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Brutal glücklich. Gina Lückenkemper nach ihrem Lauf am Dienstag. Es applaudiert: Berlino.
© dpa

Leichtathletik-EM in Berlin: Gina Lückenkemper: "Das ist brutal geil"

Gina Lückenkemper ist überglücklich mit ihrer EM-Silbermedaille. Doch das Interesse war mau. Nun hoffen die Veranstalter auf den Lückenkemper-Effekt.

Eigentlich schade. Es soll Menschen geben, die können sich an die tollsten Momente nicht mehr erinnern. Mitunter legte der Alkohol einen Schleier über das Erlebte. Bei Gina Lückenkemper war Letzteres am Dienstagabend sicher nicht der Fall. Doch die knapp elf Sekunden, die sie für ihren 100-Meter-Lauf im Berliner Olympiastadion brauchte, sind nicht mehr existent in ihrem Kopf.

„Ich weiß nichts mehr von dem Rennen, ich kann nicht sagen, was passiert ist, ich hatte den totalen Filmriss“, sagte die 21-Jährige am Mittwoch. In 10.98 Sekunden war sie am Abend zuvor ins Ziel gerast. Schneller noch als die Ausnahmeläuferin Dafne Schippers (10,99). Nur die hoch favorisierte Britin Dina Asher-Smith war mit einer Zeit von 10,85 Sekunden nicht zu schlagen.

Bei jeder sportlichen Großveranstaltung braucht es die besonderen Momente, damit das Ganze in Schwung kommt. Wenn ein solcher Moment gleich zu Beginn passiert – umso besser. Und so fiel, kaum war Lückenkemper im Ziel, Frank Kowalski der deutschen Sprinterin um den Hals. Kowalski ist der Organisationschef der Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin und natürlich weiß er, dass Medaillen durch deutsche Athleten die Aufmerksamkeit erhöhen.

Das hat die EM auch nötig. So war das Olympiastadion am ersten Finaltag mit 35 000 Zuschauern nur semi-gut besucht. Das könnte in den kommenden Tagen aber anders werden. Schon am Mittwochmorgen fanden sich viel mehr Besucher im Stadion als tags zuvor. Auch die Tageskassen waren gut frequentiert.

Vermutlich zeigte sich da schon der Lückenkemper-Effekt. Die Läuferin war von den Veranstaltern und PR-Leuten als eines der zentralen Gesichter ausgewählt worden. Lückenkemper soll nach dem Diskuswerfer Robert Harting das neue Zugpferd der deutschen Leichtathletik sein. Das ist eine große Bürde. Aber offensichtlich kann Lückenkemper damit blendend leben. Im bislang wichtigsten Lauf ihrer Karriere erzielte sie ihre zweitbeste Zeit überhaupt. „Wenn die Menschen alle Gina brüllen und du dann merkst, die meinen alle dich. Dann ist das brutal geil.“ Sicher also ist: Gina Lückenkemper ist wie gemacht für die große Bühne. Am kommenden Sonntag darf sie sich noch einmal in der 4x100-Meterstaffel präsentieren – dann vermutlich vor mehr als 35 000 Zuschauern.

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