Schach-WM 2018 in London: Magnus Carlsen vs Fabiano Caruana: Ab jetzt wird gezockt
Fabiano Caruana kämpft gegen Magnus Carlsen. Auch die zwölfte Partie endete Remis. Am Mittwoch fällt die Entscheidung im Tiebreak - der ist reine Nervensache.
Endlich: An diesem Mittwoch fällt die Entscheidung. Es kann zwar spät werden im College im Londoner Stadtteil Holborn, aber am Ende wird entweder der Norweger Magnus Carlsen, der seit Juli 2011 die Weltrangliste im Schach anführt, seinen WM-Titel verteidigt haben oder seinem Herausforderer, dem US-Amerikaner Fabiano Caruana, die Sensation geglückt sein.
Denn der Titelgewinn für Caruana wäre eine Sensation. Zwar verlief das bisherige Match, das über zwölf Runden ging und stets Remis endete, sehr ausgeglichen. In der Weltrangliste steht Carlsen mit 2835 Punkten nur drei Punkte vor Caruana, doch im Tiebreak gilt Carlsen als klarer Favorit. Er versteht das Spiel intuitiv, während Caruanas Stärke die Berechnung ist. Für die allerdings braucht ein Spieler Zeit, und im Tiebreak geht es um Geschwindigkeit.
Die reguläre Bedenkzeit betrug 100 Minuten für die ersten vierzig Züge, dann 50 Minuten für die nächsten zwanzig Züge und 15 Minuten für den Rest der Partie. Pro Zug gab es zusätzlich eine Zeitgutschrift von 30 Sekunden. Doch im Tiebreak muss sehr viel schneller gegrübelt werden. Zunächst stehen vier Schnellschachpartien an, bei denen die Spieler eine Bedenkzeit von 25 Minuten plus zehn Sekunden Zeitgutschrift pro Zug haben. Sollte auch dann kein Sieger feststehen, folgen bis zu vier Blitzpartien mit fünf Minuten pro Spieler und drei Sekunden Zeitgutschrift pro Zug.
Entscheidet eine Armaggedon-Partie?
Wenn der Wettkampf, was unwahrscheinlich ist, dann noch unentschieden steht, folgt eine Armaggedon-Partie, benannt nach dem Ort der endzeitlichen Entscheidungsschlacht. In diesem Format muss der Spieler mit den weißen Steinen gewinnen, er erhält aber eine Minute mehr Bedenkzeit (fünf Minuten) als der Spieler mit den schwarzen Steinen (vier Minuten), dem ein Remis für den Wettkampf-Sieg reicht.
Dieses Spielformat wurde vor zwölf Jahren eingeführt und seitdem dreimal angewendet. 2006 gewann der Russe Wladimir Kramnik das Stechen, 2012 war der Inder Viswanathan Anand erfolgreich, und vor zwei Jahren verteidigte Carlsen seinen Titel gegen den Russen Sergej Karjakin im Tiebreak mit 3:1 in den vier Schnellschachpartien. Um es plastisch zu sagen: Eine reguläre Schachpartie dauert im Durchschnitt vier Stunden, eine Schnellschachpartie 50 Minuten, eine Blitzpartie zwölf Minuten.
Carlsen ist der mit Abstand weltbeste Schnell- und Blitzschachspieler. Caruana dagegen wird auf der Rangliste im Schnellschach auf Platz zehn geführt und im Blitz auf Platz 18. Das erklärt, warum Carlsen vor dem Tiebreak relativ entspannt wirkte und in der zwölften Runde trotz deutlich besserer Stellung und sehr viel mehr Bedenkzeit seinem Kontrahenten Remis anbot – zur Überraschung aller Zuschauer. Für ihn sei ein Unentschieden okay, sagte der Weltmeister vor dem Spiel, „dann spielen wir halt schnell“.
Der Angreifer verbraucht weniger Zeit als der Verteidiger
Im Blitzschach gewinnt oft nicht der objektiv beste sondern der überraschendste Zug. Stell’ deinen Gegner vor Probleme, heißt die Devise. Um einen Angriff zu starten, kann es daher sinnvoll sein, Bauern oder Figuren zu opfern, was in einer regulären Partie zu riskant wäre. Doch der Angreifer verbraucht meistens weniger Zeit als der Verteidiger. Und wer es durch seine Spielweise schafft, den Gegner zum Nachdenken zu zwingen, kann ihn in Zeitnot bringen. Zur Kombinationsgabe gesellt sich die Psychologie.
Allerdings hat Carlsen im Verlauf des Wettkampfes durchaus Nerven gezeigt. Er verpasste Gewinnchancen, wirkte manchmal wenig ambitioniert. Seine Lässigkeit mag legendär sein, sollte ihm aber nicht als Panzer dienen. Caruana dagegen hat zwar spielerisch etwas größere Probleme gehabt, er strahlt aber Ruhe und Souveränität aus.
Finanziell hat sich das Match schon für beide Spieler gelohnt. Wäre es bereits in den regulär gespielten Runden entschieden worden, hätte der Gewinner 60 Prozent des Preisgeldes in Höhe von einer Million Euro erhalten, der Verlierer 40 Prozent. Bei einem Stechen wiederum erhält der Sieger 55 Prozent, der Verlierer 45 Prozent.
Malte Lehming
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