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Monza sieht sich selbst als Seele der Formel 1. Trotzdem will Bernie Ecclestone mit dem Rennen in Italien auch Geld verdienen.
© AFP

Formel 1 in Italien: "Finger weg von Monza!"

Der Große Preis von Italien in Monza gehört zu den Klassikern in der Formel 1. Doch die Zukunft des Rennens ist bedroht.

Hunderte Fans vor dem Fahrerlager, auf der Jagd nach Autogrammen und Fotos von den Formel-1-Stars. Ein historischer Kurs, von dem sich sogar Sebastian Vettel bei der Steckenbegehung am Donnerstag noch beeindrucken ließ: Der Große Preis von Italien in Monza ist ein Klassiker im Motorsport. Doch die Zukunft des Rennens ist bedroht. Im kommenden Jahr läuft der bestehende Vertrag aus und Bernie Ecclestone will ihn „nur verlängern, wenn die Italiener endlich genauso viel zahlen wie die anderen Veranstalter in Europa“. Doch die sehen sich dazu nicht in der Lage.

Dabei ist ein Formel-1-Kalender ohne Monza kaum vorstellbar. Vor allem natürlich nicht für Ferrari. Teamchef Maurizio Arrivabene sagt: „In Monza liegt die Seele der Formel 1 und die müssen wir schützen.“ Sollte der Klassiker, den Arrivabene auf einer Stufe mit Spa-Francorchamps, Hockenheim, Silverstone und Monaco sieht, aus dem Kalender gestrichen werden, ginge viel mehr als nur die Show verloren, glaubt Arrivabene, denn: „Jede Person, die ihre Seele verliert, verliert auch ihre Wurzeln.“

Derzeit wird von allen Seiten gepokert. Erst verkündete die Provinzregierung der Lombardei, mittels Steuererleichterungen über zehn Jahre insgesamt 70 Millionen Euro als Hilfe für Monza zur Verfügung zu stellen – allerdings „nicht für Ecclestone, sondern für nötige Investitionen und Modernisierungsmaßnahmen“. Dann sagte Angelo Sticchi, der Chef des italienischen Motorsportverbandes ACI: „Ich denke, mit etwas Optimismus wird es klappen. Die guten Absichten müssen nun in konkrete Aktionen umgesetzt werden.“ Und dann erklärte auch noch der lokale Veranstalter, man befinde sich in den Verhandlungen auf einem guten Weg. Prompt konterte der Formel-1-Boss am Freitag. Monza sei einfach nicht bereit, die entsprechende Summe für das „Produkt, das ich zu verkaufen habe, auf den Tisch zu legen.“

Derzeit wird von allen Seiten gepokert

Wobei auch mit den Zahlen Politik gemacht wird: Führende italienische Sportzeitungen verkünden seit Tagen, es ginge darum, dass Monza jetzt wie alle anderen europäischen Rennen 25 statt bisher 15 Millionen Euro zahlen solle. Beträge, die freilich ziemlich weitab von der Realität sind. Die durchschnittliche Summe, die europäische Veranstalter bezahlen, liegt viel eher im Bereich zwischen 12 und 15 Millionen – Monza hatte bis jetzt Sonderkonditionen, die deutlich im einstelligen Millionen-Bereich lagen.

Auf die Frage, ob auch Ferrari bereit sei, bei der Rettung des Monza-GP zu helfen, antwortete Teamchef Arrivabene ausweichend. „Wir verhandeln nicht mit Bernie, das ist nicht unsere Aufgabe.“ Ein langjähriger Ferrari-Insider erklärte aber: „Gewisse Wege lassen sich immer finden, auch in Gesprächen mit anderen Partnern.“ Schon am Samstagnachmittag, nach einigen weiteren Gesprächen der beteiligten Parteien, hieß es, man sei sich näher gekommen. Und bei allem Pokern – auch Bernie Ecclestone weiß, dass der Verlust von Monza dem Produkt Formel 1 großen Schaden zufügen würde. Damit es so weit gar nicht kommt, will am Sonntag der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi das Rennen besuchen (14 Uhr, live bei RTL und Sky). Der hatte zuletzt die Parole „Finger weg von Monza!“ ausgegeben. Ob sich Bernie Ecclestone davon tatsächlich beeindrucken lässt?

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