Ein Jahr nach dem Aus von Jürgen Klinsmann: Hertha BSC holt früheren Premiere-Chef Georg Kofler
Herthas Investor Lars Windhorst hat einen neuen Vertreter für sich gewonnen. Er bestellt den ehemaligen Medien-Manager Georg Kofler in den Aufsichtsrat.
Lars Windhorst bleibt in Sachen Hertha BSC weiter ruhelos. Ein Jahr nach dem ruhmlosen Aus von Jürgen Klinsmann hat der 44 Jahre alte Investor einen neuen Vertreter für sich gewinnen können, der die Tennor Holding im Aufsichtsrat der Kommanditgesellschaft des Vereins vertreten wird. Es ist der frühere Premiere-Chef Georg Kofler. „Ich freue mich sehr, dass wir damit nun komplett und sehr professionell aufgestellt sind“, sagte Windhorst am Dienstag.
Über seine Tennor Holding engagiert sich Windhorst seit Sommer 2019 als Investor beim Fußball-Bundesligisten. Bislang hat er 290 Millionen Euro überwiesen, weitere 84 Millionen Euro sollen noch bis zum Saisonende fließen. Für dann 374 Millionen Euro wird Windhorst 66,6 Prozent der Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co. KgaA halten. Vier der neun Mitglieder des KG-Aufsichtsrates darf der Investor berufen.
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Neben Kofler sind das der frühere Nationaltorwart Jens Lehmann, Tarek Malak und der Jurist Thomas Werlen aus Zürich. Kofler, 63 Jahre alt und in Südtirol geboren, leitete von 1988 bis 2000 den Fernsehsender ProSieben. Später war er Vorstandsvorsitzender des Sky-Vorgängers Premiere. Die Vertreter seien alle „Experten, deren Rat dem Verein zugute kommen wird. Dies unterstreicht noch einmal die Ernsthaftigkeit unseres Engagements“, sagte Windhorst.
Zunächst hatte der frühere Weltmeister und Bundestrainer Jürgen Klinsmann einen Platz für Windhorst im Aufsichtsrat eingenommen. Als er dann im November 2019 zum Trainer berufen wurde, ruhte seine Tätigkeit im Aufsichtsrat. Nach seiner Flucht aus dem Traineramt im Februar vor einem Jahr brach Windhorst mit Klinsmann. Für ihn rückte Jens Lehmann nach. Anfang Dezember 2020 machte Hertha in dem ehemaligen Sky-Chef Carsten Schmidt einen Nachfolger Koflers beim Pay-TV-Sender zum Vorsitzenden der Geschäftsführung.
Wie Klinsmann mit Hertha abrechnete
„Rückblickend stellen inzwischen ja viele fest, dass viele Impulse und Analysen von Jürgen Klinsmann so falsch nicht waren. Es hätte sehr konstruktiv sein können“, sagte Windhorst nun. Zwei Wochen nach seinem Ausscheiden wurde eine Art Protokoll öffentlich, das er in seiner Rolle als Berater Windhorsts für den internen Gebrauch angefertigt hatte. In diesem mehrseitigen Papier rechnete Klinsmann mit Hertha ab. Er attackierte Michael Preetz und warf dem Manager schwere Versäumnisse vor. Im Verein herrsche eine Lügenkultur ohne Anspruchsdenken. „Der Klub hat keine Leistungskultur, nur Besitzstandsdenken, und es fehlt jegliches Charisma in der Geschäftsleitung.“ Klinsmanns Fazit: Die handelnden Personen müssen „komplett ausgetauscht“ werden, damit langfristiger Erfolg überhaupt möglich ist.
Nach seiner Selbstentlassung als Trainer dachte Klinsmann zunächst, dass er im Aufsichtsrat weitermachen könne. Doch da spielte der Investor nicht mit. Dem missfiel vor allem die Art und Weise, wie Klinsmann seinen Trainerposten geräumt hatte. „Das kann man als Jugendlicher vielleicht machen, aber im Geschäftsleben, wo man unter Erwachsenen ernsthafte Vereinbarungen hat, sollte so etwas nicht passieren“, hatte Windhorst seinerzeit gesagt.
Preetz hatte damals die von Klinsmann erhobenen Vorwürfe als „perfide und ungehörig“ bezeichnet. Es sei im Prinzip ja keiner von Klinsmanns Kritik ausgenommen worden, sagte Preetz. „Ich halte das aus, ich bin stabil“, sagte Preetz. Am 24. Januar dieses Jahres trennte Hertha sich dann von Preetz.