Sport in den eigenen vier Wänden: Diese Fitness-Apps bringen Sie durch die Coronavirus-Isolation
Die Fitnessstudios und Sportstätten sind dicht, jetzt ist also Bewegung in der eigenen Wohnung gefragt. Dabei helfen können diese Fitness-Apps.
Der innere Schweinehund hat seinen Namen in Zeiten des grassierenden Coronavirus gleich doppelt verdient. Sich zu Sport und Bewegung zu animieren, wenn Fitnessstudios und Sportstätten dichtgemacht haben – schwierig genug. Aber nun auch noch in den eigenen vier Wänden? Innen – im natürlichen Habitat des Schweinehunds?
Ein wenig Überwindungskraft versprechen da wie so oft in diesen Tagen die Segnungen der Digitalisierung: Immerhin gibt es einen ganzen Haufen Apps, die möglichst viel Fitness mit möglichst wenigen Mitteln – kein Studio, keine Geräte, kein Coach – verheißen. Hier stellen wir eine Auswahl vor.
8fit Workout & Ernährungspläne
Natürlich haben auch die Hersteller von Fitness-Apps längst begriffen, dass nun ihre Zeit gekommen sein könnte. Als eines der nobleren Produkte auf dem Markt kostet 8fit in der Premium-Version eigentlich kernige 25 Euro im Monat. In Zeiten von #StayHome gibt es nun jedoch den ersten Monat gratis und das anschließende Abo deutlich günstiger.
Dafür erhält man dann eine Komposition aus Trainings- und Ernährungsplan, die sich nach der persönlichen Zielfigur und den eigenen Bedürfnissen richtet (Abnehmen, Muskelaufbau, Ausdauer – welches Schweinehünderl hätten S’ denn gern?). Die Übungen werden schrittweise durch Videos erklärt – für Neulinge gibt es gar einen Grundlagenkurs – und benötigen nicht mehr als einen Tisch zur Stütze. Bedient wird die App über eine samtige Benutzeroberfläche im Instagram-Look mit vielen Bildern und pseudopersönlicher Ansprache („Wie geht es dir, Kasimir?“). Fazit: Was für Feinfühlige.
Freeletics Training Coach – Bodyweight & Mindset
Die bekannteste unter den Fitness-Apps ist wohl Freeletics. Eine weltweite Community von mehr als 40 Millionen Nutzerinnen und Nutzern hat sich inzwischen um die App versammelt. Kompressionswäsche, Smartphone-Hüllen und Hoodies gibt es im eigenen Online-Shop, Achtsamkeitsübungen sowie personalisierte Trainings- und Ernährungspläne in der Premium-Version.
Aber auch ohne zusätzlichen Obolus bietet die App jede Menge Workouts für zuhause (und darüber hinaus), die sich in Trainingszielen, Dauer und Intensität unterscheiden. Die Übungen werden in Videos erklärt, allerdings nicht bis ins letzte Detail für jeden Neuling. Unter den „Free Athletes“ ist zwischen „Training Journeys“, „Audio Coaching“ und „Clean Eating“ eben etwas Ambition gefragt, nicht nur ein bisschen Rumgehampel – das vermittelt auch die schnittige Benutzeroberfläche, die wie ein Silberpfeil einfach über jeden Schweinehund hinwegdüst. Fazit: Was für Profis.
Workouts zuhause – ohne Geräte
Auch anhand von Fitness-Apps lässt sich noch etwas über die herrschenden Geschlechterverhältnisse lernen. Dass der Mann offensichtlich immer noch als gesellschaftliche Norm gilt zum Beispiel. So klingt der Name der App Workouts zuhause – ohne Geräte schön nüchtern und neutral. Wer die App öffnet, wird jedoch schnell feststellen, dass nüchtern und neutral in diesem Fall vor allem eins bedeutet: männlich.
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Das geht nicht nur aus den Bildern und Animationen der App hervor, die variierbare Workouts in einzelnen Schwierigkeitsstufen für verschiedene Muskelgruppen anleitet. Nein, Frauen sind hier einfach nicht mitgemeint und bekommen stattdessen vom gleichen Hersteller ihre eigenen Apps spendiert – mit Namen, die das gleich doppelt unterstreichen: Frauen Fitness – Trainingsplan für Frauen etwa, oder Workout für Frauen – weibliche Fitness. Für Männer ist hingegen die Norm-App da.
Doch Schweinehund hin, Schweinehündin her: Wer sich auch ohne Rücksicht auf Erkenntnisse der Gender Studies fit halten kann, bekommt hier ohne großes Bohei und auch ohne Anmeldung ein mehr als solides Programm geboten. Fazit: Was für Unkomplizierte.
7-Minuten-Training
„Maximum results with minimal investment“, also maximale Ergebnisse bei minimalem Aufwand, verspricht die App 7-Minuten-Training. Alle Workouts dauern lediglich – der Name deutet subtil daraufhin – sieben Minuten. Nicht länger als der Beatles-Hit „Hey Jude“ also – und der ließe sich auch prima mit den Grundprinzipien der App verbinden:
Trainingseifer finden (dabei nicht entmutigen lassen: „Don’t make it bad“), eines der App-Workouts für die unterschiedlichen Körperpartien beginnen (Motto: „Then you can start to make it better“), dann 30 Sekunden Übung (keine Sorge: „Don’t be afraid“), dann 10 Sekunden Pause (denn: „Any time you feel the pain“), wieder 30 Sekunden Übung (Achtung: „Don’t carry the world upon your shoulders“), wieder 10 Sekunden Pause (locker bleiben: „Who plays it cool“), immer so weiter („So let it out and let it in“), 13-mal („... better, better, better, ah!“), bis zum bitteren Ende („Na na na, na-na-na na!“) – dann sind die sieben Minuten um, die Beatles durch und die Muskeln vermutlich auch. Doch wer zuhause den Schweinehund nur mithilfe von Wand und Stuhl sowie ohne Anmeldung richtig herausfordern will, ist hier gut dabei. Fazit: Was für Effiziente.
Asana Rebel: Yoga und Fitness
In ihrer psychedelischen Flower-Power-Phase schworen auch die Beatles auf Meditation und Yoga. Doch was hierzulande Ende der 60er Jahre noch als weltfremde Hippie-Esoterik galt, hat sich inzwischen längst zu einem weltweiten Gesundheitstrend und Lifestyle entwickelt. Auch in Berlin hat man das gemerkt: Das Kreuzberger Start-Up Asana Rebel hat eine inzwischen höchst populäre App auf den Markt gebracht, in der Yoga mit Fitness verschmilzt.
Entspannen, abnehmen, fit werden – das will die App durch die Kombination von Yoga-Übungen und Workouts ermöglichen. Je nach individuellem Ziel gibt es dazu Trainingspläne und Anleitungsvideos, für die man jedoch vermutlich schon ein wenig Yoga-Erfahrung gesammelt haben sollte. Für fünf bis 25 Minuten pro Einheit wird der Schweine- dann zum Schoßhund. Fazit: Was für Entspannte. Namaste.
Leonard Brandbeck