Handball-EM in Kroatien: Das DHB-Team hat Probleme mit den Möbelpackern
Durch ein 25:25 gegen Mazedonien verpassen die deutschen Handballer bei der EM den Gruppensieg. Das Ergebnis wird unterschiedlich interpretiert.
Nach 60 hochdramatischen, spannenden und umkämpften Minuten gingen die Meinungen in der Handball-Arena von Zagreb weit auseinander. "Wir haben weiterhin alle Optionen", sprach Bundestrainer Christian Prokop nach dem glücklichen 25:25 (12:11)-Unentschieden seines Teams im letzten EM-Vorrundenspiel gegen Mazedonien. "Wir sind jetzt in der Hauptrunde zum Siegen verdammt, wenn wir noch das Halbfinale erreichen wollen", befand dagegen der Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB), Bob Hanning.
Einigkeit bestand lediglich in der Einschätzung, dass der Titelverteidiger zum wiederholten Mal nicht sein Potenzial abgerufen hatte. Durch das Unentschieden verpassten die Deutschen den Gruppensieg. Sie starten nun am Freitag mit 2:2 Punkten im etwa 100 Kilometer entfernten Varazdin in die Hauptrunde. Dort werden dann die Teilnehmer für das Halbfinale ermittelt, das am 26. Januar in Zagreb stattfindet. Wenn sich die Nationalmannschaft in der zweiten Turnierwoche nicht extrem steigern sollte, ist die Rückkehr in die kroatische Hauptstadt allerdings ohnehin nur ein Gedankenspiel.
Vor allem in der Anfangsphase hatte das Team große Probleme mit der unkonventionellen Spielweise des Gegners; die Mazedonier setzten bei Ballbesitz auf einen zusätzlichen Feldspieler und opferten dafür ihren Ausnahmekeeper Nikola Mitrevski. Mit diesem taktischen Stilmittel und ihren zwei extrem wuchtigen Möbelpacker-Kreisläufern erspielten sie sich schnell ein kleines Drei-Tore-Polster (5:2/8. Minute). Im weiteren Verlauf zeigte sich jedoch die Gefahr dieser Variante: Allein im ersten Durchgang trafen die Deutschen vier Mal ins verwaiste Tor.
Zehn Sekunden vor dem Ende rettet Silvio Heinevetter
Nach einer Viertelstunde kippte die Begegnung. Die deutsche Defensive um den nachnominierten Abwehrchef Finn Lemke, der zunächst auf der Bank saß und schließlich doch eingewechselt wurde, stellte sich immer besser auf den Gegner ein, auch Torhüter Andreas Wolff entwickelte sich in dieser Phase zu einem wichtigen Faktor. Nach Patrick Wienceks Treffer zum zwischenzeitlichen 10:7 betrug der Vorsprung des Titelverteidigers erstmals drei Treffer. Bis zur Pause verkürzten die Mazedonier allerdings auf 11:12.
Nach dem Seitenwechsel verfiel das deutsche Team in alte Muster, die bei diesem Turnier bereits mehrfach aufgetreten waren, vor allem im dramatischen Match gegen Slowenien: Dem Angriffsspiel fehlten Struktur und Hierarchie, einzig Steffen Weinhold übernahm Verantwortung und hielt sein Team im Spiel. Prokop wechselte zudem vogelwild durch – und plötzlich waren die Slowenen wieder mit drei Treffern weg (16:19). Der Bundestrainer intervenierte in einer Auszeit erneut und brachte für die Schlussphase Torhüter Silvio Heinevetter für Wolff. Beim 20:20 waren die Deutschen wieder in Schlagdistanz. In einer extrem spannenden und umkämpften Schlussphase gelang es dann keiner Vertretung, sich abzusetzen. Zehn Sekunden vor dem Ende ermöglichte Heinevetter seinen Vorderleuten mit einer spektakulären Parade eine letzte Chance, das Spiel doch noch zu gewinnen. Der finale Angriff verpuffte jedoch. "Am Ende können wir mit dem Punkt leben", sagte Prokop, "wir hätten gewinnen können, wir hätten verlieren können, deshalb geht das so auch in Ordnung." Mit dem Anspruch des Titelverteidigers deckte sich das Resultat allerdings nicht.