1. FC Union Berlin: Jens Keller sieht noch Luft nach oben
Unions Trainer Jens Keller sieht selbst nach dem vierten Sieg in Folge Baustellen bei seiner Mannschaft. Peter Kurzweg hingegen liefert ein starkes Debüt.
Manchmal werden die wichtigen Dinge kurz und knapp mitgeteilt, ohne große Worte. So berichtete Trainer Jens Keller, wie er Peter Kurzweg darüber informiert hatte, dass dieser gegen die SpVgg Greuther Fürth in der Startelf stehe: „Du spielst.“ Kurzweg war nach eigener Aussage „sehr überrascht“. Was nicht groß verwundert. In den ersten Saisonspielen des Fußball-Zweitligisten 1. FC Union hatte er wenigstens ab und zu auf der Bank gesessen, danach dauerhaft auf der Tribüne. Diesmal durfte er ran, und sein Trainer bilanzierte danach: „Ich freue mich sehr für ihn. Er trainiert immer wie ein Verrückter. Also haben wir ihn aufgestellt. Wohl nicht zu Unrecht.“
Kurzweg belohnt das Vertrauen
In der Tat. Verteidiger Kurzweg, der vor der Saison von den Würzburger Kickers kam, machte beim 3:1 Sieg gegen Fürth in der dritten Minute das 1:0, vertrat auch sonst den wegen muskulärer Probleme pausierenden Kristian Pedersen sehr ordentlich. Ein Traum-Debüt. „Wenn ich da sein muss, bin ich da. Das ist mein Beruf“, sagt Kurzweg. Mit dem Treffer hat der 23-Jährige bereits seine Tore-Anzahl der kompletten vergangenen Saison für Würzburg erreicht. Dort war er Stammspieler, absolvierte 25 Partien. Dass er in der laufenden Saison in den ersten neun Begegnungen nicht berücksichtigt worden war, liege auch „an unserem superbreiten Kader. Das macht es für den Trainer nicht leicht.“
Ein Luxusproblem für Keller. Schließlich ist da nicht nur die Personalie Kurzweg. Sondern beispielsweise auch Steven Skrzybski. Der sitzt derzeit draußen, weil Akaki Gogia seinen Platz erobert hat. Den er mit je einem Tor gegen Jahn Regensburg und Fürth festigte: „Zwei Dinger in zwei Spielen, manchmal läuft es eben“, sagt Gogia. Auch der frühere Kapitän Damir Kreilach ist momentan nicht erste Wahl, kam gegen Fürth erst zehn Minuten vor Schluss.
Union trifft in den richtigen Momenten
Aktuell besteht für den Trainer überhaupt kein Anlass, etwas zu ändern. „Zu Anfang der Saison hatten wir ein paar Probleme. Jetzt treten wir als geschlossenes Team auf“, sagt Simon Hedlund. Der Schwede gehörte gegen Fürth ebenfalls zu den Torschützen, entschied das Spiel mit dem Treffer zum 3:1. Wie schon zuvor beim Sieg in Regensburg spielte Union nicht brillant, aber schlug genau zu den richtigen Zeitpunkten zu. So wie es ein Spitzenteam eben macht: Gleich zu Beginn und später in zwei Phasen, als die Gäste gefährlich aufkamen. „Wir waren gut, aber es geht noch besser“, sagt Hedlund.
Das sieht Keller ähnlich. Er war sehr zufrieden mit der ersten Halbzeit, fand aber für die zweite Hälfte gleich mehrere Kritikpunkte: Das dritte Tor hätte früher fallen müssen, zudem offenbarte die Abwehr gegen den Tabellen-17. einige Schwächen. Und: „Wenn wir den Ball erobert haben, sind wir nicht ins Tempo gekommen.“ Luft nach oben ist immer, doch Union hat den negativen Lauf mit fünf Spielen ohne Sieg in eine Positiv-Serie und vier Erfolge am Stück gedreht.
Welche Brust ist breiter?
Vor der schweren Aufgabe in der zweiten DFB-Pokalrunde beim Bundesligisten Bayer Leverkusen (Dienstag 18.30 Uhr, live bei Sky) könnte das Selbstvertrauen kaum größer sein: „Wir fahren da mit sehr breiter Brust hin“, kündigt Stürmer Sebastian Polter an. Die Brust ist aber auch beim Gegner jüngst breiter geworden. Bayer hatte bisher eine mäßige Saison abgeliefert, am Sonnabend jedoch spektakulär aufhorchen lassen: 0:1 stand es zur Pause bei Borussia Mönchengladbach, 5:1 am Ende.
„Wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit, wird es schwer, uns aufzuhalten“, sagt Abwehrspieler Jonathan Tah. In Leverkusen, derzeit Tabellenneunter, hoffen sie nun auf die Wende zum Guten. Bei Union geht die Hoffnung in eine andere Richtung: „Wir müssen einen guten Tag haben und der Gegner einen schlechten. Dann schauen wir, was zu holen ist“, sagt Kurzweg.