der Anteile an der Hertha BSC KGaA erworben – und das Recht, seinen Anteil an Hertha für weitere 100 Millionen auf 49,9 Prozent aufzustocken. Diese zweite Tranche soll innerhalb der nächsten vier bis sechs Wochen auf dem Klubkonto eingehen und dem Investor zufolge in den Aufbau des Vereins und des Kaders gesteckt werden.

Herthas Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller hatte Anfang des Jahres prognostiziert, dass der Wert des Klubs binnen anderthalb Jahren auf 600 Millionen Euro wachsen werde. Windhorst spricht nun sogar davon, dass Hertha die Milliardenmarke knacken werde. Bei der Auslegung der Zahlen scheint er ohnehin eher zu einer optimistischen Sichtweise zu neigen. Um die gute Arbeit Herthas zu belegen, behauptet er zum Beispiel, dass der Verein in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich die geringsten Personalkosten der Bundesliga gehabt habe. Angesichts von Konkurrenten wie Freiburg, Augsburg oder Mainz dürfte das schwierig zu belegen sein.

Auch sagt Windhorst, dass Hertha beim Einstieg des Finanzinvestors KKR im Jahr 2014 „einen viel höheren Schuldenstand“ hatte als zu Beginn seines Engagements in diesem Sommer. 2014 lagen die Verbindlichkeiten des Klubs bei 36,8 Millionen Euro. In der letzten bisher veröffentlichten Bilanz vor Windhorsts Einstieg (Stichtag 30. Juni 2018) wurden die Schulden mit 47,6 Millionen Euro ausgewiesen. Da Hertha in der Zwischenzeit aber für 71 Millionen Euro den KKR-Anteil zurückgekauft hatte, ist ein dreistelliger Millionenbetrag wohl realistischer.

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