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Super Bowl: Die Seattle Seahawks gegen die New England Patriots. Das sind allerdings nur Fans.
© dpa

Das große Finale in der NFL: Die wichtigsten Fragen vor dem Super Bowl

Wer sind die Protagonisten im Super Bowl am Sonntag? Wer rockt die Halbzeit-Show? Und werden die Bälle diesmal ordnungsgemäß aufgepumpt sein? Wir beantworten die neun wichtigsten Fragen zum Mega-Event in den USA.

Wer spielt gegen wen?

Die New England Patriots treffen auf die Titelverteidiger der Seattle Seahawks. Ein hochkarätiges Duell und vielleicht so etwas wie ein Kampf der Generationen: Die Patriots als das erfolgreichste Team der vergangenen anderthalb Jahrzehnte mit Altmeister Tom Brady als Quarterback, und die Seahawks mit Spielmacher Russel Wilson, einem der wenigen Jungstars mit Thronfolger-Potenzial, wenn die alte Garde um Brady, Peyton Manning und Co in spätestens ein paar Jahren abgedankt hat.

Wo findet der Super Bowl statt?

Nach dem Kälte-Experiment im letzten Jahr wird jetzt wieder wie gewohnt in wärmeren Gefilden gespielt: In Glendale, einem Stadtteil im Großraum Phoenix im Wüsten-Bundesstaat Arizona. Das „University of Phoenix Stadium“ ist die Heimstätte des NFL-Teams der Arizona Cardinals.

Wo kann ich das Spiel verfolgen?

„Sat 1“ ist ab 23.30 Uhr deutscher Zeit mit dem bewährten Team aus Frank Buschmann und Jan Stecker auf Sendung, Kickoff ist genau eine Stunde später um 00.30. Der Bezahlsender Sport1 US zeigt das Spektakel ebenfalls, dort auch wahlweise mit amerikanischem Originalkommentar. Empfohlen sei übrigens, den Montag schnell noch frei zu nehmen (oder blau zu machen), denn vor halb fünf ist das Spiel mit Sicherheit nicht zu Ende.

Wer sorgt fürs Entertainment?

Es ist mal wieder eine Pop-Diva an der Reihe. Nach Bruno Mars im letzten Jahr darf jetzt Katy Perry in die Fußstapfen so klangvoller Namen wie Michael Jackson, Tina Turner oder den Rolling Stones treten, die allesamt schon ihr schillerndes Kurz-Konzert in der Halbzeitpause gaben. Bleibt nur zu hoffen, dass ihre Liveperformance besser wird als ihre Footballkenntnisse. Denn als sie neulich zu einem Photoshooting mit  NFL-Superstar JJ Watt geschickt wurde, musste sie erstmal googlen um herauszufinden, wer das sein soll. Immerhin hat Perry am Sonntag Lenny Kravitz mit dabei. Die Nationalhymne wird vor dem Spiel von der Broadway-Musicalsängerin und Schauspielerin Idina Menzel geträllert.

Auf welche Spieler wird es ankommen?

Bei den Patriots natürlich zunächst auf Quarterback-Superstar Tom Brady. Sein wichtigster Anspielpartner ist Tight End Rob Gronkowski. Funktioniert das Passspiel zwischen diesen beiden, sieht es zumindest offensiv schon mal sehr gut aus. Auch Running Back Lagarette Blount kann den Unterschied ausmachen, wenn er einen guten Tag erwischt. Die Defensive Line der Patriots ist vor allem gefordert, um Seattles Running Back Marschawn Lynch zu stoppen – ein Kraftpaket, das meistens nur durch den gemeinschaftlichen Einsatz von 2-5 Verteidigern zu Boden gerungen werden kann. Auch das vielseitige Spiel von Seahawks-Quarterback Russel Wilson muss die Defensive der Patriots eindämmen, denn Wilson kann nicht nur gut werfen, sondern ist auch sehr wendig und schnell.

Das Prunkstück der Seahawks ist die Defensive, dort vor allem die sogenannte „Secondary“ also all die Spieler, die sich im hinteren Teil des Spielfeldes aufhalten und für das Verhindern von langen Pässen zuständig sind. Diese Truppe um die Safeties Earl Thomas und Cam Chancellor sowie Cornerback Richard Sherman hat sich als „Legion of Boom“ einen Namen gemacht und wird von vielen Experten als beste „Secondary“ aller Zeiten bezeichnet. Offensiv hängt vieles von Running Back  Marshawn Lynch ab, Spitzname "Beastmode". Das Laufspiel ist für die Seahawks auch deshalb so wichtig, weil mit ihm die vielleicht einzige Schwachstelle entlasten werden kann: Ein Mangel an herausragenden und konstanten Pass-Fängern (Wide Receivern).  Percy Harvin und Golden Tate, die auf dieser Position im letzten Jahr großen Anteil am Titel hatten, spielen beide nicht mehr für die Seahawks.

Welche Rolle spielt der Deutsche Sebastian Vollmer?

Der Offensive Lineman der Patriots könnte als erster Deutscher überhaupt den Super Bowl gewonnen. Vollmer ist für das Spiel der Patriots enorm wichtig, da es seine Aufgabe ist, Quarterback Tom Brady vor den gegnerischen Verteidigern zu schützen und ihm durch Freiblocken genügend Zeit zu verschaffen, seine Pässe an den Mann zu bringen. Wer Vollmer im Spiel gerne genauer beobachten möchte muss bei Patriots-Angriffen auf die Block-Reihe vor Tom Brady achten und dort den Hünen mit der Nummer 76 erspähen.

Welche Rekorde stehen auf dem Spiel?

New Englands Tom Brady wird zum sechsten Mal als Quarterback einen Super Bowl bestreiten – Rekord. Er könnte sich dabei seinen vierten Titel sichern und so mit den Quarterback-Legenden Joe Montana und Terry Bradshaw gleichziehen. Ein anderen Rekord könnte Brady allerdings verlieren: Gewinnen nämlich die Seahawks, wäre deren Spielmacher Russel Wilson (26) der jüngste Quarterback aller Zeiten mit zwei Super Bowl Titeln – aktuell ist das Brady, der bei seinem zweiten Titelgewinn knapp vier Monate älter war. Die Seahawks könnten ihren eigenen Titel verteidigen, was seit 2004/05 nicht mehr vorgekommen ist. Die Champions damals: Na klar, die Patiots – mit Tom Brady.

Wer muss harte Strafen fürchten?

Seahawks-Running-Back Marshawn Lynch. Auf ihn hat sich die NFL derzeit besonders eingeschossen, weil er permanent Interviews verweigert und auch mit seinem Touchdown-Jubel aneckt, bei dem er sich mit einer Hand an die Genitalien fasst. Das Problem: Geldstrafen lassen den Running Back der Seahawks kalt. Da die Ligabosse sich aber nicht von einem Rebellen vorführen lassen wollen, haben sie kurzerhand den Machtkampf ausgerufen und spontan eine Sonderregelung für den Super Bowl erlassen: Wird Lynch wieder die verbotene Jubelpose zeigen, gibt es zusätzlich einen Penalty von 15 Yard Raumverlust. Da dies nicht nur den prall gefüllten Geldbeutel von Lynch, sondern seine ganze Mannschaft und möglicherweise auch den Spielverlauf im Super Bowl beeinflussen kann, könnte es also sein, dass der eigenwillige Lynch klein beigibt – was allerdings das erste und höchstwahrscheinlch letzte Mal wäre.

Was ist aus der Affäre um die platten Bälle geworden?

Die ist nach wie vor heiß, auch wenn sich im Grunde nichts Neues ergeben hat. Fest steht: 11 der 12 Patriots-Bälle im Halbfinale gegen die Colts hatten zu wenig Luft. Nur: Wer hat die Luft rausgelassen? Patriots-Quarterback Tom Brady? Ein Balljunge in seinem Auftrag? Der Klabautermann? Oder vielleicht doch nur die Gesetze der Physik, zum Beispiel durch Temperaturschwankungen oder Reibung bedingte Änderungen des Luftdrucks innerhalb des Balls? Man weiß es (immer noch) nicht. Die Patriots jedenfalls weisen alle Vorwürfe zurück, Trainer Bill Belichick gab inzwischen sogar zwei außerordentliche Pressekonferenzen auf denen er den Physiklehrer mimte und sein reines Gewissen beteuerte,  Klub-Eigentümer Rob Kraft fordert sogar eine Entschuldigung von der NFL – und die ermittelt weiter und wird irgendwann nach dem Super Bowl ein Ergebnis und ggf. eine Strafe gegen die Patriots verkünden. Eines zumindest steht fest. Die Zeit, die Belichick mit Erklärungen, semiphysikalischen Experimenten und Untersuchungen in den eigenen Reihen vergeudet hat, hätte er bestimmt gerne für die Vorbereitung auf den Super Bowl genutzt

Verzichtet Seattles Star-Verteidiger Richard Sherman auf den Super Bowl, weil er Papa wird?

Dass ein Profisportler seinem Beruf nachgeht, während seine Frau im Kreißsaal liegt, kommt sogar in eher unbedeutenden Bundesligapartien vor. Da wird doch wohl Seattles Star-Verteidiger Richard Sherman nicht das größte Ereignis im amerikanischen Sport sausen lassen, wenn just am Sonntag der Nachwuchs ankommt? Oder etwa doch? Seine Antwort auf genau diese Frage während einer Pressekonferenz: „Das werden wir dann sehen, wenn es soweit ist“. Na dann…

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