Olympia: in Berlin oder in Hamburg?: Die Vorentscheidung
Am Sonntag legen sich die Sportverbände auf einen Olympia-Bewerber fest. Und ihre Entscheidung könnte die finale Entscheidung am Montag maßgeblich beeinflussen.
Franz Brümmer hat jetzt eine gewisse Bedeutung, er sitzt in einer ganz wichtigen Runde, einer, auf die halb Sportdeutschland am Sonntag schaut. Brümmer? Brümmer? Franz Brümmer, Präsident des Verbands Deutscher Sporttaucher. Aber das ist eher unbedeutend. Viel wichtiger ist seine weitere Funktion: Vorsitzender der IG nicht-olympischer Verbände. Deshalb darf er zu der Sitzung in Frankfurt, in der die Sportfunktionäre debattieren, ob Berlin oder Hamburg deutsche Bewerberstadt für die Olympischen Spiele 2024 oder 2028 werden soll.
Gemessen an der Bedeutung der meisten anderen Teilnehmer ist Brümmer allerdings doch eher eine Randfigur. Denn an der Sitzung, die Teil der Präsentation der Bewerberstädte beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ist, nehmen auch 34 Personen teil, die geballte Macht verkörpern: Sie sind die Vertreter der olympischen Spitzenverbände.
Und das Schlüsselwort dieser Sitzung heißt: Votum. Es wird eine Art Abstimmung geben; ob sie nun formal als Votum abläuft oder ob bloß die einzelnen Meinungen zu einem klaren Bild und damit indirekt als Votum abgegeben werden, ist dabei letztlich ziemlich egal.
Das Ergebnis ist entscheidend.
Siegfried Kaidel, Präsident des Deutschen Ruderverbands und Sprecher der Spitzenverbände, erklärte der Deutschen Presse-Agentur (dpa): „Wenn ich sagen könnte, 90 Prozent der Verbände sind für die Stadt A oder B, wird das schon einen Einfluss haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein klares Votum der Verbände ignoriert wird.“ Im Klartext: Eigentlich fällt schon am Sonntag quasi die Entscheidung. Christian Klaue, Sprecher des DOSB, ist dagegen zurückhaltend: „Die Meinung der Spitzenverbände wird am Montag in die Sitzung des DOSB-Präsidiums eingebracht.“ Offiziell beschließt das Präsidium, welche Stadt sie der Mitgliederversammlung am 21. März empfiehlt. Aber die Delegierten werden dem Präsidium folgen, alles andere wäre eine Sensation.
Die Fachverbände legen großen Wert auf diese interne Meinungsbildung am Sonntag. „Wir haben gesagt, dass wir ja das Ohr an den Weltverbänden haben, wir wissen doch, wie international die Stimmung ist“, sagt Jürgen Fornoff, der Generalsekretär des Deutschen Schwimmverbands (DSV). Für ihn geht es ausschließlich darum, „welche Stadt international die größten Siegchancen hat“.
Zur bisherigen Erfahrung des Verbands mit Berlin und Hamburg sagt Fornoff: „Wir haben mit Berlin eine gute Partnerschaft, zweimal wurde dort eine EM ausgetragen. In Hamburg haben wir eher kleinere Dinge gemacht, auch weil dort die Sportstätten nicht ganz so gut sind.“ Auch Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands, sagt: „Wir haben mit Berlin eng zusammengearbeitet. Dort fand ja 2009 die WM statt.“ Mit Hamburg habe es eine ähnliche Zusammenarbeit nicht gegeben. Allerdings betonen Fornoff und Prokop, dass ihre Verbände noch ergebnisoffen sind. Kein Fachverband lässt klar eine Tendenz erkennen.
Zu Wort kommen in der Sitzung aber auch der Vertreter des Deutschen Behindertensportverbands, der Vertreter der 16 Landessportbünde und die Repräsentantin der „Verbände mit besonderen Aufgaben“ (das sind kleine Verbände wie beispielsweise Aikido).
Sollte es tatsächlich zu einer Abstimmung kommen, wäre das Prozedere spannend. Pro Verband eine Stimme? Oder zählt das Stimmenpaket, das auch bei einem DOSB-Bundestag oder am 21. März gilt? Da hat der Deutsche Fußball-Bund die meisten Stimmen. Große Stimmenpakete haben auch die Schützen und die Leichtathleten. Die Schwimmer kommen auf neun Stimmen.
So oder so: Wenn sich eine klare Mehrheit für eine Stadt herausstellt, wird dieser Bewerber auch von den restlichen Verbänden getragen, davon kann man ausgehen. „Es geht ja“, sagt ein Sportfunktionär fast erhaben, „schließlich um eine deutsche Bewerbung.“
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