Fifa: Ahmad al Sabah: Der Königsmacher
Scheich Ahmad al Sabah kontrolliert die Stimmen der Fußball-Verbände Asiens und großer Teile Afrikas - und damit die Wahl zum Fifa-Präsidenten.
Eine Show nach der anderen bekommt er derzeit zu sehen. Am Samstag war er zu Gast in St. Petersburg bei der Auslosung der Qualifikationsgruppen für die Fußball-WM 2018. Am Tag zuvor saß er in Kasan während der Eröffnungsfeier der Schwimm-WM neben dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Und in dieser Woche wird er in Kuala Lumpur beim Treffen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sein, wenn sich die Bewerberstädte für Winter-Olympia 2022, Peking und Almaty, von ihrer besten Seite präsentieren wollen.
Scheich Ahmad al Fahad al Sabah wird also einiges geboten. Dabei arbeitet der 51-Jährige aus Kuwait momentan selbst am Gelingen der nächsten großen Show in der Sportwelt. Er ist der Königsmacher in der Fifa. Wer im Februar nächsten Jahres Präsident des Fußball-Weltverbands werden will, kommt an ihm nicht vorbei. Der bullige Scheich mit dem langen schwarzen lockigen Haar, das er entweder auffallend nach hinten gegelt trägt oder im Zopf bändigt, ist einer der mächtigsten Sportfunktionäre der Welt. Seine zahlreichen repräsentativen Pflichttermine sind dafür nur ein Beleg. In St. Petersburg war er als Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees, in Kasan als Präsident der Vereinigung aller Nationalen Olympischen Komitees (Anoc) und in Kuala Lumpur gastiert er als IOC-Mitglied sowie als Präsident des Olympischen Rats Asiens. Beim IOC verwaltet al Sabah zudem den Entwicklungsfonds, der jährlich etwa 90 Millionen Euro an die Nationalen Olympischen Komitees ausschüttet. Und wer viel Geld verteilt, hat viel Einfluss. So half al Sabah auch Thomas Bach dabei, 2013 zum IOC-Präsidenten gewählt zu werden. Ohne ihn hätte der Würzburger diesen Posten wohl nie bekommen.
Michel Platini suchte zuletzt auffallend oft die Nähe zu al Sabah
Nun wird er auch darüber entscheiden, wer der neue Fifa-Chef wird. Denn al Sabah kontrolliert die Stimmen der Fußball-Verbände Asiens und großer Teile Afrikas. Nicht umsonst suchte Michel Platini zuletzt auffallend oft die Nähe zu al Sabah. Der Präsident des europäischen Verbands Uefa hat bei seinen Umschmeichelungen offenbar auch positive Signale erhalten. Der Franzose plant wohl, innerhalb der nächsten zwei Wochen seine Kandidatur für das Amt des Fifa-Präsidenten bekannt zu geben.
Vertraute von Sepp Blatter: "Al Sabah überlegt, selbst Fifa-Chef zu werden"
Jedoch kann sich Platini nicht vollkommen sicher sein, dass al Sabah ihn tatsächlich bis zum Ende unterstützen wird. Bis zur Rücktrittsankündigung Joseph Blatters stand der Scheich stets loyal zum Schweizer. Und Sepp Blatter will Michel Platini unbedingt verhindern. So berichteten Blatter-Vertraute gegenüber dem Tagesspiegel, al Sabah überlege, selbst Fifa-Chef zu werden. Wenn nicht im Februar 2016, dann aber vier Jahre später. In diesem Fall wäre ihm wohl ein schwächerer Übergangskandidat lieber als Platini. Überhaupt trete al Sabah derzeit hinter den Kulissen sehr offensiv auf, erzählen Fifa-Insider. Er platze geradezu vor Energie und Selbstvertrauen. Al Sabah ist sich seiner Macht absolut bewusst.
Ahmad al Sabah agiert am liebsten im Hintergrund
In Kuwait hatte er schon zahlreiche Ministerposten inne, unter anderem für Energie sowie Information, derzeit amtiert er als Minister für Nationale Sicherheit. Doch sein größtes Interesse galt immer dem Sport. Bereits seit 23 Jahren ist er Mitglied im IOC. Walther Tröger, IOC-Mitglied von 1989 bis 2009 und seitdem Ehrenmitglied, kennt al Sabah also schon sehr lange. Und der 86-Jährige kann nur Gutes über ihn berichten. „Der Scheich ist wirklich integer und sehr beliebt im IOC. Er ist im Umgang gerade heraus“, sagte Tröger dem Tagesspiegel. Al Sabah agiert am liebsten im Hintergrund. So beschreibt ihn auch Gian-Franco Kaspar, Präsident des Internationalen Ski-Verbands (Fis) und IOC-Mitglied, als jemanden, der es genießt, hinter den Kulissen die Puppen tanzen zu lassen. „Es gefällt ihm offensichtlich, die Fäden zu ziehen und die kleinen Intrigen zu beobachten, die dadurch entstehen“, sagte der Schweizer. „Er amüsiert sich köstlich. Er ist clever und hervorragend vernetzt.“ Auch al Sabahs Partys sind unter Sportfunktionären äußerst beliebt. Der Scheich selbst hält sich ebenfalls nicht mit Alkohol und Tabak zurück.
In seinem Streben nach Macht in der Sportwelt kann ihn wohl nur die eigene Königsfamilie stoppen. Er könnte seinem Onkel, dem Emir von Kuwait, zu einflussreich werden. Innerhalb der Königsfamilie gebe es immer wieder Machtkämpfe, die auch zu al Sabahs Ungunsten ausgehen, berichten Insider. Und ein schlechter Verlierer ist er auf jeden Fall. Als sich al Sabah 2006 als Nationaltrainer Kuwaits versuchte und die Qualifikation zum Asiencup unter anderem gegen Australien verpasste, schimpfte er, die Australier sollten überhaupt nicht in Asien mitmachen dürfen. Kein Wunder also, dass er am liebsten in Hinterzimmern seine Pläne ausheckt, die gehen schließlich fast immer auf – wahrscheinlich auch beim neuen Fifa-Präsidenten.