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Er kann es einfach immer noch: Mit 40 Jahren trifft Claudio Pizarro zum 1:1 gegen die Hertha.
© Carmen Jaspersen/dpa
Update

Bundesliga-Topspiel: 1:1 - Pizarro schockt Hertha BSC in letzter Sekunde

Hertha führt nach einer starken ersten Halbzeit gegen Bremen. Doch mit dem letzten Freistoß trifft Pizarro. Der 40-Jährige stellt damit einen Rekord auf.

Davie Selke klatschte schon einmal vorab in seine Hände, als er die Position kurz vor dem Fünfmeterraum einnahm. Es war vermutlich als Aufmunterung für seinen Torhüter Rune Jarstein gedacht. Und natürlich als Aufforderung, diesen Ball unbedingt zu halten. Die offiziell angezeigte Nachspielzeit von vier Minuten war schon vorüber als Werder Bremen kurz vor dem Strafraum von Hertha BSC zum Freistoß bereitstand. Einiges deutete darauf hin, dass Max Kruse versuchen würde, den Ball mit seinem linken Fuß über die Mauer schlenzen würde – doch dann lief Claudio Pizarro an, schoss den Ball flach mit rechts durch die poröse Mauer hindurch und traf tatsächlich zum 1:1-Endstand.

„Pizarro ist ein Phänomen“, sagte sein Kollege Maximilian Eggestein. „Bei solchen Spielen hilft er uns einfach.“ Es war ein historischer Moment, den die 49.627 im Berliner Olympiastadion erlebten. Der Peruaner ist nun mit 40 Jahren und 136 Tagen der älteste Torschütze der Bundesliga-Geschichte. Zudem stoppte er die Serienkiller aus Berlin, die nach dem dritten Saisontor von Davie Selke in der ersten Halbzeit kurz davor standen, zum ersten Mal seit Dezember 2013 wieder gegen Werder Bremen zu gewinnen. Bei einem Sieg wäre Hertha in der Tabelle zumindest bis zu den abschließenden Spielen am Sonntag auf Platz sechs gesprungen. „Das ist ein ziemlicher Rückschlag für uns“, sagte Selke. „Es fühlt sich an wie eine Niederlage.“

Lazaro kehrte nach Gelbsperre zurück

Pal Dardai hatte seine Startelf nur auf einer Position verändert: Valentino Lazaro kehrte nach seiner Gelbsperre in die Viererkette zurück und verdrängte Lukas Klünter wieder auf die Bank. Nicht nur wegen der Aufstellung erinnerte vieles an den überzeugenden Auftritt Herthas vor einer Woche in Mönchengladbach. Von einem ausgeglichenen Duell der beiden Tabellennachbarn konnte in der ersten Halbzeit keine Rede sein. Hertha war klar überlegen. „Die Leistung meiner Mannschaft war nicht gerade berauschend“, sagte Werders Trainer Florian Kohfeldt.

Es war erstaunlich, mit welcher Dominanz und welchem Selbstverständnis die Berliner vor der Pause auftraten. „Wir haben richtig gut gespielt“, fand Dardai. Bis auf eine Szene in der Anfangsphase, als Lazaro dem Bremer Milot Rashica den Ball gerade noch im Strafraum vom Fuß spitzeln konnte, fand Werder so gut wie gar nicht statt. Hertha hatte hingegen einige gute Szene, und fast immer hatte der frühere Bremer Davie Selke seinen Fuß im Spiel. Beim ersten Mal versprang ihm der Ball noch bei der Annahme aus der Luft, beim zweiten Mal traf er den Pfosten, im dritten Versuch brachte er Hertha in Führung.

Selkes lange Gräten helfen für die Führung

Nach einem Ballgewinn kurz hinter der Mittellinie schalteten die Berliner schnell um. Salomon Kalou zögerte mit seinem Abspiel fast ein bisschen zu lange, doch mit seinen langen Gräten brachte Selke den Ball noch unter Kontrolle und an Bremens Torhüter Jiri Pavlenka vorbei über die Linie. Es war das sechste Tor, an dem Herthas Stürmer in diesem Jahr beteiligt war – kein Bundesligaspieler kommt 2019 auf mehr Torbeteiligungen.

Ondrej Duda hätte eine knappe Viertelstunde später in seinem 50. Pflichtspieleinsatz für Hertha mit Selke gleichziehen können. Der Slowake trat aus 22 Metern zum Freistoß an, zirkelte den Ball mit Schnitt an der Mauer vorbei – und traf die Latte. Es schepperte gewaltig. Angesichts von 2:8 Torschüssen konnte Werder sich glücklich schätzen, zur Pause nur mit 0:1 zurückzuliegen.

In der zweiten Hälfte traten die Gäste weit fordernder auf und verlegten das Geschehen mehr in die Berliner Hälfte – echte Gefahr aber entwickelten sie nicht. „Auch wenn die Bremer viel Ballbesitz hatten, sind sie nicht gefährlich vor unser Tor gekommen“, sagte Valentino Lazaro. „Wir haben die Bälle lange von unserem Tor weggehalten.“

Kohfeldt reagierte früh und brachte schon nach einer guten Stunde Claudio Pizarro. „Mit ihm ändert sich unsere Spielweise“, sagte Werders Verteidiger Sebastian Langkamp, der bis vor einem Jahr noch für Hertha gespielt hat. Die Bremer hatten nun einen echten Zielspieler vorne drin, doch sie fanden das Ziel erst einmal selten. Die Flanken, mit denen es Werder zur Freude Herthas verstärkt versuchte, verpufften ebenso wirkungslos wie alle anderen Offensivbemühungen.

Ibisevic sah seine fünfte gelbe Karte - von der Bank aus

Brenzlig wurde es für die Berliner erst bei einer Rudelbildung in der Nachspielzeit, als es kurzzeitig so aussah, als könnte es zu einer Massenschlägerei kommen. Vedad Ibisevic mischte sich ein und sah die Gelbe Karte, obwohl er gar nicht auf dem Feld stand. Weil es seine fünfte war, fehlt er nächste Woche bei den Bayern. Herthas Kapitän nahm es mit einem sarkastischen Schmunzeln. Das verging ihm kurz darauf, als es vor Herthas Strafraum einen Freistoß für Werder gab.

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