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Sicherer Rückhalt. Heinevetter und Wolff halten bisher sehr stark.
© dpa

Handball-EM: Heinevetter und Wolff: Das Team im Team

Bei einem Sieg gegen Spanien steht das DHB-Team im Halbfinale. Die Hoffnungen ruhen wieder auf dem Torwart-Duo Silvio Heinevetter und Andreas Wolff.

Im Handball hat die Zahl der Hobby-Bundestrainer zuletzt rasant zugenommen – ein Resultat der jüngsten Erfolge des Nationalteams seit 2016. Bundestrainer Christian Prokop wird dieser Tage bei seinem ersten großen Turnier, der Europameisterschaft in Kroatien, auf Schritt und Tritt beobachtet und beäugt. Bei aller berechtigten Kritik zu manch fragwürdiger Entscheidung des 39-Jährigen ist eine Tatsache aber beinahe untergegangen: Natürlich hat Prokop nicht mit allen Maßnahmen danebengelegen, im Gegenteil. Im ersten Hauptrundenspiel der Deutschen gegen Tschechien etwa beorderte der Bundestrainer Silvio Heinevetter 13 Minuten vor dem Ende auf die Bank und brachte dafür Andreas Wolff – ein Wechsel, der zunächst Kopfschütteln auslöste. Heinevetter hatte zuvor glänzend gehalten, seine herausragende Quote lag bei knapp 50 Prozent parierter Bälle. Dann kam Wolff, kassierte in 13 Minuten ein Gegentor und rettete seiner Mannschaft den wichtigen Sieg.

Es war ein Paradebeispiel dafür, wie unerlässlich ein gutes, funktionierendes Torhüter-Gespann im Handball sein kann. Auch am Mittwochabend, im abschließenden Hauptrundenspiel der Nationalmannschaft gegen Spanien (20.30 Uhr/ZDF), wird es auf die beiden Ausnahmekönner und ihr Zusammenspiel mit dem Mittelblock ankommen. Die Neuauflage des EM-Finals von 2016 bedeutet für den Titelverteidiger ein Endspiel um den Halbfinaleinzug. Da überraschend sowohl Spanien als auch Mazedonien ihre Spiele am Dienstagabend verloren, hat die deutsche Mannschaft am Mittwoch die Sache mit einem Sieg selbst in der Hand. Dänemark steht bereits sicher unter den letzten vier Teams.

In vier von fünf Fällen hat Wolff im Tor begonnen

"Ich bin mit meinen Torhütern sehr zufrieden, weil sie sich hervorragend ergänzen und gute Stimmung in die Mannschaft bringen", sagt Prokop. "Ich hoffe, dass beide gegen Spanien so weitermachen wie bisher." Dabei sind die Keeper eine Art Team im Team, die stets ihr eigenes Süppchen kochen; bei Auszeiten etwa stehen sie nicht im Mannschaftskreis, sondern beraten sich untereinander. Die Hierarchien unter Torhütern sind nicht im Ansatz mit jenen im Fußball vergleichbar, wo die Nummer zwei schon auf krasse Fehler oder eine Verletzung des Konkurrenten warten muss. Heinevetter und Wolff dagegen müssen als Duo funktionieren und persönliche Befindlichkeiten hinten anstellen. Hinter vorgehaltener Hand wird dem Torhütergespann zwar nicht das beste Verhältnis nachgesagt, weil Wolff beim Titelgewinn 2016 den seinerzeit formschwachen Heinevetter aus dem Kader verdrängte. Ohne die Entscheidung des damaligen Bundestrainers Dagur Sigurdsson wäre Wolffs Karriere womöglich ganz anders verlaufen. In Kroatien ist von atmosphärischen Verwerfungen zwischen Heinevetter und Wolff allerdings nichts zu vernehmen, dafür sind beide Profis genug.

Erstaunlich ist jedoch, dass Heinevetter als gefühlte Nummer 1B im bisherigen Turnierverlauf die größeren Akzente setzen konnte. Ohne seinen Geistesblitz gegen Slowenien, als der Füchse-Keeper nach einem Gegentor wenige Sekunden vor Schluss einen schnellen Anwurf initiierte, der wiederum zum Ausgleich führte, wären die Halbfinalambitionen der Deutschen vermutlich schon Geschichte. Von seiner Überparade im dritten Vorrundenspiel neun Sekunden vor dem Ende ganz zu schweigen; auch gegen Mazedonien rettete Heinevetter einen Punkt.

Wer am Mittwoch gegen Spanien beginnt, ist deshalb schwer vorherzusagen. Bislang hat sich Prokop in vier von fünf Fällen für Wolff entschieden - wohl wissend, dass er über eine starke Alternative auf der Bank verfügt.

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