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Sehnsucht nach dem Ball. Niklas Stark und seine Kollegen von Hertha BSC können in häuslicher Quarantäne nur sehr eingeschränkt trainieren.
© imago images/Contrast

Verteidiger Niklas Stark und die Quarantäne: Hertha BSC gibt sich trotzig

Niklas Stark ist Experte in Sachen Quarantäne. Schon zum dritten Mal hat es ihn erwischt. Warum er im Abstiegskampf mit Hertha BSC trotzdem zuversichtlich ist.

Frei nach Tolstoi, wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen. Jede Quarantäne ist ein bisschen anders, aber eins haben alle Quarantänen gemeinsam: Schön sind sie nie. Sagt Niklas Stark, Fußballprofi von Hertha BSC, der in Sachen Quarantäne inzwischen ein ausgewiesener Experte ist.

Seit etwas mehr als einer Woche befindet er sich jetzt wieder in häuslicher Isolation, zum zweiten Mal mit der kompletten Mannschaft des Berliner Fußball-Bundesligisten. „Das war für uns alle relativ beschissen, das muss man ehrlich sagen“, erzählt Stark in einer digitalen Medienrunde über den schwarzen Donnerstag in der vergangenen Woche. Für ihn vermutlich sogar noch ein bisschen beschissener, weil er noch eine weitere Quarantäne hinter sich hat. Macht also insgesamt drei in etwas mehr als einem Jahr.

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Und die vierte folgt sogleich.

Am Donnerstag hat die Deutsche Fußball-Liga bekannt gegeben, dass alle Klubs vor dem 33. Spieltag vorsichtshalber in Quarantäne müssen, damit die Saison auf jeden Fall ordnungsgemäß zu Ende gebracht werden kann. Als Niklas Stark das erfahren hat, hat er „schon ein bisschen schmunzeln“ müssen, allerdings nicht, weil er die Entscheidung der DFL besonders lustig findet. Im Gegenteil. „Das kann ja nicht wahr sein“, hat er gedacht.

Immerhin sind zumindest im Saisonendspurt die Bedingungen für alle Mannschaften gleich. Das lässt sich aktuell nicht behaupten. Während die Konkurrenten im Abstiegskampf – mal mehr, mal weniger – fleißig punkten, ist Hertha an drei Spieltagen zum Zuschauen verdammt. Und wenn die Mannschaft nach Ablauf der Quarantäne wieder eingreifen darf, muss sie mit einer außergewöhnlichen Belastung zurechtkommen, sowohl körperlich als auch mental.

Hertha BSC und das Monsterprogramm

Angesichts dessen, was den Berlinern am Ende der Saison bevorsteht, war beim Boulevard wahlweise von „Herthas Horror-Spielplan“, vom „Monsterprogramm“ oder vom „Hammer-Spielplan“ die Rede. Nur drei Tage nach Ende der Quarantäne geht es mit dem Auswärtsspiel in Mainz los, binnen 13 Tagen folgen weitere vier Begegnungen, unter anderem gegen die direkten Konkurrenten Bielefeld und Köln, die den Vorteil haben, halbwegs ausgeruht gegen Hertha antreten zu können.

„Natürlich ist das ein straffes Programm“, sagt Stark. „Aber andere Mannschaften haben es auch schon geschafft, ein solches Programm zu bewältigen.“ Die Horrorszenarien, die jetzt überall skizziert werden, müssen nicht zwingend Wirklichkeit werden. Es sind Szenarien, wie sie wohl auch dem Zweitligisten Sandhausen prophezeit worden waren, der am Donnerstagabend den Aufstiegsanwärter HSV empfangen hat. Die Sandhäuser, Abstiegskandidat wie Hertha, nur eine Klasse tiefer, kamen frisch aus der Quarantäne, hatten nur drei Trainingseinheiten hinter sich – und besiegten die Hamburger mit 2:1.

„Man darf sich die Quarantäne nicht als Urlaub vorstellen: dass wir morgens bis zehn im Bett bleiben, auf der faulen Haut liegen und uns abends noch mal eine Flasche Wein reinpfeifen“, erzählt Niklas Stark. Herthas Mannschaft trainiert zwei Mal täglich, und das Programm, für das vor allem Athletiktrainer Henrik Kuchno die Verantwortung trägt, ist laut Stark „teilweise sehr anstrengend“. Es kann aber naturgemäß nur einen Teil dessen abbilden, was in einem Fußballspiel gefragt ist.

Immer positiv bleiben

Die konkrete taktische Vorbereitung auf die kommenden Spiele zum Beispiel hält Stark für schwierig, wenn man sie nicht mit Übungen auf dem Trainingsplatz flankieren kann. Dennoch haben die Spieler die Aufgabe bekommen, sich mit den nächsten Gegnern zu beschäftigen, sich Gedanken zu machen und ein paar Sätze zu Papier zu bringen. Schwierig sei es auch, die schnellen, kleinen, explosiven Bewegungen, die man im Fußball brauche, in den eigenen vier Wänden zu trainieren, erzählt Stark. Trotzdem hat er in seiner Wohnung ein paar Möbel verrückt, um Platz zu schaffen für entsprechende Übungen.

„Wir nehmen alles Positive auf, was geht“, sagt Stark. Nicht jammern, die Situation annehmen, das Beste aus ihr machen – das ist die Haltung, die alle Beteiligten vom Trainer über den Sportdirektor bis hin zu den Spielern immer wieder nach außen transportieren. Leicht war es in dieser Saison ohnehin noch nicht, warum also sollte sich das auf den letzten Metern entscheidend ändern? Also sind sie bei Hertha jetzt erst recht trotzig.

„Viele haben uns schon abgeschrieben. Das sehen wir definitiv anders“, sagt Niklas Stark. „Das ist auf jeden Fall eine Chance, es denen zu zeigen, die nicht an uns glauben. Wir können etwas Großes erreichen.“

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