„Das Momentum spricht gerade für uns“: Lasse Andersson hält die Füchse Berlin auf Titelkurs
Bei den Füchsen brilliert Andersson als Spielemacher. Seiner Titelsammlung aus Dänemark und Spanien will er in dieser Saison eine weitere Trophäe hinzufügen.
Ihm zuzuschauen macht einfach Spaß. Ob ansatzloser Sprungwurf, explosives Eins-Eins, oder kompromisslose Deckungsarbeit – Lasse Andersson zeigt bei den Füchsen momentan auf vielen Ebenen, warum Vorstand Sport Stefan Kretzschmar ihn im vergangenen Jahr vom FC Barcelona geholt hat.
„Bei uns läuft es gerade einfach und ich versuche meinen Teil dazu beizutragen“, sagt der 27-Jährige derweil fernab von jedwedem Höhenflug. Und das obwohl er mit den Füchsen nicht nur auf einen nahezu optimalen Start blicken darf, sondern sich in diesem Jahr mit der dänischen Nationalmannschaft darüber hinaus den Weltmeister-Titel sicherte und bei Olympia Silber gewann.
Die Kehrseite der Medaillen ist dabei allerdings, dass die Worte Sommerpause und Regeneration bei Andersson nur ein mildes Lächeln hervorrufen. „Ich glaube, ein richtiges Break hatte ich zuletzt irgendwann im letzten Jahr. Mein Körper ist müde und die Probleme mit meiner Schulter, meinem Rücken und meinen Knien haben zugenommen“, sagt der Rückraum-Linke.
Spielerisch sind ihm diese Blessuren kaum anzumerken. Wieder und wieder steigt der Däne in den aktuell zahlreichen Partien der Füchse hoch und lässt dem Gegner dabei durch seine enorme Sprungkraft und Schnelligkeit selten einen Ansatz, um ihn zu verteidigen. Resultat sind 21 Tore in den Europapokal-Spielen und 26 in der Bundesliga. Ein Bestwert, der durch seine vielen torbringenden Anspiele nur bekräftigt wird.
"Nicht den Kopf hängen lassen"
„Im letzten Jahr hatten wir ein paar Phasen, die durch die vielen neuen Spieler, Corona und diverse Verletzungen schwierig waren. Jetzt ist das anders. Wir kennen uns besser und jeder von uns weiß, was der andere macht. Das zahlt sich aus“, sagt Andersson und unterstreicht dabei gleichermaßen, dass es natürlich trotzdem immer mal wieder Fehler gibt, dass es nie zu einhundert Prozent perfekt läuft.
Zuletzt haben das die Siege gegen Toulouse und Hannover gezeigt. Mit einer ungewöhnlich hohen Ungenauigkeit im Abschluss und bei den Anspielen brachten sich die Füchse selbst in die Bredouille. Ganz im Stile einer Spitzenmannschaft waren diese Auftritte nicht, jedoch muss gleichermaßen anerkannt werden, dass derartige Situationen in der Vorsaison wahrscheinlich nicht zu Gunsten der Füchse hätten entschieden werden können. Dass es eben für die Qualität des Teams spricht, dass es sich nicht aufgibt und dann doch die Punkte holt.
[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen:leute.tagesspiegel.de]
„Manchmal machen wir Fehler, manchmal treffen wir nicht. Doch das wichtige ist, dass wir wissen, dass wir es besser können, weiter machen und nicht den Kopf hängen lassen“, erklärt der Füchse-Spieler den Erfolgslauf seiner Mannschaft. Und diese Ruhe gepaart mit Zuversicht war ebenso für Lasse Andersson selbst gewinnbringend. Denn als der Däne im letzten Jahr nach Berlin kam, war seine Leistung noch nicht so stabil, wie man es sich beim Verein gewünscht hätte. Doch Andersson blieb konzentriert und arbeitete weiter an sich.
„Die erste Zeit war durch die Pandemie nicht einfach“, blickt er zurück. „Man konnte kaum etwas machen und anstatt der pulsierenden Stadt, von der mir alle erzählt haben, gab es hier nur eine Menge Grau. Das war sehr langweilig.“ Umso dankbarer ist der Kopenhagener, dass die Lockdown-Zeit überstanden ist. Er braucht den Ausgleich. Momente, in denen er einfach nur durch die Straßen spaziert, irgendwo einen Kaffee trinkt und sich in den Geschäften umschauen kann, um danach den Fokus wieder voll und ganz auf das Sportliche legen zu können.
Jetzt zählt die Partie gegen TuS N-Lübecke
Und das funktioniert momentan ganz gut. Zusammen mit Kapitän Paul Drux füllt er die Königsposition bei den Füchsen sowohl offensiv als auch defensiv bestens aus, funktioniert die Achse mit den Nebenspielern nahezu blind. „Das Momentum spricht gerade für uns, aber wir müssen weiter von Spiel zu Spiel schauen“, sagt Andersson. Für ihn zählt noch nicht die Länderspielwoche Anfang November, in der er mit Dänemark auf Spitzenteams wie Norwegen und Frankreich trifft. Für ihn zählt noch nicht einmal das European-League-Spiel am Dienstag, sondern einzig die Partie am Sonntag gegen TuS N-Lübbecke (16 Uhr/ Sky).
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]
„Es ist egal, was später kommt. Es ist auch egal, wie viele Spiele wir bisher gewonnen haben. Wenn wir gegen Nettelstedt verlieren, sind zwei Punkte weg“, warnt der 27-Jährige. Lasse Andersson will schließlich weiter Erfolge feiern und seiner Titelsammlung aus Dänemark und Spanien in dieser Saison eine weitere Trophäe hinzufügen. Die Grundlage dafür haben er und die Füchse in jedem Fall.