Olympiabewerbung von Berlin: Schlussspurt mit Flashmob
Der Senat wirbt für die Bewerbung um die Olympischen Spiele 2024 und bringt Prominente wie Weltmeister Jérôme Boateng an den Start. Für die heiße Phase der Kampagne sind auch kuriose Aktionen wie Flashmobs und ein U-Bahn-Tunnel-Sprint geplant.
Daniel Barenboim, Jerome Boateng und Kirsten Bruhn gehören jetzt auch zu dem ausgewählten Zirkel. Der Generalmusikdirektor der Staatsoper Berlin, der Fußball-Weltmeister und Bayern-Profi und die mehrmalige Paralympics-Siegerin in Schwimmen sind jetzt Olympia-Botschafter von Berlin. Und wenn’s nach Björn Böhning, geht, dann treten sie so markig auf wie er als Chef der Staatskanzlei des Berliner Senats. „Wir wollen das Selbstbewusstsein von Berlin stärken“, verkündete Böhning am Freitag. „Wir wollen Berlin zur internationalen Sportmetropole entwickeln.“
Dazu muss Berlin aber die Olympischen Spiele und die Paralympics 2024 erhalten. Die Entscheidung, ob sich Berlin überhaupt bewerben darf oder ob doch Hamburg als Kandidat von Deutschland nominiert wird, fällt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am 21. März. Die große stadtinterne Werbekampagne von Berlin beginnt zwei Monate früher, am 23. Januar. Mit einer Flut von Plakaten, Werbespots, Aktivitäten – von Flashmobs bis zum U-Bahn-Tunnel-Sprint – wird dann für Sympathie für Olympische Spiele in Berlin geworben.
Basis der Bewerbung sind die Punkte Nachhaltigkeit, Bürgerbeteiligung und Stadtentwicklung. „Die Olympischen Spiele sollen nicht wie ein Ufo kurz landen und dann wieder abfliegen“, sagte Böhning, als er die PR-Offensive vorstellte. Rund zwei Milliarden Euro sollen für eine umfassende Sanierung beziehungsweise den Bau von Sportstätten eingesetzt werden. Diverse Sportstätten sollen zu Trainingsstätten für die Spiele um- und ausgebaut werden. Sie sollen anschließend dem Breitensport zur Verfügung stehen.
Verantwortlichen legen Wert auf Bürgerbeteiligung
Wert legen die Verantwortlichen dabei auf die Beteiligung der Bevölkerung bei diesen Planungen. Am 12. Februar wird ein Bürgerforum stattfinden, bei dem die Bevölkerung breit über Aspekte der Planungen informiert werden soll.
Auf jeden Fall sind genügend Organisationen und Verbände in die Planungen eingebunden. Berlin Partner ebenso wie die Kammern und Spitzenverbände der Wirtschaft, aber auch die Berliner Profiklubs und Paralympics-Funktionäre. Schließlich werben die Berliner Olympia-Planer auch mit „vorbildlich barrierefrei ausgebauten Sportstätten und einem Paralympischen Dorf, das in der Nachnutzung zum modellhaft inklusiven Wohnstandort wird“.
Vor einiger Zeit hatten sie sogar öffentlich den Gedanken ins Spiel gebracht, die Paralympics erstmalig vor Olympischen Spielen stattfinden zu lassen. Allerdings fühlten sich sowohl der nationale wie der internationale Behindertensportverband völlig überrumpelt. Die Idee ist nach ein paar eindringlichen Gesprächen wieder gestorben, Sport-Staatssekretär Andreas Statzkowski bemühte sich wortreich, die Schlappe als gute Nachricht zu verkaufen: „Wir haben es geschafft, dass die Paralympics in der öffentlichen Diskussion aufgetaucht sind“, sagte er.
Stolz begründete er auch, warum 2015 keine Stadt so viele sportliche Highlights zu bieten hat wie Berlin. Zu den Höhepunkten zählte er neben dem Champions-League-Finale im Fußball gleich auch noch die Weltmeisterschaft der Cheerleader. Und dass sich der Staatssekretär in einem Trikot des Eishockey-Spitzenklubs Eisbären präsentierte, hatte natürlich nicht bloß einen symbolischen Grund. Auf dem Trikot steht das Berlin-Motto. „Wir wollen die Spiele“. Die Eisbären werden es erstmals bei ihrem Auswärtsspiel in Hamburg präsentieren.
Umfragen heizen Duell an
Umfrageergebnisse heizen das Duell noch an. Bis 14. Januar haben 1172 Menschen an einer Online-Umfrage des Senats für ein Berliner Olympiakonzept teilgenommen, 49 Prozent davon bewerten den Ansatz als „sehr gut“, 25 Prozent als „eher gut“, 19 Prozent als „schlecht“. 41 Prozent finden es gut, dass sowohl das Olympische Dorf als auch das Paralympische Dorf im östlichen Teil des Flughafens Tegel anlegen wollen.
Es gibt sogar Resultate einer internationalen Umfrage in acht Ländern. Demnach betrachten 87 Prozent der Befragten Berlin als guten Olympia-Standort. Allerdings: Befragt wurden nur 900 Personen, so genannte Multiplikatoren.
Der DOSB vertraut lieber seinen Zahlen. Im seinem Auftrag ermittelt das Forsa-Institut Ende Februar in Hamburg und in Berlin, wie groß die Begeisterung der jeweiligen Bewohner für das Thema Olympiabewerbung wirklich ist.