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Berlin will die Spiele.
© dpa

Umfrage zur Bewerbung um Olympische Spiele: Mit den Berlinern wäre Olympia wirklich zu machen

Bei den Ergebnissen der Umfrage zur Bewerbung um die Spiele 2024 oder 2028 liegt Hamburg zwar vorne, im Gesamteindruck ist Berlin aber wieder favorisiert. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Friedhard Teuffel

Vom Favoriten zum Außenseiter und wieder zurück zum Favoriten. So schnell und kurios können die Rollenspiele im Sport laufen. Schön für Berlin und seine Olympiabewerbung. Auf einmal liegt Berlin im Rennen um die Spiele 2024 oder 2028 wieder vor Hamburg. Nicht bei den Ergebnissen der Umfrage, aber im Gesamteindruck. Die Hamburger Bevölkerung ist nicht ganz so olympiaverrückt wie erwartet – und die Berliner sind nicht so olympiakritisch.

Das Ergebnis der Umfrage lautet daher: Mit den Berlinern wären Olympische Spiele wirklich zu machen. Eine Mehrheit, und nicht mal die knappstmögliche, möchte also tatsächlich Olympia in der eigenen Stadt haben. Haben wir nicht das BER-Desaster, kaputte Schulklos, Kita-Probleme? Und ist Olympia nicht diese Milliardenveranstaltung, für die am Ende immer dieselben zahlen müssen? Aus der Umfrage könnte man herauslesen, dass sich viele Berliner nicht wegen all dieser Schwierigkeiten gegen Olympia entscheiden, sondern vielleicht gerade deshalb dafür. Olympia könnte in all diesem technischen Wirrwarr und finanziellen Chaos eine Chance für die Stadt sein, eine Hoffnung.

Sollte Berlin den Zuschlag erhalten, wäre die Bevölkerung erst recht gefragt, sie hätte am 13. September das letzte Wort, ob sich Deutschland bewirbt. Dabei hatte der Deutsche Olympische Sportbund im tiefsten Winter schon einmal ausgelotet, wie es ohne Berlin weitergehen könnte. Der fehlende Schwung der Kampagne hatte die Sportfunktionäre frustriert. Manch einer hatte schon den Siegerkranz für Hamburg zurechtgezupft. Nicht Berlin galt als Wagnis, sondern die Berliner. Im beginnenden Frühling sieht es nun wieder anders aus.

Hamburg wäre die Nummer sicher

Wenn der Deutsche Olympische Sportbund und seine Mitgliedsverbände in den nächsten Tagen diskutieren und entscheiden, haben sie die Wahl: den Spatz in der Hand oder einen bunten, etwas schrägen, großen Vogel auf dem Dach. Hamburg wäre die Nummer sicher, die Bevölkerung würde deutlich zustimmen, Stadtregierung und lokale Wirtschaft würden das Projekt bestmöglich und kapitalstark unterstützen. Aber hat die Hansestadt die Strahlkraft, um auch das Internationale Olympische Komitee zu überzeugen? Und was entspräche eigentlich eher dem neuen olympischen Versprechen von der Nachhaltigkeit: Olympische und Paralympische Spiele in einem völlig neu gebauten olympischen Park und einem Olympiastadion, in dem hinterher Regionalligafußball gespielt werden soll? Oder in vielen schon vorhandenen Anlagen Berlins, die dafür etwas verstreut über die Stadt liegen?

Mit Berlin als Bewerber könnten auch zwei Partner gemeinsam ihre Niederlagen verarbeiten. Dem DOSB hängt noch immer das verlorene Bürgervotum über die Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2022 nach. Dem Senat und gerade auch dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller die Niederlage um die Randbebauung des Tempelhofer Feldes. Die Münchner Bewerbung galt als ökologisch durchdacht, die Randbebauung als sinnvolles Instrument zur Linderung des Wohnungsmangels. Trotzdem ging beides verloren. Weil es jeweils schlecht gemacht und vor allem schlecht kommuniziert wurde. Hier könnten es bald zwei zusammen besser machen, als Doppel.

Berlin bleibt weiter die weniger berechenbare Stadt. Sie ist immer für Überraschungen gut, und es könnte sein, dass der deutsche Sport das im Hinblick auf das Votum der Bevölkerung eher als Stärke sieht denn als Schwäche. Der Senat erhält weiter die Chance, seinen Fehlstart bei der Olympiakampagne aufzuholen. Als Hamburg schon losgelaufen war, hatte sich Berlin noch nicht mal in den Startblock gekniet. Jetzt sagt Michael Müller, er sei von Tag zu Tag mehr davon überzeugt, dass Olympia genau das Richtige für dieses Stadt sei. Die Berliner Olympiamacher aus Politik, Sport und Wirtschaft müssen am Sonntag bei der finalen Präsentation zeigen, welches Olympia sie eigentlich meinen. Was Berlin Olympia geben kann – und was Olympia Berlin.

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