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Hansi Flicks Zeit beim FC Bayern ist wohl vorbei.
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Hansi Flick vor Bundestrainer-Engagement?: Der DFB ruft und Julian Nagelsmann wartet

Hansi Flick spricht über seine Zukunft und lässt das Wörtchen "DFB" purzeln. Unterdessen wird schon munter über seine Nachfolge bei den Bayern spekuliert.

Die Schlagzeilen nach diesem bemerkenswerten, aber durch die Hinspielniederlage nutzlosen 1:0 (1:0)-Erfolg des FC Bayern München im Viertelfinale gehörten weniger der Mannschaft des Rekordmeisters als vielmehr dem Trainer. „Emotionaler 4:12-Minuten-Monolog nach dem Champions-League-Finale“ hatte die „Bild“-Zeitung auf ihrer Webseite mitgezählt. Und weiter: „Flick spricht erstmals vom DFB!“

Dabei hätte es auch über das Spiel in Paris viel zu erzählen gegeben. Dieses Rückspiel war ein Drama in mehreren Akten. Schon in der ersten Phase des Duells hätten die hochbezahlten Stars von Paris Saint-Germain alles klar machen können. Allein der Brasilianer Neymar scheiterte innerhalb kürzester Zeit gleich viermal am stark haltenden Manuel Neuer sowie an Latte und Pfosten. Eine Losung im Fußball besagt: Wer vorne nicht zuschlägt, wird hinten bestraft. Und so kam es am Dienstagabend. Das Tor des Münchners Eric Maxim Choupo-Moting fünf Minuten vor der Pause fiel quasi aus dem Nichts. Das Dumme nur für die Bayern: Es sollte trotz vieler Chance auf beiden Seiten das einzige für die Bayern bleiben.

Danach also sprach Flick „erstmals vom DFB“, was an sich eine Zeile für den Hohlspiegel ist. Flick ist dem Deutschen Fußball-Bund schon seit Jahrzehnten verbunden, zu seiner aktiven Zeit als Auswahlspieler und danach als Auswahltrainer. Der 56-Jährige hat in seinem Leben schon sehr oft vom DFB gesprochen. Aber natürlich wollte die „Bild“ mit der Zeile etwas ganz Bestimmtes suggerieren: Flick steht vor einem Engagement als Bundestrainer beim Deutschen Fußball-Bund. Und die Boulevard-Zeitung wird damit wohl richtig liegen.

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Zu seiner Zukunft sagte er noch am Dienstagabend im Interview bei dem TV-Sender Sky. „Man macht sich ja immer Gedanken, was passiert, wie geht es weiter, und, und, und. Ob das jetzt hier jetzt alles wunderbar läuft, oder was auch immer – man macht sich immer Gedanken.“ Die vielen Gedanken wurde Flick auch im weiteren Verlauf des Monologs nicht mehr los. „Wo geht’s hin, wie geht’s weiter – da mache ich mir immer Gedanken. Weil für mich ist ein Erfolg ein stetiger Prozess. Es gibt für mich immer die Situation, alles zu bewerten, sich neuen Herausforderungen stellen oder zu überlegen, wie man es angehen kann. Da habe ich natürlich auch meine Vorstellungen“, sagte er weiter.

Man musste nicht zwischen den Zeilen lesen, um festzustellen: Hansi Flicks Zeit bei den Bayern ist wohl vorbei.

Zumal ein zentraler Gedankengang von Flick die Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw sein dürfte. Seine Familie würde ihn jedenfalls immer unterstützen, sagte er am Dienstag. „Ob ich jetzt beim DFB wäre und einen anderen Rhythmus hätte, das wäre für sie völlig egal. Entscheidend ist für sie, dass der Job mir Spaß macht.“

Binnenverhältnis mit Hasan Salihamidzic ist zerrüttet

Einen Termin mit dem künftigen Münchner Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn habe er bislang noch nicht, sagte Flick auf Nachfrage zudem. „Wenn Oliver mit mir sprechen möchte, wird er mir das rechtzeitig sagen. Ich habe Zeit, von daher ist es für mich kein Thema. Ich habe momentan noch keinen Termin. Wenn er Lust hat mit mir zu quatschen, dann kann er das gerne tun“, sagte er. In der anschließenden Online-Pressekonferenz wies er die Einschätzung zurück, dass sich seine Ausführungen wie eine Art Abschiedsrede angehört hätten. Da habe man ihn wohl „komplett falsch verstanden“.

Aber selbst frühere Weggefährten wie Lothar Matthäus sind überzeugt, dass Flick gegen den FC Augsburg am letzten Bundesliga-Spieltag dieser Saison zum letzten Mal auf der Bayern-Bank sitzen wird. Flick stünde beim Deutschen Fußball-Bund „ganz oben auf der Liste - und dann lange nichts“, sagte Matthäus.

Und unabhängig von Matthäus: Flick wäre dann auch schon in den vergangenen Wochen fehlgedeutet worden. Viele seiner Aussagen waren unmissverständlich: Das Binnenverhältnis mit seinem Vorgesetzten, Hasan Salihamidzic, ist zerrüttet. Es ist zu kleineren Eskalationen zwischen den beiden gekommen, zu Entschuldigungen, aber letztlich auch nie zu einer glaubhaften Versöhnung.

Für die Bayern kommt nur das Beste in Frage und da fällt auch der Name Julian Nagelsmann.
Für die Bayern kommt nur das Beste in Frage und da fällt auch der Name Julian Nagelsmann.
© dpa/ Carmen Jaspersen

Julian Nagelsmann als Nachfolger?

Auch wenn Hansi Flick in der vergangenen Saison sechs Titel mit seiner Mannschaft gewonnen hat, dürfte er einem Machtkampf mit Salihamidzic unterliegen. Schon allein deshalb, weil der alte Vereinspatron Uli Hoeneß einst Salihamidzic installierte und seitdem den Bosnier protegiert. Die Wirkungskräfte des Ehrenpräsidenten im Klub sind nach wie vor ausgeprägt.

So haben sich die Münchner wohl schon längst umgesehen nach einem Nachfolger für Flick. Für die Bayern kommt selbstverständlich nur das Beste in Frage. Und auf dem deutschen Trainermarkt fällt dann vor allem der Name Julian Nagelsmann. Der 33-Jährige ist derzeit noch angestellt bei RB Leipzig und hat laut Lothar Matthäus schon Gespräche mit den Bayern geführt. Das allerdings dementierte Nagelsmann am Mittwoch auf einer Online-Pressekonferenz. „Es gab und gibt keine Gespräche“, sagte er. Trotzdem würde es am Ende wohl niemanden überraschen, wenn Nagelsmann zur kommenden Saison den FC Bayern München trainiert. (mit dpa)

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