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Zwei Herthaner hatten Pizarros Schuss abgefälscht und damit erst scharf gemacht.
© dpa

Später Ausgleich wurmt die Berliner: Hertha und die Sache mit dem Ei

Wieder einmal gelingt es Hertha BSC nicht, eine Führung ins Ziel zu retten. Aus den letzten vier Spielen sprangen zwei Punkte zu wenig heraus.

Pal Dardai war noch nicht an der Reihe für das Fernsehen. Aber auch so fiel im Untergeschoss des Olympiastadions genügend Licht auf den Trainer von Hertha BSC. Vielleicht fühlte er sich auch unbeobachtet in diesem Moment. Man konnte jedenfalls ganz gut sehen, wie es in ihm arbeitete. Seine Mimik verriet es.

Kurz zuvor, in der fünften Minute der Nachspielzeit, hatte der Bremer Claudio Pizarro durch ein Freistoßtor dem Berliner Bundesligisten den sichergeglaubten Sieg entrissen. Es wäre ein verdienter Sieg gewesen, so aber fühlte sich das 1:1 für den Gastgeber wie eine Niederlage an.

Nur zweieinhalb Lebensjahre trennen den Trainer Dardai und den Seniorenstürmer Pizarro. „Das war ein schlecht geschossener Freistoß“, sagte Dardai anderntags mit einem Schmunzeln im Gesicht. „Wenn er uns den Ball ins Tor gejagt und das Netz zerfetzt hätte, dann Glückwunsch zum Altersrekord“, sagte er, „aber so war es nicht sein Tor.“ Zwei Herthaner hatten den Schuss abgefälscht und damit erst scharf gemacht.

Natürlich war das alles nicht wirklich ernst und daher auch nicht böse gemeint. Das wäre nicht Dardais Art. Aber dieser späte Ausgleich wurmte die Berliner schon. „Die Stimmung ist heute noch nicht so gut, wir müssen das aber jetzt runterschlucken“, sagte Dardai.

Hertha hatte Lösungen, aber auch zweimal Pech

Aus dem Block der vergangenen vier Spiele (Schalke, Wolfsburg, Gladbach und Bremen) hätte Herthas Trainer gern sieben Punkte gehabt. Es wäre ein guter Start in die Rückrunde gewesen, die für Hertha fast schon chronisch schlechter verlaufen als die Hinrunden. So sind es nur fünf Punkte geworden und statt sich oben festzusetzen, ist Hertha auf Rang neun gefallen.

„Was soll ich meiner Mannschaft vorwerfen“, sagte Dardai und zuckte dabei mit seinen Schultern. „Wenn wir es nicht schaffen, das 2:0 zu machen, obwohl es dafür Chancen gab, dann müssen wir das 1:0 nach Hause bringen.“

Tatsächlich haben die Berliner es erneut verpasst, an die Spitzengruppe der Liga weiter heranzurücken. Das ist nicht neu, sondern zieht sich auch durch Dardais Amtszeit. Genau aus diesem Grund arbeitet der Ungar unverdrossen daran. Immer wenn Hertha ein unerwarteter Achtungserfolg gelingt wie vorige Woche das 3:0 in Mönchengladbach und sich für das anschließende Heimspiel eine gute Gelegenheit bietet, einen weiteren Schritt vorwärts zu kommen, verkrampft die Mannschaft. Dardai: „Vor einem Jahr haben wir in Leverkusen 2:0 gewonnen und anschließend werden wir zu Hause von Mainz verhauen.“ Herthas Trainer schüttelte den Kopf und sprach von einem „positiven Druck“, mit dem seine Mannschaft künftig besser klarkommen müsse. „Das müssen wir lernen, wir arbeiten weiter daran“, sagte er Sonntag.

Hertha verteidigte hoch

Gegen Bremen sah es lange Zeit ganz gut aus. Dardais Spielplan ging auf, vielleicht waren seine Spieler in der zweiten Halbzeit etwas zu passiv. Aus dem Spiel heraus ließen sie dem Gegner keine echte Torchance zu. Hertha verteidigte hoch und irritierte damit die Bremer. „Wir haben einfach keine Lösungen gefunden“, sagte Bremens Trainer Florian Kohfeldt.

Hertha hatte Lösungen, aber eben auch zweimal Pech, als Davie Selke nur den Pfosten und Ondrej Duda nur die Latte traf. „Es gibt Tage, da gehen diese Dinger rein und es gibt solche Tage, da wollen sie nicht rein“, sagte Dardai.

Für Davie Selke, der Hertha in Führung gebracht hatte, war das alles schwer in Worte zu fassen, „das ist schon ein ziemlicher Rückschlag für uns heute, dass das am Ende noch ein Unentschieden ist“. Man habe mit Herz und Leidenschaft verteidigt, „wir haben alles gegeben – und fangen uns dann so ein Ei“, sagte Selke und fuhr sich dabei durch die Haare. „Das ist ein ganz krummes Ding gewesen – unfassbar, bitter.“

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