Ronaldo gegen Österreich: Ein 0:0 der besonderen Art
Portugal vergibt gegen Österreich reihenweise beste Chancen und spielt am Ende nur 0:0. Cristiano Ronaldo verschießt sogar einen Elfmeter und ist der tragische Held des Spiels.
Ludwig XIV hätte seine Freunde an diesen Portugiesen gehabt. Sie gingen im Pariser Prinzenpark so verschwenderisch mit ihren Torchancen um wie einst der französische Sonnenkönig ein paar Kilometer weiter in Versailles mit dem Geld seiner Untertanen. Wie schon beim 1:1 zum Auftakt gegen Island war Portugal auch im zweiten Spiel der Gruppe F turmhoch überlegen, aber alle Brillanz fand ihr Ende beim österreichischen Torhüter Robert Almer. Er gewann das persönliche Duell mit dem Weltstar Cristiano Ronaldo, der allein vier Tore hätte erzielen können und in der Schlussphase einen Elfmeter an den Pfosten schoss. Am Ende gab es ein völlig unverdientes 0:0, es sprach dem portugiesischen Aufwand Hohn, hilft aber auch den Österreichern nicht weiter. Für einen Platz im Achtelfinale der Fußball-EM müssen sie ihr letzten Vorrundenspiel gegen Island ebenso gewinnen wie die Portugiesen das gegen Ungarn.
Österreich lief dem Gegner fast 90 Minuten lang hinterher und hatte eigentlich nur eine einzige Torchance. Das allerdings war eine riesengroße. Kurz nach dem Anpfiff hatte der Leipziger Marcel Sabitzer von links geflankt und in der Mitte fühlte sich kein Portugiese zuständig für die Bewachung von Martin Harnik. Der aber machte da weiter, wo er in der Bundesliga beim Abstieg des VfB Stuttgart aufgehört hatte. Frei und unbedrängt köpfte Harnik den Ball aus bester Position einen Meter neben das Tor.
Nach diesem frühen Schock übernahmen die Portugiesen die Kontrolle. Cristiano Ronaldo führte seine üblichen Tricks vor, aber er war sich auch nicht zu schade, einen mit einem schnell ausgeführten Einwurf Nani in Position zu bringen. Der lief aus spitzem Winkel allein aufs Tor, aber Robert Almer klärte mit dem Fuß. Den folgenden Schuss von Vieirinha lenkte der österreichische Torhüter zur Ecke. Die nächste Chance vergab Ronaldo selbst, nach schönem Doppelpass zwischen Raphael Guerrero und Nani schob Portugals Kapitän den Ball links am Tor vorbei. Noch dichter am 1:0 war Nani dran, mit einem Kopfball, der an den Pfosten prallte. Dann war wieder Ronaldo dran, einmal per Kopf und einmal per Volleyschuss, beide Male parierte Almer.
Portugal ließ dem Gegner kaum Luft zum Atmen
Die Portugiesen spielten groß auf, klug dirigiert vom langen William Carvalho, variabel über beide Flügel, aber auch mit gefährlichen Vertikalpässen. Sie ließen den Österreichern kaum Luft zum Atmen. Aber was nutzen Dominanz und Spielkunst, wenn die schönsten Torchancen allesamt vergeben werden? Portugals Spiel blieb die Krönung in finaler Konsequenz versagt, darunter hatte die Selecção ja schon beim 1:1 gegen Island gelitten. Kurz vor der Pause verzeichneten auch die Österreicher mal eine Torannäherung, doch Vieirinha klärte nach David Alabas Freistoß mit dem Kopf vor dem heranstürmenden Harnik.
Das Wettschießen setzte sich auch in der zweiten Halbzeit fort, und es spitzte sich immer mehr auf ein persönliches Duell zwischen Robert Almer und Cristiano Ronaldo zu. Erst boxte Almer einen scharfen und platzierten Schuss des Portugiesen aus der linken Ecke, nach der folgenden Ecke reagierte er auch auf dessen Kopfball großartig. Der Torhüter von Austria Wien ist der einzige im österreichischen EM-Kader, der sein Geld daheim in der Liga verdient, und am Samstag war er auch der beste. Beim Elfmeter stand ihm das Glück zur Seite. Martin Hinteregger hatte Ronaldo mit einem Ringergriff zu Fall gebracht. Almer flog nach rechts, Ronaldo schoss nach links, und diesmal stand der Pfosten dem portugiesischen Siegtor im Weg. Als er dann kurz vor Schluss doch noch per Kopf traf, stand er dabei deutlich im Abseits. Es sollte einfach nicht sein an diesem Abend im Prinzenpark.