Die Handball-Bundesliga und die Corona-Krise: Vorsichtiger Optimismus bei den Füchsen Berlin
Die Füchse sehen sich finanziell abgesichert – trotz der Corona-Einschränkungen bei den Zuschauerzahlen. Doch ligaweit hat der Handball derzeit ein Problem.
Es war eine Aussage, die lange nicht mehr in der Max-Schmeling-Halle zu vernehmen war. „Wir sind ausverkauft!”, gab der Hallensprecher der Füchse bekannt und feierte mit den 3650 anwesenden Zuschauern am Sonntag vor einer Woche bei der Partie gegen den THW Kiel. „Das war ein sehr schöner Moment”, sagt Geschäftsführer Bob Hanning, „wobei es auch schade war, dass wir durch die aktuelle Verordnung noch nicht mehr Tickets verkaufen konnten.”
Mittlerweile ist es gut eineinhalb Jahre her, dass die eigentliche Vollauslastung von 9000 Fans im sogenannten Fuchsbau erreicht wurde. Um dorthin wieder zurückzukommen, ist es noch ein weiter Weg – vor allem unter Berücksichtigung der steigenden Inzidenzen und dahingehender Hygieneregelungen. Um die Kapazität zumindest auf 7000 Teilnehmer erhöhen zu können, reichen die Füchse mit Bezug auf die 2G-Regelung nun einen Antrag beim Senat ein.
„Die Senatsverwaltung wird kurzfristig eine Checkliste mit den Voraussetzungen und Zulassungskriterien zur Verfügung stellen. Sofern diese eingehalten werden, können mehr Zuschauer zugelassen werden”, erklärt Geschäftsstellenleiter Volker Zerbe. Spätestens für das Spiel gegen den SC Magdeburg am 14. November hofft der Klub auf einen positiven Entscheid.
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Denn mit mehr zu vergebenden Plätzen steigt natürlich nicht nur die Unterstützung von den Fans, sondern gleichermaßen das Einnahmepotential, das nach der finanziell herausfordernden Vorsaison nicht zu unterschätzen ist.
Nur ein Drittel dessen, was zu Hochzeiten möglich ist
Einfach war es bislang nicht, die Halle zu füllen. Bei den bisherigen vier Heimspielen erschienen im Schnitt gut 3000 Gäste, also nur ein Drittel dessen, was zu Hochzeiten möglich war. Und dieses Phänomen ist deutschlandweit zu beobachten. So stieß der in Düsseldorf ausgetragene Super Cup im September auf geringes Interesse. Lediglich 3007 von 8000 möglichen Tickets wurden abgesetzt. Genauso hatten selbst handballaffine Städte wie Flensburg oder Magdeburg zunächst Probleme ihre Spielstätten zu füllen.
„Ich glaube, die Menschen müssen erst wieder Vertrauen in das System entwickeln”, sagt Hanning, dessen Sorgen sich momentan dennoch in Grenzen halten. Zu Beginn der Saison laufe der Verkauf seiner Erfahrung nach stets schwierig an und außerdem konnte mit dem sportlichen Erfolg der Füchse bereits eine gesteigerte Nachfrage verzeichnet werden.
Ein Sorgenkind bleibt indes der Europapokal. „Die Spiele liefen vorher nicht gut und das tun sie jetzt auch nicht”, sagt der 53-Jährige vor dem heutigen Start seiner Mannschaft in die Gruppenphase der European League gegen Fenix Toulouse (18.45 Uhr). Erwartet werden hier zwischen 1500 und 2000 Zuschauer. Damit ist der Wettbewerb – auch in Anbetracht der Reisekosten – einmal mehr ein Zuschussgeschäft. „Wenn man im Final Four steht, ist alles super, aber bis dahin macht es wirtschaftlich keinen Spaß“, sagt Hanning.
Kein Verein wackelt
Trotzdem blickt er zufrieden auf die finanzielle Situation des Vereins. Durch die Treue von Sponsoren, Gehaltsverzichte von Spielern, Trainern und Angestellten und nicht zuletzt die Fördergelder von Bund und Land sei man gut durch die Krise gekommen und könne auch in diesem Jahr – wenn benötigt – auf eine staatliche Unterstützung von 800.000 Euro zurückgreifen. „Wir sind abgesichert”, sagt er und ist gleichermaßen optimistisch in Bezug auf die Liga: „Ich glaube, dass wir das alle gemeinsam miteinander schaffen. Gerade wackelt kein Verein. Das ist ein gutes Zeichen.”
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Damit drückt sich Hanning wesentlich zuversichtlicher aus als der Geschäftsführer der Deutschen Handball Bundesliga GmbH (HBL) Frank Bohmann, der vor einem Monat erneut ein „Krisenjahr” ausgerufen hatte. Grund hierfür seien nicht nur die erneuten ökonomischen Herausforderungen, sondern ebenso die unterschiedlichen Voraussetzungen an den verschiedenen Standpunkten, die eine zuverlässige Planung kaum ermöglichen würden.
„Da sollte man nicht in Panik verfallen”, sagt derweil Hanning, der nicht wie viele andere eine Wettkampfverzerrung wegen unterschiedlicher Zuschauerzahlen beklagt. „Ich freue mich für jeden, der mehr darf als wir, weil es uns als Ganzes weiterbringt. Da geht es nicht um fair oder unfair, sondern darum, dass das, was möglich ist, gemacht wird. Und da habe ich Vertrauen in die Politik und die handelnden Personen.”
Spätestens im neuen Jahr rechnet der Berliner mit einer vollen Auslastung in den Hallen. Aber ob es wirklich so kommt, kann – wie schon so lange – niemand genau sagen.