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Michael van Praag leitete bisher den niederländischen Fußball-Verband KNVB. Nun will er Uefa-Chef werden.
© REUTERS

Neuer Uefa-Chef erst ab September: Michael van Praag will Michel Platini beerben

Erst wollte er Fifa-Chef werden, nun will der Niederländer Michael van Praag den zurückgetretenen Uefa-Präsidenten Michel Platini beerben. Doch den EM-Pokal übergibt ein anderer.

Beim Finale in Paris wird noch kein neuer UEFA-Chef den Pokal an den Europameister überreichen. Erst in vier Monaten wählt die Europäische Fußball-Union einen Nachfolger von Michel Platini. Die UEFA spielt also in ihrer schweren Führungskrise auf Zeit und wird erst zwei Monate nach der EM den Nachfolger des zurückgetrenen Präsidenten Platini wählen. Die 55 Mitgliedsverbände sollen bei einem Kongress am 14. September in Athen den neuen Chef der europäischen Verbandes bestimmen, wie das Exekutivkomitee am Mittwoch bei einer Sitzung in Basel entschied.
Als erster Anwärter erklärte wie erwartet der niederländische Verbandspräsident Michael van Praag seine Absicht zur Kandidatur. Der 68-Jährige wäre ein Übergangschef für die UEFA - der neue Präsident führt lediglich die Amtszeit von Platini, die noch bis März 2019 läuft, zu Ende. „Die UEFA hat im Moment einen Brückenbauer nötig“, betonte van Praag, der schon als Fifa-Boss kandidierte. „Auf Vorstandsebene lebt der europäische Fußball schon seit acht Monaten in einer Art Sackgasse. Diese will ich durchbrechen, um den Weg zu pflastern für einen neuen, jüngeren Vorsitzenden.“

Die Bewerbungsfrist endet am 20. Juli. Danach steht dem europäischen Fußball womöglich ein langer Wahlkampf bevor - zuletzt wurde spekuliert, dass sich die Verbände aus Osteuropa auf einen Kandidaten einigen wollen. Optionen für einen früheren Wahltermin wären am 21. Juni elf Tage nach dem EM-Finale oder Mitte August gewesen. „Wir haben das ganze Szenario durchgesprochen und die Entscheidungen, wie es weitergehen soll, trage ich absolut mit“, sagte das deutsche UEFA-Exekutivmitglied Wolfgang Niersbach. Man wolle den Bewerbern „eine vernünftige Kampagne“ ermöglichen, erklärte Generalsekretär Theodore Theodoridis.

Davor Suker gilt als Kandidat aus Osteuropa

Bis zur Wahl soll Platinis Vize Angel Maria Villar Llona weiterhin als geschäftsführender Präsident agieren. Der Spanier werde damit beim Finale der Europa League und den Endspielen der Champions League und der Europameisterschaft am 10. Juli den Pokal an den jeweiligen Sieger übergeben, sagte der Grieche Theodoridis. Auch Villar Llona wäre eine Kandidatur zuzutrauen, er gilt jedoch als Mann der Vergangenheit.

Davor Suker, einst Profi von Real Madrid sowie 1860 München und kroatischer Verbandschef, wurde zuletzt als potenzieller Anwärter genannt. Zudem gab es Medienberichte, dass der slowenische Verbandspräsident Aleksander Ceferin bereits von mehreren Verbänden auf eine mögliche Kandidatur angesprochen wurde.

Der Internationale Sportgerichtshof CAS hatte die Sperre gegen Platini wegen der fragwürdigen Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken durch Ex-FIFA-Chef Joseph Blatter lediglich von sechs auf vier Jahre verkürzt.

Damit muss die UEFA gut drei Wochen vor Beginn der EM einen neuen Präsidenten suchen. Eine deutliche Distanzierung von Platini trauen sich seine langjährigen UEFA-Weggefährten aber trotz der Sperre weiterhin nicht zu. „Wie könnten wir jemanden, der acht Jahre der UEFA gedient hat, nun als Feind empfinden?“, fragte Theodoridis.

Mit Blick auf die EM hat die UEFA den Weltverband FIFA inzwischen um Aufklärung gebeten, ob die Sperre der FIFA-Ethikkommission auch das Verbot einer Einladung Platinis zum Kontinentalturnier durch die Organisatoren bedeute. „Für uns sind die Antworten nicht so eindeutig“, sagte Theodoridis. (dpa)

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