Wohin mit den Millionen?: Hertha BSC und der Umgang mit dem Investorengeld
Michael Preetz steht im Trainingslager Rede und Antwort. Als Obergrenze für künftige Transfers nennt Herthas Manager 30 Millionen Euro.
Michael Preetz versucht, sich ein Lächeln abzuringen. Ob es einen neuen Stand gibt bei den Stadionplänen von Hertha BSC? „Die Berliner Politik macht ja gerade Sommerpause – dementsprechend gibt es nichts Neues“, sagt der Manager des Fußball-Bundesligisten.
Knapp eine Stunde ist Preetz zu diesem Zeitpunkt mit einem Dutzend Journalisten und zwei Kamerateams auf der „MS Fontane“ über den Ruppiner See geschippert und hat seine Sicht der sportlichen, wirtschaftlichen und strukturellen Erwartungen für die neue Saison dargelegt, bevor der Dampfer wieder vor dem Mannschaftshotel anlegt. „Ich kann Ihnen versichern, dass wir an dem Thema dran sind“, sagt der 51-Jährige und geht zurück an Land. Es ist keine gewagte Prognose, dass der geplante Neubau den Verein noch ein paar Monate, womöglich sogar Jahre beschäftigen wird.
Zuvor gibt sich Preetz bei anderen Themenfeldern deutlich auskunftsfreudiger. Nach einem kurzen Fazit zum Athletik-Trainingslager im brandenburgischen Neuruppin, das am Mittwochvormittag mit einer finalen Einheit sein Ende finden wird, ist vor allem der kürzlich bekannt gewordene Einstieg des Investors Lars Windhorst Gegenstand diverser Nachfragen.
Windhorst hat für 125 Millionen Euro 37,5 Prozent an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA erworben; mit dem größten Finanzdeal in der Geschichte der Bundesliga will der Verein sportlich wie wirtschaftlich in neue Sphären vorstoßen. „Das Geld ermöglicht uns, uns vielleicht mal in einem höheren Regal zu bedienen“, hat der neue Trainer Ante Covic dieser Tage dem „Kicker“ gesagt. „Aber wir werden keine dummen Sachen machen“, ergänzte Covic pflichtbewusst.
Bei Preetz hört sich das ähnlich an. „Wenn man nicht schlau handelt, ist das Geld auch schnell wieder weg“, sagt der Manager. „Deshalb wollen wir – neben der Mannschaft – vor allem in die Zukunftsfelder des Vereins investieren, aber eben mit Augenmaß.“ An der grundsätzlichen Ausrichtung des Vereins soll sich wenig ändern: Trotz der Finanzspritze versteht sich Hertha weiter als Ausbildungsverein, der die eigene Bilanz mit Transfererlösen aufbessern will.
Besonders bei Maier sieht Preetz noch viel Potenzial
Preetz führt als Beispiel den Fall Valentino Lazaro an. Als die Berliner den Österreicher vor zwei Jahren aus Salzburg verpflichteten, wusste niemand so recht, wie es um seine Leistungs- und Entwicklungsfähigkeit bestellt ist – nicht zuletzt, weil Lazaro gerade eine schwere Verletzung auskuriert hatte. In Berlin wurde er von Ex-Trainer Pal Dardai unfreiwillig zum Außenverteidiger umgeschult. „Am Ende hat das dazu geführt, dass er jetzt bei einem Champions-League-Teilnehmer spielt – auf einer lange Zeit ungeliebten Position.“ Ganz nebenbei durften sich die Berliner über einen Transfererlös jenseits der 20-Millionen-Euro-Grenze freuen.
Preetz jedenfalls hätte kein Problem damit, wenn das Beispiel Lazaro Schule machen würde. „Wir werden auch in Zukunft nach Spielern suchen, die einen überschaubaren Betrag kosten und Potenzial haben“, sagt er. Andererseits sei es nicht ausgeschlossen, dass Hertha für einen Wunschkandidaten auch mal 30 Millionen Euro investiert. „Aber es muss zu uns passen“, sagt Preetz. Stand heute ist Davie Selke mit acht Millionen Euro der teuerste Zugang der Vereinsgeschichte.
„Grundsätzlich glaube ich nicht, dass man die Mannschaft weiterentwickelt, wenn man einen extrem teuren Spieler reinsetzt und alles auf ihn fixiert. Das Gefüge muss weiterhin stimmen“, sagt Preetz. Dieses Credo verfolgt auch der Trainer. „Wir verpflichten doch nicht mit Eduard Löwen einen deutschen U-21-Nationalspieler, um ihm dann einen 30-Millionen-Mann vor die Nase zu setzen“, sagt Covic. „Ich komme aus dem Nachwuchs und werde einen Teufel tun, unsere Talente zu vernachlässigen.“
Für Covic und Preetz stehen zunächst jene Spieler in der Pflicht, die bereits in Neuruppin dabei sind oder zeitnah zur Mannschaft stoßen werden: Jordan Torunarigha etwa oder Maximilian Mittelstädt und Arne Maier, die nach ihrer Einladung zur U 21 noch im Urlaub sind. Besonders bei Maier sieht Preetz noch viel Potenzial: „Wir haben Arne ganz selten in torgefährlichen Situationen gesehen, obwohl er die Qualität dazu hat. Da müssen wir ihn hinbringen.“ Ähnlich hoch sind die Erwartungen an Abwehrchef Niklas Stark. „Er kann in der Lage sein, auch in der Nationalmannschaft um relevante Positionen zu kämpfen“, sagt Preetz.
Deutsche Nationalspieler stehen Hertha BSC schließlich auch deshalb gut zu Gesicht, weil es neuerdings einen Bundesliga-Mitbewerber aus Köpenick gibt. „Von der Aufmerksamkeit her verändert sich die Sportstadt Berlin dadurch“, sagt Preetz. Die Ambitionen seines Vereins seien jedoch klar, betont er: „Es geht darum, diese beiden Spiele zu gewinnen.“