zum Hauptinhalt
Gina Lückenkemper wurde von ihren neuen Vereinskollegen des SCC Berlin schon am Olympiastadion willkommen geheißen.
© SCC BERLIN/camera4

Leichtathletik: Gina Lückenkemper wechselt von Leverkusen nach Berlin

Deutschlands schnellste 100-Meter-Läuferin hat einen neuen Verein. Warum die Leichtathletin ab 2019 für den SC Charlottenburg startet.

Ein kurzer Blick, dann fragt Gina Lückenkemper: „Bereit?“ Und dann legt sie los, sie spricht schnell, die Wörter und Sätze purzeln nur so aus ihrem Mund. Lückenkemper erzählt viel und gerne und sie tut es unterhaltsam, am Donnerstag in Berlin. Der Grund: Deutschlands schnellste Sprinterin ist jetzt Berlinerin, ein bisschen zumindest. Ab 2019 wird Lückenkemper für den SC Charlottenburg starten. „Ich habe mir die Leichtathletikkarte angeschaut und bin letztlich beim SCC hängen geblieben“, erzählt sie. „Mit der Stadt und dem Verein kann ich mich wunderbar identifizieren.“

Gegenüber von ihr sitzt SCC-Geschäftsführer Andreas Hilmer, er strahlt mit Lückenkemper um die Wette und sagt: „Tollere Werbung für den Verein kann es doch gar nicht geben.“ Tatsächlich kommt der Wechsel von Lückenkemper zum SCC für den Verein zur richtigen Zeit. Deutschlands Vorzeigeleichtathlet Robert Harting, ebenfalls beim SCC gemeldet, beendete vor wenigen Monaten seine Karriere – und schon ist Deutschlands Vorzeigeleichtathletin Lückenkemper in Charlottenburg gelandet. „Das ist eine kleine Wachablösung von Robert zu ihr“, sagt Hilmer, „ein anderer Stil.“ Und Lückenkemper ergänzt grinsend: „Tut mir leid, Robert.“

Dabei war dem SCC das Glück hold. Nicht nur die Strahlkraft Berlins und des in der Leichtathletikszene durchaus klangvollen Namens SCC haben Lückenkemper zum Wechsel animiert. Auf der Suche nach der Ursache, warum die 22-Jährige am Donnerstag in Berlin verbal einen Sprint nach dem anderen hinlegt, bleibt man an ihrem Schuhwerk hängen. Denn die Schuhe, mit denen sie ihrer Profession nachgeht, können einen durchaus gewichtigen Einfluss haben. Manchmal ist er so groß, dass sie über den weiteren Karriereverlauf bestimmen. So trägt Lückenkemper seit vielen Jahren die Schuhe eines großen Sportartikelherstellers, von dem sie seit einigen Jahren auch gesponsert wird. „Dabei war nicht einmal das Finanzielle das Entscheidende“, sagt sie. „Spikes von einem anderen Hersteller habe ich nie getragen.“

Lückenkemper erhielt einen Zweijahresvertrag - vorerst

Deshalb war es für Lückenkemper ein kleiner Schock, als vor wenigen Wochen ihr damaliger Verein TSV Bayer 04 Leverkusen nonchalant mitteilte, dass in der Leichtathletikabteilung ihr Sponsor nicht mehr erwünscht sei. Lückenkemper hatte die Wahl zwischen Verein und Sponsor – und entschied sich für Letzteres. Dabei muss man wissen, dass der Verein nicht von allergrößter Bedeutsamkeit für die Individualsportler ist. Bei den großen, reichweitenstarken Veranstaltungen wie Olympischen Spielen treten die Athleten schließlich in Länder- und nicht in Vereinstrikots auf. So sagt auch Harald Koken von der Presseabteilung bei Bayer Leverkusen: „Wir hätten sie gerne länger bei uns behalten. Aber es ist, wie es ist. Im Fußball ist ein Wechsel in der Regel schlimmer als in der Leichtathletik.“

Auch die Verbindung Lückenkemper/SCC ist zumindest derzeit noch recht lose. Lückenkemper hat ihren ersten Wohnsitz weiterhin in ihrer Heimat Soest und wird auch hauptsächlich in ihrem nahen Umfeld und nicht in Berlin trainieren, „wo halt gerade eine Tartanbahn frei ist“, sagt sie.

Und auch wenn die ganz großen Brocken Aufmerksamkeit bei internationalen Veranstaltungen durch Lückenkemper nicht auf den SCC abfallen werden, ist ihre Verpflichtung ein großer Erfolg für den Klub. Lückenkemper gewann im August bei den Europameisterschaften in Berlin Silber und Bronze. Sie ist die erste deutsche Läuferin seit Katrin Krabbe, die über die 100 Meter unter elf Sekunden geblieben ist. Vor allem aber: Aus Lückenkemper sprudeln die Wörter nur so aus dem Mund, es gibt keine beliebtere Athletin derzeit in der deutschen Leichtathletik. „Für zwei Jahre haben wir jetzt einen Vertrag“, sagt Hilmer. „Wir machen es aber gerne länger.“

Zur Startseite