2:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt: Hertha BSC klettert auf Rang fünf
Der Trend zeigt nach oben: In einem lange Zeit mäßigen Spiel setzt sich Hertha BSC mit 2:0 gegen Eintracht Frankfurt durch und zieht in der Tabelle an den Hessen vorbei.
Pal Dardai meinte es wirklich gut mit den Zuschauern im Olympiastadion. Zwei Minuten waren zwischen Hertha BSC und Eintracht Frankfurt noch zu spielen, die Anhänger des Berliner Fußball-Bundesligisten ohnehin schon in Feierstimmung, da bescherte Dardai dem Publikum einen weiteren Grund zum Jubeln: Herthas Trainer wechselte Ondrej Duda ein. Als der Slowake mit achtmonatiger Verspätung den Rasen betrat, wurde es auf den Rängen noch einmal richtig laut. Dass Duda bei seinem Bundesligadebüt mit drei Ballkontakten drei Fehlpässe fabrizierte, interessierte nach Herthas 2:0 (0:0)-Sieg niemanden mehr. „Es ist fantastisch“, sagte der 22-Jährige über den Empfang durch die Berliner Fans, „aber für mich sind die drei Punkte wichtig.“
Eine Woche nach dem 1:1 gegen die Bayern haben die Berliner ihren Aufwärtstrend fortgesetzt. „Ich bin froh, dass wir so ein knappes Spiel gewonnen haben“, sagte Pal Dardai. „Das ist ein positives Signal, das bringt uns weiter.“ In der Tabelle rückte Hertha durch den Sieg auf Platz fünf vor – vorbei an den Frankfurtern, die ihre dritte Niederlage hintereinander kassierten und nun schon drei Spiele kein Tor mehr erzielt haben.
Im Olympiastadion war unter der Woche eifrig gearbeitet worden. Alter Rasen raus, neuer Rasen rein – und das alles unter enormem Zeitdruck, weil Hertha innerhalb einer Woche zwei Heimspiele zu bestreiten hatte. In der ersten Halbzeit gegen die Eintracht dürften sich allerdings einige der 43.323 Zuschauer gefragt haben: Wozu der ganze Aufwand? Für das, was beide Mannschaften beim sogenannten Topspiel vor der Pause zeigten, hätte auch der alte Acker noch gelangt. „Wir waren einen Tick gelähmt“, sagte Dardai.
Obwohl Eintrachts Trainer Niko Kovac auf vier verletzte oder gesperrte Stammspieler verzichten musste, wurden die Frankfurter ihrem Ruf gerecht, ein sehr unangenehm zu bespielender Gegner zu sein. In der ersten Hälfte tat sich Hertha extrem schwer. Erst fünf Minuten vor der Pause kamen die Gastgeber zu einer ersten ernstzunehmenden Offensivaktion. Nach einer Flanke von Genki Haraguchi stieg Salomon Kalou am langen Pfosten zum Kopfball hoch, sein Abschluss stellte Frankfurts Torhüter Lukas Hradecky jedoch vor keine größeren Probleme.
Auf der anderen Seite hatte das nach einer halben Stunde schon ganz anders ausgesehen. Nach einem feinen Pass von Haris Seferovic tauchte der umtriebige Ante Rebic allein vor Rune Jarstein auf - und wieder einmal bewahrte der norwegische Torhüter seine Mannschaft vor Schlimmerem. Dardai bezeichnete die Chance später als Matchpoint für die Frankfurter. Hätte Rebic ihn genutzt, „wäre es schwierig für uns geworden“.
Hitzige Stimmung auf den Rängen
Von diesen beiden Torszenen abgesehen spielte sich der Rest der ersten Hälfte weitgehend im Mittelfeld ab: Viele Zweikämpfe, viele Fouls, wenig Fußball – so sah es über weite Strecken aus. Die robuste Gangart passte zur Stimmung auf den Rängen. Die Anhänger beider Vereine bedachten sich gegenseitig mit Ausdrücken aus der Fäkalsprache; am Nachmittag hatte es in Moabit gewalttätige Auseinandersetzungen der Fanlager gegeben.
Nach der Pause wurde Hertha aktiver, was sich recht schnell auszahlte. Nach einem perfekten Flachpass durchs Mittelfeld von Niklas Stark lief Kalou frei aufs Frankfurter Tor zu. Der Ivorer ließ sich den Ball im letzten Moment noch vom Fuß spitzeln, möglicherweise wurde er auch gefoult; im Nachfassen aber traf Vedad Ibisevic zum 1:0 für die Berliner. Es war eine doppelt glückliche Führung – weil Kalou bei Starks Abspiel wohl denkbar knapp im Abseits gestanden hatte, vor allem aber weil er bei Ibisevics Abschluss auf dem Boden liegend Frankfurts Torhüter irritiert hatte und damit im strafbaren Abseits gewesen war.
„Wenn Hertha führt, ist es schwer, hier in Berlin etwas mitzunehmen“, sagte Kovac. Dass die Bemühungen der Eintracht ins Leere gingen und Hertha durch einen Kopfball von Vladimir Darida nach einer Flanke des gerade eingewechselten Maximilian Mittelstädt sogar noch das 2:0 erzielte, das lag auch an den nicht enden wollenden Undiszipliniertheiten der Frankfurter. Haris Seferovic schlug Niklas Stark mit der flachen Hand ins Gesicht und sah dafür eine knappe Viertelstunde vor Schluss die Rote Karte. Neben der fälligen Sperre kündigte Niko Kovac für den Schweizer auch noch eine Strafe des Vereins an. „Ich kann nicht verstehen, dass man sinnlos jemanden schlägt. Ich erwarte, dass wir uns benehmen“, sagte Frankfurts Trainer, der ziemlich resigniert klang. „Was soll ich machen? Auch ich stoße auf taube Ohren.“