Hertha BSC und die Zwangspause: Trainer Pal Dardai ist wieder fit und zuversichtlich
Pal Dardai hat sich vorige Woche mit dem Coronavirus infiziert. Beschwerden hat der Trainer von Hertha BSC nicht mehr. Und auch der Kampfgeist ist zurück.
Die Situation im Hause Dardai ist im Moment einigermaßen angespannt. Monika Dardai hat sich mit dem Coronavirus infiziert und ist nach Auskunft ihres Mannes „richtig angeschlagen“. Der 15 Jahre alte Sohn Bence mosert, weil er sich in Quarantäne befindet und weder in die Schule noch zum Fußballtraining darf. Nur bei Pal Dardai, dem Herrn des Hauses, ist nach eigener Aussage „alles top, alles gut“.
Das ist insofern bemerkenswert, als er im Grunde für den ganzen Schlamassel verantwortlich ist. Am vergangenen Donnerstag befand er sich mit den Fußballern von Hertha BSC auf dem Trainingsplatz, als ihm die Nachricht überbracht wurde, dass die Einheit für ihn jetzt beendet sei. Das Ergebnis seines Coronatests war positiv ausgefallen.
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„Das war ein komisches Gefühl“, erzählt Dardai, der nach all den Monaten in der Pandemie und einigen Fällen in seinem Umfeld nicht mehr damit gerechnet hatte, dass es ihn erwischen würde.
Inzwischen weiß er es besser. „Das Virus muss man schon ernst nehmen“, sagt Dardai, auch wenn die Krankheit bei ihm eher sanft verlaufen ist. Die Glieder haben ein bisschen geschmerzt, mehr war nicht. Wie sehr und wie lange ihn die Folgen noch beschäftigen werden, das ist offenbar weniger eine gesundheitliche als eine sportliche Frage.
Weil neben Dardai auch sein Assistent Admir Hamzagic und die beiden Spieler Dodi Lukebakio und Marvin Plattenhardt infiziert sind, musste die ganze Mannschaft inklusive Trainerstab für 14 Tage in Quarantäne. Und so sitzen jetzt alle zu Hause und versuchen, sich irgendwie fit zu halten für den Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga.
Dardai denkt an verschärfte Rotation
Wie sich das auf Herthas Chancen um den Klassenverbleib auswirken wird? Alles Spekulation. „Die Mannschaft ist motiviert, sie arbeitet professionell. Das macht Mut“, sagt Dardai, der jetzt eher in der Beobachterrolle ist. Die Arbeit liegt hauptsächlich in den Händen von Athletiktrainer Henrik Kuchno, der dabei auch von den Erfahrungen des vergangenen Jahres profitiert. „Einige haben schon Muskelkater“, sagt Dardai. „Herr Kuchno ist nicht schlecht.“
Vor einem Jahr wurden Herthas Spielern lediglich Spinningbikes nach Hause geliefert; diesmal haben sie dazu noch Laufbänder erhalten. Man könne auch in der Wohnung Richtungswechsel simulieren, um die Muskulatur nicht einseitig zu belasten, erzählt Dardai. Aber: „Fußballtraining ist Fußballtraining“, und das ist in den eigenen vier Wänden nur schwer möglich.
Was passiert also, wenn die Spieler am 30. April wieder auf den Platz dürfen? Wenn ihnen vermutlich gerade mal drei Tage bleiben, um sich auf das erste von drei Nachholspielen vorzubereiten? „Wir müssen wirklich ein bisschen Glück haben mit den Verletzungen“, sagt Dardai. Seinen Spielern hat er daher aufgetragen, sich wenn möglich jeden Tag für anderthalb, zwei Stunden im Garten, auf der Terrasse oder dem Balkon aufzuhalten, damit sie sich nach der Rückkehr ins Training nicht eine profane Erkältung einfangen.
Die Konkurrenz kann punkten - Hertha nicht
Herthas Sportdirektor Arne Friedrich hat angesichts der zu erwartenden Belastung für die Spieler nach dem Re-Start die Variante ins Spiel gebracht, gewissermaßen zwei verschiedene Mannschaften im Wechsel spielen lassen. Dardai denkt zumindest an eine verschärfte Rotation, an viele Wechsel während der Spiele. „Wenn wir ehrlich sind, ist es nicht möglich, dass die sogenannte Stammelf durchspielt“, sagt er. „Wir werden jeden brauchen.“
Um die psychologischen Auswirkungen der Zwangspause macht sich Dardai aktuell weniger Sorgen, auch wenn sich das Tabellenbild für die Berliner womöglich von Spieltag zu Spieltag verschlechtern wird. Punkten kann Hertha jetzt jedenfalls erst einmal nicht. Im Unterschied zur Konkurrenz.
Am Wochenende ist die Mannschaft auf den Relegationsplatz zurückgefallen; beim Neustart Anfang Mai erwartet Dardai sein Team sogar auf dem vorletzten Platz. Aber weil die Mannschaft dann noch gegen die direkten Konkurrenten Köln und Bielefeld spielt, sieht er das nicht zwingend als Nachteil. „Dann kannst du nichts mehr verlieren“, sagt Dardai. „Es ist gut, von hinten nach vorne zu schwimmen. Ich glaube, es ist sogar besser.“