NBA-Superfan Jimmy Goldstein: "Dirk Nowitzki ist einer meiner Lieblinge"
Superfan James "Jimmy" Goldstein über die NBA, seinen Groll auf die Los Angeles Lakers und Händeschütteln mit den Basketball-Stars.
Mister Goldstein, Sie sind seit 1964 Dauerkarteninhaber bei den Los Angeles Lakers – obwohl Sie die Mannschaft gar nicht mögen. Warum?
Das ist noch sehr freundlich ausgedrückt! Die Lakers waren schon immer die Mannschaft, die ich am wenigsten leiden konnte (lacht).
Woher kommt diese Abneigung?
Mir missfällt dieses Selbstverständnis des Klubs und der Fans, stets Titel gewinnen zu müssen, der angebliche Traumklub jedes Spielers zu sein. Die vergangene Spielzeit war die schlechteste der Lakers-Geschichte, zum zweiten Mal in Folge wurden die Play-offs verpasst, das Team um die alternde Ikone Kobe Bryant ist auch in der aktuellen Saison wenig konkurrenzfähig. Ich muss zugeben, dass ich die aktuelle Situation bei den Lakers mit großer Genugtuung verfolge – genau wie den Aufstieg der konkurrierenden Clippers.
Eine Wachablösung.
In der Stadt selbst nicht. Vor kurzem waren bei einem Spiel der Baseballer der L.A. Dodgers ein paar Clippers-Profis zu Gast und wurden vom Stadionsprecher begrüßt – und vom Publikum ausgebuht.
Sie verfolgen beide Teams seit Jahrzehnten aus nächster Nähe.
Neben der Lakers-Jahreskarte habe ich auch eine für die Clippers, seitdem die Mannschaft 1984 von San Diego nach L.A. gezogen ist. Bei beiden Teams habe ich zwei Plätze direkt in der ersten Reihe am Spielfeld. Dazu kommen dann noch Play-off-Spiele verschiedener Klubs.
Der frühere NBA-Chef David Stern hat Sie einmal als „den größten Investor der Liga-Geschichte“ und „Superfan“ geadelt.
Natürlich genieße ich die Anerkennung meiner lebenslangen Liebesbeziehung mit der NBA. Es gibt wohl niemanden, der so viel gereist ist und so viele Spiele gesehen hat wie ich. Nach meiner vorsichtigen Schätzung sind es mittlerweile zwischen 4000 und 5000.
Wie haben Sie sich in Basketball verliebt?
Als ich zehn Jahre alt war, nahm mich mein Vater mit zu einem Spiel der Milwaukee Hawks. Damals kamen zu einem NBA-Spiel vielleicht 2000 Zuschauer. High-School- und College-Basketball waren weitaus beliebter und bekannter. Trotzdem war ich sofort fasziniert von der Finesse, der Eleganz des Spiels. Mit 15 hatte ich die Chance, für den damaligen TV-Kommentator als Statistiker zu arbeiten – also einfach alle Spielereignisse auf einem Bogen zu vermerken. Der Job war zwar unbezahlt, aber ich durfte direkt am Spielfeld sitzen und jedes Heimspiel sehen. Diese Erfahrung hat meine Liebe zum Sport richtig gefestigt.
Heute ist die NBA eine der populärsten und reichsten Sportligen der Welt – was hat sich am meisten verändert?
Der Bekanntheitsgrad ist unglaublich gestiegen – allein schon der neue TV-Vertrag über 24 Milliarden US-Dollar zeigt ja die enorme Beliebtheit der NBA. Als ich anfing, die Lakers-Spiele zu besuchen, kostete ein Ticket für einen Platz direkt am Spielfeld 15 US-Dollar. Heute sind es 2750 US-Dollar. Pro Spiel, wohlgemerkt. Alles ist größer, bunter, lauter geworden.
Stichwort „bunter“: Mit Cowboyhut und extravaganten Designeroutfits fallen Sie auch zwischen tausenden Zuschauern am Spielfeldrand auf, regelmäßig lassen sich Top-Spieler stolz mit Ihnen fotografieren.
Und genau das liebe ich! Während die Spieler sich aufwärmen, stehe ich auf dem Parkett. Sobald sie mich sehen, komme ich mit Händeschütteln gar nicht mehr nach. Dirk Nowitzki ist ein tolles Beispiel. Er ist schon seit vielen Jahren einer meiner Lieblingsspieler und war immer unglaublich freundlich und liebenswürdig zu mir. Meine allerliebste Erinnerung ist aber eng mit den Houston Rockets in den Play-offs 1995 verknüpft...
...der Mannschaft um den legendären Center Hakeem Olajuwon, die in jener Saison ihren zweiten NBA-Titel in Folge gewann...
... irgendwie ergab es sich damals, dass ich zum Glücksbringer der Mannschaft wurde. Ich war ein Teil des Teams, bei allen Trainingseinheiten der Mannschaft, zu denen eigentlich weder Fans noch Journalisten zugelassen waren. Im Halbfinale trafen die Rockets auf die San Antonio Spurs – und ich habe sogar einen kleinen Teil zum Rockets-Sieg beigetragen.
Das müssen Sie erklären.
Ich hatte bemerkt, dass Spurs-Center David Robinson nicht auf Hakeems berühmte Wurffinten hereinfiel. Ich sagte ihm: „Steig einfach direkt hoch zum Wurf, Robinson wird damit nicht rechnen.“ Im nächsten Spiel machte Hakeem dann 42 Punkte. Nach der Partie umarmte er mich und sagte: „Danke Jim, dein Rat war Gold wert.“
Aktuell steigen immer mehr Prominente als Teil-Eigner in NBA-Klubs ein, Ex-Microsoft-Chef Steve Ballmer übernahm im letzten Jahr die Clippers. War das nie eine Option für Sie?
Das war immer mein größter Traum – aber finanziell war das für mich unmöglich. Ich hätte in eine Investorengruppe einsteigen müssen. Ich bin aber lieber der Einzelgänger, der niemandem Rechenschaft ablegen muss. Viele sind gar nicht aus Begeisterung für den Sport dabei, sondern aus finanziellen Gründen. Das kann ich zwar verstehen, aber ich sehe lieber Verantwortliche, die mit Herz und Seele beim Spiel sind.
James Goldstein, ein Basketball-Purist?
Ich möchte einfach nur schönen, offensiven, spannenden Basketball sehen. Deswegen freut es mich auch sehr, dass die Golden State Warriors die Meisterschaft gewonnen haben – die Spielweise der Mannschaft erinnert mich an die 80er, in der meiner Meinung nach der schönste Basketball gespielt wurde. Ich habe kein Lieblingsteam oder gehe in die Halle, um eine Mannschaft anzufeuern. Nun ja, außer, es geht gegen die Lakers (lacht).