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Das tut weh. Marvin Plattenhardt (rechts) und John Anthony Brooks (Mitte) litten wie andere Spieler zuletzt unter muskulären Problemen.
© Patrick Seeger/dpa

Spiel gegen RB Leipzig: Hertha BSC will den müden Muskeln trotzen

Hertha BSC geht zum Saisonende die Kraft aus – gegen den Tabellenzweiten muss Trainer Pal Dardai verletzungsbedingt wieder viel improvisieren.

Seit einiger Zeit werden bei Vorspieltags-Pressekonferenzen von Hertha BSC gern auch zwei, drei Fragen aus den digitalen Kanälen zugelassen. Letztens wollte eine junge Dame von Trainer Pal Dardai beispielsweise wissen, ob er eine Lieblings-Anstoßzeit für Bundesligaspiele hat? Habe er, sagte der Ungar freundlich, nämlich samstags, um 15.30 Uhr. „Du gewinnst und bist schnell auf deiner Terrasse“, auf der er dann mit seinem Besuch – vorrangig aus Ungarn – etwas länger sitzen und feiern könne.

Das allerdings setzte in seinem konkreten Fall voraus, dass es sich um ein Heimspiel handeln müsste, weil er sonst weder etwas zu feiern hätte noch rasch zu Hause wäre. Am Ende wird es Pal Dardai herzlich egal sein, dass das nächste Spiel seiner Mannschaft am Samstag erst um 18.30 Uhr angepfiffen wird. Es ist ein Heimspiel und das lässt auf einen Sieg zumindest hoffen, auch wenn der Tabellenzweite aus Leipzig der Gegner ist. „Das wird ein Mentalitätsspiel“, sagt Dardai, „wenn wir gierig sind und willig, wenn wir gute Zweikämpfe führen und die zweiten Bälle gewinnen, kann es auch gegen diese Mannschaft klappen.“

Bei Hertha setzen sie drei Spieltage vor dem Saisonende auf die Heimstärke – auf was auch sonst? Auswärts hat die Mannschaft neun Mal am Stück verloren, im heimischen Olympiastadion aber dagegen stets zuverlässig punkten können, selbst in der rumpeligen Rückrunde. Gerademal 16 Punkte hat die Mannschaft von Pal Dardai in den bisher 14 Rückspielen ergattert, fünf Siege stehen acht Niederlagen gegenüber. Das ist nicht gerade berauschend. Das Hauptproblem ist, dass die Berliner zu wenige Tore erzielt haben, ganze 13 sind es. Das sind die zweitwenigsten nach Eintracht Frankfurt, dem bisher schwächsten Team der Rückrunde.

Leipzig liegt 17 Punkte vor den Berlinern

Nach 14 Spieltagen der Hinrunde hatte Hertha 27 Punkte eingefahren, bei acht Siegen und nur drei Niederlagen. Das ist der Grund dafür, warum die Berliner immer noch da stehen, wo sie stehen – auf einem Europapokalplatz. Da war Hertha schon zur Winterpause. Die andere Hälfte der Wahrheit ist, dass sämtliche Konkurrenten im Kampf um die beiden sicheren Europapokalplätze fünf und sechs entweder in der Hinrunde wackelten wie beispielsweise Mönchengladbach und Schalke, oder dies wie die Berliner in der Rückrunde tun (Frankfurt).

Die ersten vier Mannschaften der Liga sind dem Rest weit enteilt. Selten klaffte zwischen dem Vierten und dem Fünften der Tabelle eine solche Lücke. Nur ein Beispiel: Hatte RB Leipzig zur Saisonhalbzeit als Tabellenzweiter neun Punkte Vorsprung auf die Berliner, so sind es jetzt schon 17 Punkte – mehr als Hertha in der kompletten Rückrunde holte.

Ohnehin hatte man zuletzt den Eindruck, dass die Berliner aus dem letzten Loch pfeifen. Auch wenn jetzt einige angeschlagene Spieler wie Valentin Stocker oder Mitchell Weiser nach ihren Muskelfaserrissen zurückgekehrt und halbwegs spielfähig sind, hat diese zehrende Spielzeit tiefe Spuren im Kader der Berliner hinterlassen.

Vor allem die Zahl der muskulär-bedingten Ausfälle war in den vergangenen Tagen und Wochen ungewöhnlich hoch. Stammspieler wie Marvin Plattenhardt (Muskelfaserriss im Oberschenkel) oder Niklas Stark (Überlastung im Fuß) sind längst nicht wieder einsatzbereit. Auch bei John Anthony Brooks (Muskelfaserriss im Hüftbereich) ist ungewiss, ob er für das Spiel gegen Leipzig eine Alternative für die Innenverteidigung sein kann. Zuletzt klagte sogar der junge Allan Souza über muskuläre Probleme.

Hertha hofft auf friedlichen Verlauf

Immer wieder war Pal Dardai in den vergangenen Wochen zum Improvisieren verdammt. Das hatte zwei Dinge zur Folge: die Spielidee ließ sich nicht weiterentwickeln, dafür bekamen aber einige Nachwuchsspieler wie Maximilian Mittelstädt und Jordan Torunarigha wertvolle Einsatzzeiten.

Auch Herthas Manager Michael Preetz weiß um die schwierigen Begleitumstände und die Schwere der Aufgabe gegen Leipzig. Und setzt – auf den Heimfaktor. Gerade zu Hause sei man gegen große Mannschaften erfolgreich gewesen. „Im Olympiastadion sind wir schon in der Lage, gegen Gegner zu punkten, die vor uns in der Tabelle stehen“, sagte Preetz.

Vor allem aber hofft der 49-Jährige auf einen friedlichen Verlauf des Spiels, zu dem 65.000 Zuschauer erwartet werden, etwa 8000 davon aus Leipzig. Und so wünschte er sich von allen Beteiligten einen fairen Umgang miteinander. „Wir wollen eine sportliche Auseinandersetzung, wir suchen nach sportlichen Lösungen und wollen Leipzig einen großen Kampf liefern“, sagte der Manager. Wenn alles aufgehe, gäbe es Grund zum Feiern. Selbst zu vorgerückter Stunde auf der Dardaischen Terrasse. Manager zu Trainer: „Dann musst du eben die Heizstrahler rausholen.“

So könnte Hertha spielen: Jarstein – Pekarik, Langkamp, Torunarigha, Mittelstädt – Darida, Skjelbred – Esswein, Stocker, Kalou – Ibisevic.

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