Korruptionsverdacht gegen Ahmad al Sabah: Der nächste Skandal erschüttert die Fifa
Der Rücktritt des mächtigen Funktionärs Ahmad al Sabah aus Kuwait könnte die Fifa noch schwer treffen. Durch seine Verstrickungen könnte auch das IOC in Verdacht geraten.
Als die Fifa vor zwei Jahren ins Wanken geraten war, gab es dazu spektakuläre Bilder: Funktionäre, die durch den Hinterausgang eines Zürcher Luxushotels abgeführt wurden, und Hausdurchsuchungen in der Zentrale des Fußball-Weltverbandes. Solch aufsehenerregende Bilder gab es von der Fifa in den vergangenen Tagen nicht – dabei waren die Erschütterungen mindestens so groß wie im Mai 2015. Denn dieses Mal betreffen die neuen Auswüchse des Korruptionsskandals nicht nur die Fifa, sondern auch die wichtigste Organisation des gesamten weltweiten Sports: das Internationale Olympische Komitee (IOC).
Die Ermittlungen der US-Behörden sind dabei so stichhaltig und fortgeschritten, dass einer der mächtigsten Sportfunktionäre überhaupt, Scheich Ahmad al Fahad al Sabah aus Kuwait, am Sonntag von seinem Sitz im Fifa-Rat, dem wichtigsten Gremium des Verbands, zurücktrat. Ihm wird vorgeworfen, jahrelang andere Funktionäre bestochen zu haben. Er beteuert natürlich seine Unschuld.
Al Sabah hat weiterhin noch viele Posten – er ist Mitglied im IOC, Präsident der Vereinigung aller Nationalen Olympischen Komitees (Anoc) und Präsident des Olympischen Rats Asiens. Beim IOC verwaltet er zudem den Entwicklungshilfefonds, was ihm viel Einfluss verschafft. Der 53-Jährige kann also noch weiterhin seiner Lieblingsbeschäftigung frönen: im Hintergrund die Fäden bei den Sportverbänden ziehen. So gilt er als Königsmacher von IOC-Präsident Thomas Bach, auch Fifa-Chef Gianni Infantino suchte stets die Nähe zu al Sabah.
Al Sabah ist offenbar jedes Mittel recht
Trotz seiner Ämterfülle wird ihm der erzwungene Verzicht auf seinen Platz im Fifa-Rat wehtun. Seit 2015 konnte er dort im Stillen daraufhinarbeiten, die Interessen Kuwaits und derer Verbündeter zu forcieren – dazu gehört die Erweiterung der Weltmeisterschaft auf 48 Teilnehmer. Schließlich will al Sabah seine Nationalmannschaft auch mal bei einer WM sehen. Mit welch kriminellen Mitteln er seine Ziele zu erreichen versuchte, hat nun Richard Lai, der Präsident des Fußballverbands von Guam, offengelegt.
Al Sabah ist also über einen kleinen Fisch von einer Pazifikinsel gestolpert.
Lai, der auch Mitglied im Vorstand des Asiatischen Fußball-Verbands (AFC) ist, gestand vor einem New Yorker Gericht, zwischen 2009 und 2014 mehr als 850.000 Dollar an Schmiergeldern erhalten zu haben. Außerdem gab er zu, 2011 vor der Wahl für den Fifa-Präsidenten 100.000 Dollar von einem asiatischen Kandidaten bekommen zu haben, wenn er denn für ihn stimme. Der einzige Herausforderer des damaligen Regenten Joseph Blatter war der berüchtigte Funktionär Mohamed bin Hammam aus Katar.
In den US-Ermittlungen wird er als Mitverschwörer geführt
In seinem Geständnis nannte Lai zwar nicht den Namen al Sabahs. Jedoch tauchte in den Dokumenten der Verhöre beim Thema, wer die Schmiergelder gezahlt hatte, als Mitverschwörer Nummer zwei immer wieder der Präsident des Olympischen Rats Asiens auf, der zugleich hoher Funktionär der Fifa und des Fußballverbands von Kuwait ist. Mit all diesen Beschreibungen besteht kein Zweifel daran, dass es sich um al Sabah handelt.
Die Enthüllungen und der Rücktritt al Sabahs treffen die Fifa kurz vor dem nächsten Kongress am 11. Mai in Bahrain. Dort wollte Infantino eigentlich all die Affären hinter sich lassen und sich nur noch den angenehmen Fußballthemen zuwenden. Daraus wird nun nichts.
Zumal durch al Sabahs weite Verstrickungen vor allem auch das IOC in Verdacht gerät, für ähnliche Korruptionspraktiken wie in der Fifa anfällig zu sein. Die Ethik-Kommission des IOC kündigte am Dienstag an, sich die Ermittlungen zu al Sabah genau anzusehen. Sollte er weitere Posten verlieren, müssten wohl auch viele andere Funktionäre zittern. Es könnte noch einiges wanken bei Fifa und IOC.