Carsten Schmidt wird Geschäftsführer von Hertha BSC: Ein neuer Vorgesetzter für Michael Preetz
Fußball-Bundesligist Hertha BSC erweitert seine Führungsspitze. Carsten Schmidt, früherer Chef des Pay-TV-Senders Sky, wird Vorsitzender der Geschäftsführung.
Für die ganz Peniblen unter den Fans von Hertha BSC leistete sich Carsten Schmidt gleich mal einen schlimmen Fehler. Schmidt hat „Hertha BSC Berlin“ gesagt. Und das gleich mehrmals. Dabei – so werden die ganz Peniblen unter den Fans von Hertha BSC nicht müde zu erwähnen – steht das B in BSC doch für Berlin.
Carsten Schmidt wird das bestimmt nicht mehr passieren, wenn er erst einmal offiziell im Namen des Berliner Sportclubs Hertha sprechen wird. Ein paar Monate sind es schließlich noch, bis es so weit ist. Am 1. Dezember beginnt der dann 57-Jährige seine Tätigkeit als dritter Geschäftsführer des Fußball-Bundesligisten neben Michael Preetz und Ingo Schiller. Oder, um genau zu sein: als erster Geschäftsführer vor Michael Preetz und Ingo Schiller.
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Schmidt wird Vorsitzender der Geschäftsführung und damit laut Herthas Präsident Werner Gegenbauer die Gesamtverantwortung für die Vereinspolitik tragen. Darüber hinaus ist er für die Themen Marketing, Vertrieb, Strategie, Unternehmenskommunikation und Internationalisierung zuständig. „Ich freue mich wirklich über diese Berufung“, sagte Schmidt, der am Donnerstag etwas überraschend als neuer leitender Angestellten des Vereins vorgestellt worden ist. Dass Hertha BSC für die Geschäftsführung einen dritten Mann sucht, war bekannt; wie weit die Suche allerdings bereits vorangeschritten war, das haben die Verantwortlichen komplett geheim halten können.
Schmidt kommt vom Pay-TV-Sender Sky, für den er insgesamt zwanzig Jahre tätig war, davon viereinhalb (2015 bis 2019) als Vorsitzender der Geschäftsführung. Bis Ende 2020 ist er noch sogenannter Senior Advisor des Senders. Sky willigte allerdings ein, dass Schmidt schon einen Monat vor Ablauf des Vertrages zu Hertha wechseln darf.
60 Namen standen auf Herthas Kandidatenliste
„Darüber freuen wir uns wahnsinnig“, sagte Werner Gegenbauer über Schmidts Anstellung. Mit der Idee, die Geschäftsführung um einen Vermarktungsexperten zu erweitern, „gehen wir schon eine ganze Weile umher“, erklärte Herthas Präsident. Torsten-Jörn Klein, Vorsitzender des Aufsichtsrats, nannte Schmidt einen „erfahrenen, entscheidungsstarken und teamorientierten Manager“. Der Auswahlprozess mit Einzelgesprächen, Assessmentcentern und der professionellen Betreuung durch eine Personalberatung lief über einige Monate; auf der ersten Kandidatenliste standen mehr als 60 Namen. Schmidt sei „genau der, den wir haben wollen“, sagte Klein. Der Aufsichtsrat billigte die Personalie einstimmig.
Klein sprach von einem längerfristigen Plan, der mit dem Einstieg des Investors KKR begonnen und dem Verein durch die Zusammenarbeit mit der Tennor-Gruppe von Lars Windhorst nun ganz andere Möglichkeiten eröffnet habe. „Jetzt haben wir das Geld, jetzt müssen wir das Geld auch richtig investieren“, sagte er.
„Michael Preetz ist der Fachmann“
Schmidt selbst sieht sich allerdings „nicht als Mann der Wirtschaft“. Er sei in erster Linie Fußballfan. Trotzdem behalte Michael Preetz, der Geschäftsführer Sport, die Richtlinienkompetenz für seinen Bereich. „Er ist der Fachmann“, sagte Schmidt. „Aber ich will verstehen, was wir tun, und ich bin auch nicht kenntnislos.“ Seine Ansichten könnten daher eine gute Ergänzung sein. Überhaupt sieht sich Schmidt „nicht als Solist, sondern als absoluten Teamplayer. Und das wird man auch spüren.“
Lars Windhorst, der als Investor in Kürze noch einmal 100 Millionen an Hertha zahlen wird und dann zwei Drittel der Anteil an der Kommanditgesellschaft auf Aktien hält, ist laut Gegenbauer permanent über die Personalplanung informiert worden. Schmidt hat sich bereits mit ihm getroffen, laut eigener Aussage aber noch „keine tiefgehenden Gespräche“ mit Windhorst geführt.
„Hertha BSC ist durch die Tradition, durch den sportlichen Wert in einer Ausgangsposition, um die uns viele beneiden“, sagte der künftige Geschäftsführer mit Blick auf die Schwerpunkte seiner Tätigkeit. Ziel sei es Herthas Relevanz außerhalb Berlins zu vergrößern, und das gelte nicht nur für den ausländischen, sondern auch für den heimischen Markt. „Man muss eine Identifikation entwickeln, die nicht nur vom Tabellenplatz abhängt“, sagte er.
Sein Interesse für den Fußball hat der gebürtige Lüneburger mit sechs Jahren bei der WM 1970 in Mexiko entdeckt, Schmidts Lieblingsverein ist der FC St. Pauli – was ihn nach eigener Einschätzung vor einem Interessenkonflikt bewahrt. Jetzt habe er eben einen Lieblingsverein in der Zweiten Liga und einen in der Ersten, sagte er. „Und sollten wir mal in derselben Liga spielen, sprich in der Bundesliga, dann bleibt Hertha BSC Berlin der Lieblingsverein.“